Highlander meines Herzens
wirklich ein Wunder, dass er daraus erstarkt hervorgegangen war. Für das, was Sin erlitten hatte, fühlte sich Braden schuldig. Die anderen Lairds hatten ihre jüngsten Söhne als Geiseln nach England geschickt. Eigentlich, wäre es gerecht zugegangen, hätte er fortgehen müssen und nicht Sin.
Selbst wenn er tausend Jahre alt würde, er würde sich nie damit abfinden, dass Sin an seiner Stelle nach England gebracht worden war.
»Besteht die Möglichkeit, dass du meiner Mutter je verzeihen kannst, was sie getan hat?«, erkundigte Braden sich schließlich.
Es war zu dunkel, um Sins Miene erkennen zu können,
aber Braden spürte Sins Hass fast körperlich. »Man sagt, alles wäre möglich. Da ich jedoch meiner eigenen Mutter nicht verzeihen kann, was sie getan hat, warum sollte ich dann deiner je vergeben?«
Braden schwieg. Er konnte jenen schicksalsträchtigen Tag ebenso wenig vergessen wie Sin. Den Tag, an dem König David zu ihrer Burg geritten gekommen war und einen Sohn als Pfand verlangt hatte, um Frieden mit den Engländern zu schließen. Alle fünf hatten vor Angst den Atem angehalten, sich der Tatsache bewusst, dass einer von ihnen würde gehen müssen.
Lochlan wollte gerade mutig vortreten, als ihre Mutter ihn plötzlich gepackt und zurückgezogen hatte. Sie hatte alle ihre vier Söhne zu sich gerufen, sodass Sin allein und verloren dastand. Abgesondert.
»Wenn du einen meiner Söhne nimmst, dann schwöre ich, setze ich meinem Leben ein Ende«, hatte ihre Mutter erklärt.
Sein Vater, der sie mehr als alles auf der Welt liebte, hatte nicht widersprochen. Bis zum heutigen Tag konnte Braden noch Sins entsetzte Miene sehen, als er begriff, was sein Vater tun würde.
Und warum.
»Mach schon, alter Mann«, hatte Sin ihm mit der Kühnheit der Verzweiflung entgegengeschleudert und die Hände zu Fäusten geballt. »Schick den Bastard zurück nach England, damit du deine schottische Hure in Ruhe verhätscheln kannst.«
Das hatte Sin eine schallende Ohrfeige eingebracht, unter der er rückwärts taumelte. »Keiner meiner Söhne beleidigt meine Frau«, hatte sein Vater erklärt.
»Dann bin ich keiner deiner Söhne.« Die Augen voller Wut und Verachtung hatte sich Sin wieder aufgerichtet
und das Blutrinnsal aus seinem Mundwinkel abgewischt. Dann hatte er seinen Vater angespuckt.
Der hatte sich den Speichel fortgerieben und verächtlich die Lippen verzogen. »Du bedeutest mir nichts, Junge«, hatte er kühl erklärt.
Der Schmerz auf Sins Gesicht in dem Moment hatte sich auf ewig in Bradens Gedächtnis eingegraben. »Sag mir doch mal etwas, Alter, das ich nicht schon weiß.«
König Davids Männer hatten Sin ergriffen, und nur Braden und seine Brüder hatten aufgeschrien.
Sein Vater hatte sich bloß umgedreht und nach der Kinderfrau gerufen, um seine anderen Söhne auf ihr Zimmer bringen zu lassen.
Nicht ein Mal hatte sein Vater zu Sin zurückgeschaut oder je wieder seinen Namen erwähnt. Von jenem Tage an hatte sein Vater gelebt, als hätte es Sin nie gegeben.
Das hatte Braden ihm nie verziehen.
Es war jener Tag gewesen, als sein ältester Bruder gegangen war, dass Braden sich geschworen hatte, nie eine Frau zu lieben. Er würde es keiner Frau erlauben, ihm wichtiger zu werden als sein eigen Fleisch und Blut, er würde nie wegen der Rachsucht oder Eifersucht einer Frau seinen Sohn im Stich lassen. Aus diesem Grund war er in den letzten Jahren vorsichtig gewesen. Vorsichtig, kein Kind zurückzulassen, das für seine Taten büßen müsste. Er wusste von dem Albtraum, den Sin durchlebt hatte. Eher würde die Hölle zufrieren, als dass Braden es zuließe, dass ein Kind von ihm Ähnliches durchlitt.
Maggie murmelte leise etwas im Schlaf.
Braden drückte sie fester an sich. Sie war ihm ein Rätsel. Dass sie diesen dornigen Weg zum Wohl ihrer Brüder und dem der anderen Männer des Clans eingeschlagen hatte, verriet viel über sie.
Er ertappte sich dabei, dass er sich fragte, welche Wahl sie wohl getroffen hätte, wäre sie an der Stelle seiner Mutter gewesen. Hätte sie auch das Kind geopfert, das nicht von ihr war, oder hätte sie sich gleichermaßen vor sie alle gestellt?
Und was ändert das?
Wer will schon ernsthaft eine Ehefrau?
Aber tief in seinem Herzen, da wusste er, gab es ein winziges Stück von ihm, das sich wirklich nach einer Familie sehnte. Maggie hatte Recht. Er liebte die ausgeschmückten Geschichten der Barden, die von Frauen erzählten, die ihre Familien mit ihrem Leben verteidigten. Er
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