Highland-Vampir
gemacht.
»Das ziehen wir durch«, sagte ich. »Und wenn wir ihn in dieser Nacht nicht finden, dann in der nächsten.« Ich ballte die rechte Hand zur Faust. »Ich will ihn haben, und ich will auch Justine Cavallo haben. Sie steckt dahinter, das wissen wir. Sie wird ihn befreien. Sie hat es damals angedeutet.«
»Einigen wir uns darauf«, sagte Suko, »dass wir, wenn wir jetzt nichts finden, die gleiche Tour noch mal bei Tageslicht durchziehen. Da sind die Chancen größer, eine Höhle zu finden.«
»Alles klar«, sagte ich.
Auch Marek stimmte zu. Er warf noch mal einen Blick in die Runde, dabei auch nach oben und wollte uns folgen, um ebenfalls in den Jeep zu steigen, als sich die Gegebenheiten schlagartig veränderten, denn es trat etwas Unerwartetes ein. Und jetzt hatte die Stille der Nacht ihren großen Vorteil.
Wir hörten Schüsse!
Trocken klangen sie auf. Zugleich hörten wir Echos an den blanken Felswänden nach unten rollen und auch in die Weite der Nacht hinein. Für uns stand fest, dass es Schüsse waren und keine Geräusche, die von fallenden Steinbrocken verursacht wurden. Es war auch niemand dabei, Löcher in die Felsen zu sprengen. Was uns da entgegenklang, waren Schussechos.
»Das kommt von oben!«, rief Marek.
Plötzlich hatte er es eilig, in den Wagen zu steigen. Suko fuhr bereits an, als er die Tür zuschlug. Er lachte und sagte dann: »Wir kriegen ihn! Wir kriegen ihn, das ist sicher...«
Ich gab ihm keine Antwort. Aber so sicher wie Marek sich gab, war ich nicht...
***
Nic Curtis war nicht mehr zu halten, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Während er schoss, lief er auf die befreite Gestalt zu.
Das musste er einfach. Er war wie von Sinnen. Er schrie, schoss, und er sah, wie die Kugeln in den ausgemergelten Körper hieben, der von diesen Einschlägen durchgeschüttelt wurde.
Die Wucht der Einschläge trieb ihn bis gegen die Felswand zurück, wo er zusammenbrach.
Die anderen drei Männer hatten sich nicht bewegt. Sie hatten nicht mal zu ihren Waffen gegriffen, was bei ihnen mehr als eine Seltenheit war. Der Ausdruck in ihren Gesichtern glich einer gewissen Ungläubigkeit, und nur Nic war in seinem Element.
Er sah die alte Gestalt am Boden liegen. Er warf den Kopf zurück und konnte das Lachen nicht mehr zurückhalten. Dabei drehte er sich und fuchtelte mit der Waffe.
Er wollte auch etwas sagen, hatte aber Mühe, die richtigen Worte zu finden. Seine Waffe richtete er auf Justine Cavallo. »So macht man das, so und nicht anders! Habt ihr gehört? Habt ihr es gesehen? So geht man mit Blutsaugern um.« Er funkelte Justine an. »Scheiße, Blondie – was?«
»Bist du sicher, Nie«, fragte sie.
»Und ob!«
»Du bist ein Idiot!«
»Ja, ja!«, keuchte er sie an. »Das sagst du, aber der Idiot hat noch eine Kugel für dich aufgespart. Das wirst du sehen und...«
»Nic!« Endlich hatte sich Lorenzo gefangen. Ihm war klar, dass sein Freund einen Fehler beging. So konnte man mit diesen Wesen nicht umspringen. Nic steckte in einem regelrechten Wahn. Er sah auch nicht zur Seite, denn dort lag die alte Gestalt am Boden. Sie war nicht tot, denn sie bewegte sich. Der bleiche Körper richtete sich langsam auf.
»Was willst du, Gil?«
»Komm her!«
»Gleich, Gil, gleich. Erst werde ich noch die Tusse hier ins Jenseits schicken. Meinetwegen auch in ihre Vampirhölle oder wohin auch immer. Ich spiele hier vor. Ich bestimme die Regeln und...«
Der Angriff erwischte ihn mitten im Satz. Plötzlich schlug die blonde Bestie zu. Schon einmal hatte sie demonstriert, welch eine Kraft in ihr steckte, und genau das erlebte Nic jetzt wieder.
Der Schlag traf ihn an der linken Kopfseite. Er glaubte, dass ihm der Schädel wegfliegen würde. Plötzlich blitzten Sterne vor seinen Augen. Seine Füße lösten sich vom Boden, und es gab auch keinen Halt für ihn.
Der Schlag war so heftig geführt worden, dass Nic bis in die Höhle flog.
Wie es dort mit Nic Curtis weiterging, sah keiner, weil es zu dunkel war, aber alle bekamen mit, wie sich die Gestalt des Schreckens wieder erhob, obwohl mehrere Kugeln in ihrem Körper steckten.
Justine Cavallo amüsierte sich köstlich. »Seht genau hin, Freunde, schaut es euch an, denn hier wird nach den Regeln der Hölle gespielt. Es war lächerlich zu glauben, einen Vampir mit Kugeln töten zu können. Wir sind nicht umzubringen. Nicht so leicht, und von euch schon gar nicht. Aber ihr habt das Blut, und das werden wir uns holen.«
Es war praktisch der letzte Hinweis
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