Highland-Vampir
können, aber es hatte leider auf ihn gewartet.
Curtis wusste längst, dass es Vampire gab. Er hatte sich von seiner frühen Meinung verabschiedet, und er wusste auch, dass Vampire Blut wollten.
Der Vampir hatte sich noch nicht gerührt. Allein sein Blick reichte aus, um Nic erkennen zu lassen, welch grausames Vorhaben er in die Tat umsetzen wollte. So schlapp er auch aussah, gegen seine Kräfte kam kein normaler Mensch an. Vor allen Dingen dann nicht, wenn der Vampir ausgehungert war und sich Blut holen wollte.
Er setzte sich in Bewegung.
Beine und Arme bewegte er zugleich. Zuerst sah es wie eine schlaffe Bewegung aus, die nicht koordiniert war, doch Nic täuschte sich. Es war der Ansatz zu einem Sprung gewesen, und genau der erreichte den Mann.
Er kam nicht mehr weg. Er war zu langsam, und der Blutsauger warf ihn gegen die Wand.
Nic Curtis überlegte verzweifelt, wie er sich gegen den Blutsauger wehren konnte.
Mit den Kugeln war es nicht gelungen. Die Einschusslöcher zeichneten sich noch jetzt ab. Um einen Vampir zu erledigen, brauchte man andere Waffen.
Einen Pfahl. Oder geweihtes Silber. Beides stand ihm nicht zur Verfügung. Nur seine Hände und das Messer in der rechten Tasche.
War das die Chance?
Er holte das Messer hervor. Der Druck auf den kleinen Hebel. Die Klinge sprang in dem Augenblick hervor, als der Vampir zugriff. Die kalten Finger umklammerten Nic’s Kehle. Sie drückten sie zusammen, dann zerrten sie Nic vor und stießen ihn sofort wieder zurück, damit er mit dem Kopf gegen die Wand prallte.
Curtis stach zu!
Er merkte, dass die Klinge traf. Sie drang in den alten und auch recht weichen Körper.
Tatsächlich lösten sich die kalten Finger von seiner Kehle.
Nic lachte gurgelnd auf. Er zerrte das Messer aus dem Körper hervor. Er wollte noch mal zustechen, und jetzt höher. Vielleicht hatte er Glück und erwischte das Herz, denn lang genug war die Klinge.
Er war zu langsam.
Nic kam nicht mal im Ansatz dazu. Der Blutsauger hing plötzlich wie eine Klette an ihm und riss ihn um.
Beide fielen zu Boden. Nic schlug wieder mit dem Kopf auf, und erneut raubten ihm die Schmerzen den Überblick. Das Messer vergaß er, denn es gab etwas anderes, das sein Fühlen bestimmte.
Die alte, ausgemergelte und stinkende Blutgestalt lag auf ihm. Sie besaß noch genügend Kraft, ihn hart gegen den Boden zu drücken, und sie hatte jetzt freie Bahn.
Der Highland-Vampir schob sich auf dem Körper des Mannes nach vorn. Er wollte mit seinen Zähnen in die Nähe der Kehle gelangen. Aus dem Maul fuhr eine stinkende Wolke über Nic’s Gesicht hinweg, und dann ruckte der Kopf nach unten.
Es folgte der Biss!
Nic hatte es oft im Film gesehen. Dass es ihm jetzt in der Realität passierte, das wollte ihm noch immer nicht in den Kopf.
Es tat nicht mal besonders weh!
Ein erster, kurzer Schmerz, dem das Zucken an der linken Halsseite folgte, denn der Vampir hatte zielsicher eine Ader getroffen, aus der als das Blut sprudelte.
Weit, so weit wie eben möglich hielt der seinen Mund offen. Das Blut schoss hinein. Er genoss es. Den Saft des Menschen nach so vielen Jahren endlich trinken zu können, das war etwas, das ihm fast den Verstand raubte.
Er drückte seinen Kopf noch härter gegen die Haut am Hals und begann zu saugen. Seine Wangen bewegten sich. Sie zogen sich zusammen, wenn er sich das Blut aus dem Körper holte, und er schaffte es sogar, ein zufriedenes Grunzen zu produzieren.
Über lange, lange Jahre hatte er das Blut entbehren müssen, und jetzt konnte er nicht genug davon bekommen. Es war so einmalig. Er trank, er schluckte. Er spürte die Süße und die Energie, die ihn durchströmten. Er liebte dieses Saugen, und das Opfer unter ihm verlor auch noch den letzten Rest seines Widerstands.
Nic Curtis war nicht bewusstlos geworden. Er stellte nur fest, dass sein Denken und Fühlen allmählich wegschwammen. Etwas unheimlich Dunkles kam auf ihn zu. Es musste sich aus einer anderen Welt gelöst haben, und es dauerte nicht lange, bis es ihn voll und ganz überschwemmt hatte.
Noch einmal stemmte sich sein Herz gegen den nahen »Tod« an. Es schlug irrsinnig schnell, als wollte es das Gefängnis der Brust sprengen, doch dann war es aus.
Nichts mehr. Stillstand!
Nic Curtis war auf eine besondere Art und Weise tot, denn der neue Keim in ihm würde wachsen...
***
Justine Cavallo hatte es geschafft und auch die letzten Meter des Wegs hinter sich gelassen. Sie erreichte das flache Plateau vor der Höhle,
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