Highlander meiner Sehnsucht
warum sie das Gefühl hatte, dass sich gerade alles verändert hatte.
5
A ls Flora endlich wieder auf ihr Zimmer zurückkehrte, war sie von der Anstrengung, seine Schwerter so gut wie möglich von dem stinkenden Öl zu reinigen, so erschöpft, dass sie beinahe zusammenbrach. Am liebsten hätte sie sich vom Abendessen entschuldigen lassen, wenn sie nicht felsenfest davon überzeugt gewesen wäre, dass er sie in diesem Fall eigenhändig nach unten schleppen würde.
Begierig darauf, sich in den Badezuber sinken zu lassen, der mit dampfend heißem und mit getrockneten Lavendelblüten bestreutem Wasser gefüllt worden war, begann sie sich ihrer Kleider zu entledigen. Der sanfte Blütenduft erfüllte die Luft und verdrängte langsam den Gestank des Sturmvogelöls, der sich in ihrer Nase festgesetzt hatte.
Trotz der Schürze, die sie zum Schutz ihres Kleides getragen hatte, waren die Rückstände des Öls durch das Leinen bis in die Wolle ihres Gewands gedrungen. Seufzend gestand sie sich ein, dass es ihre eigene Schuld war. Doch es war die Sache wert gewesen, selbst wenn der Rock ihres einzigen Kleids nun etwas streng roch. Vielleicht würde Mary ihr noch ein weiteres Gewand borgen.
Oder vielleicht sollte sie es einfach dabei bewenden lassen in der Hoffnung, dass der Geruch ihn von ihr fernhalten würde.
Während sie gearbeitet hatte, war es ihr gelungen, seinen Kuss aus ihrem Gedächtnis zu verdrängen, doch die Erinnerung daran kehrte unversehens zurück, als sie sich in das wohltuend warme Wasser sinken ließ. Sie legte die Finger auf ihre noch immer empfindsamen Lippen.
Hatte er sie wirklich so intensiv geküsst?
Und hatte sie diesen Kuss wirklich so hingebungsvoll erwidert, sich so in seiner leidenschaftlichen Glut verloren? Das war natürlich die bei Weitem beunruhigendere Frage. Gott sei Dank hatte sie sich gerade noch rechtzeitig wieder gefasst.
Es war schwer zu glauben, dass dieser furchterregende Krieger, der sie entführt hatte, sie küssen konnte, als wäre sie ein zerbrechliches Stück feinsten Porzellans. Er weckte Gefühle in ihr, die sie noch nie zuvor verspürt hatte. Tiefe Gefühle der Sehnsucht und Zufriedenheit. In seinen Armen fühlte sie sich beschützt, geschätzt und umsorgt.
Energisch schlug sie mit der flachen Hand auf die Wasseroberfläche, so dass die getrockneten Blüten in alle Richtungen auseinanderstoben. Das war völlig lächerlich. Es sah ihr gar nicht ähnlich, solchen Fantastereien nachzuhängen. Andererseits sah es ihr auch nicht ähnlich, sich der Umarmung eines Barbaren hinzugeben.
Nein , korrigierte sie sich. Er war kein Barbar. Wenn sie seit der Nacht, in der er ihre heimlichen Heiratspläne vereitelt hatte, etwas über ihn erfahren hatte, dann das. Er hatte eine angeborene Stärke und edle Haltung an sich, die sich nicht leugnen ließen. Er war hart und unerbittlich, doch er konnte auch besonnen und rücksichtsvoll sein.
Flora tauchte unter Wasser, um sich die Seife aus dem Haar zu spülen, wobei sie sich wünschte, sie könnte die Erinnerung an seinen Mund auf ihren Lippen ebenso leicht fortwaschen. Sie glaubte nicht, dass sie dieses Gefühl oder sein intensives männliches Aroma je vergessen würde.
Doch das spielte keine Rolle. Es war ein Fehler gewesen, sich von ihm küssen zu lassen. Das würde ihr nicht noch einmal passieren. Sie war seine Gefangene. Das sollte sie besser nicht vergessen. Für ihn war sie lediglich ein Druckmittel, das er gegen ihren Bruder einsetzen konnte. Ein Mittel zum Zweck. Sie könnte niemals etwas für einen Mann empfinden,
der sie so benutzte. Ein Kuss, wie unvergleichlich auch immer, würde daran nichts ändern. Flora kannte ihren Wert, nicht als vorteilhafte Partie oder zum Beenden eines Fluches, sondern als Frau. Sie würde nichts Geringeres von einem Ehemann fordern, als diesen Wert zu erkennen.
Sie hatte geglaubt, Lord Murray wäre anders. Stattdessen war er ihr eine eindrucksvolle Lektion gewesen, nicht dem falschen Mann zu vertrauen. Diesen Fehler würde sie nicht noch einmal begehen.
Vorsichtig stand sie auf, stieg aus der Wanne und schlang sich zitternd das Handtuch um den Körper. Wo war Morag? Sie hatte versprochen, zurückzukommen, um den Kamin anzuzünden und ihr beim Kämmen der Haare zu helfen. Flora schlenderte zu dem kleinen Fenster, um sich von den letzten goldenen Sonnenstrahlen die fröstelnde Haut wärmen zu lassen.
Ein leises Klopfen an der Tür zeugte von der Ankunft der Dienerin. Mit dem Gedanken, der
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