Hilf mir, Jacques Cousteau: Roman (German Edition)
um«, sagt Dad. Er und Andrew scheuern nach einem unserer Katastrophenessen angebrannte Töpfe. Jetzt, wo meine Mutter weg ist, kochen wir alle gemeinsam, eine tägliche Pflicht, jeden Abend. Das bringt meine Mutter so auf die Palme, dass ich mich hüte, das Wort »Essen« in ihrer Gegenwart in den Mund zu nehmen.
»Warum ist ihm das nicht eingefallen, als ich noch da war?«, sagte sie, als sie davon erfuhr.
Dad ist heute ungewöhnlich sauer, vielleicht wegen der Hitze. Er hackt auf einen Knoten steinharter Spaghetti ein.
»Ich musste mir ihre Vögel ansehen gehen, damit sie Ruhe gab«, sagt er. »Ihr glaubt nicht, wie das stinkt.«
Mrs. Baze hat die Gabe, zur Stelle zu sein, wenn Vögel von Autos angefahren werden. Sie bringt sie zum Tierarzt und scheut keine Kosten, um das verdämmernde Leben zu retten. Der Tierarzt fleht und argumentiert, aber das hat alles keinen Zweck. Einmal hat der Tierarzt einen bewusstlosen Patienten über Nacht »zur Beobachtung« behalten und heimlich eingeschläfert. Aber Mrs. Baze ist ihm auf die Schliche gekommen. Jetzt folgt sie ihm immer ins Hinterzimmer und schaut ihm genau auf die Finger, während er einen vergeblichen Monolog über das »Hinauszögern des Unausweichlichen« hält.
»Ich würde ja den Tierarzt wechseln«, sagte sie zu Dad, »aber er gibt mir Rabatt.«
Mrs. Baze hat einen alten Papagei, der schon ewig bei ihr lebt, und zwei schwer traumatisierte Tauben, Valentine und Bigs. Keine kann weiter fliegen als vom Sofa zum Sessel; Bigs läuft gegen die Wand.
Es ist Dienstag. Ein stickig feuchter Tag, an dem die Bäume das Laub hängen lassen und die Straßen auf halber Höhe ins Nichts verschwimmen. Andrew spritzt mich mit dem Gartenschlauch ab, dann spritze ich ihn ab. Ich drücke den Hund in den Schlamm, während Andrew sein Fell wässert; der Hund knurrt unter meinem Gewicht und schnappt gereizt nach dem Wasserstrahl. Dad kommt raus, und wir zielen mit dem Schlauch auf ihn, was er überhaupt nicht witzig findet. Geladen geht er wieder hinein, um sich eine trockene Hose anzuziehen.
»Wieso hat er bei dieser Hitze überhaupt eine lange Hose an?«, fragt Andrew. Ich versuche, mir meinen Schock nicht anmerken zu lassen: Andrew redet wieder. Einfach so.
Er und der Hund folgen Dad ins Haus und ziehen eine Spur von Wasser, Schlamm und Grasresten hinter sich her.
Der Wasserhahn tropft auf die Verandastufen. Einen Moment wird mir schwummrig. Die hintere Gartentür geht auf, und ich drehe mich um. Niemand ist da, dann ist plötzlich meine Mutter da, ihre nackten Füße sinken in die aufgeweichte Erde. Sie blickt nach unten zu ihren Fußabdrücken, perfekt zeichnen sich die Zehen ab. Von einem Moment zum nächsten ist sie fort, ohne die kleinste Spur zu hinterlassen.
Meine Freundin Jeannie sagt, sie fühlt sich mies; sie kann in der Hitze auch nicht besser schlafen als ich. Ich habe sie sehr spät nachts angerufen, und jetzt liest sie mir vor, während wir beide in den Betten liegen. Ich frage sie nach meinem Horoskop, und sie erzählt mir von vergangenen Leben, von Verhütung und von ihrer Mutter. Jeannie ist Koreanerin und sieht unsere Geburtsdaten in ihren Büchern nach. Mein Zeichen ändert sich ständig: Mal bin ich Büffel, mal Ratte.
»Das Buch ist scheiße«, sagt sie, und ich höre im Hintergrund ein Klatschen, als es auf den Boden fällt. Wir ignorieren das Knacken und Seufzen, wenn mein Vater immer wieder die Leitung kontrolliert, ob wir noch telefonieren.
Mein Vater steht im Bad und studiert im Spiegel sein griesgrämiges Gesicht. Er trägt einen Smoking, auf den sich der Staub der Jahre gesetzt hat. Heute ist der fünfundzwanzigste Hochzeitstag von Castor und Netty, und mein Vater geht hin, allein. Er fährt mit dem Auto die fünfzehn Meilen zum Silver Birch Golfclub, den Castor für den Abend gemietet hat.
Während Dad weg ist, mopsen Andrew und ich uns jeder ein Bier. Andrew zündet ein Streichholz nach dem anderen an, macht zwei Schachteln leer, dann spült er alle das Klo runter.
Dad kommt sehr spät nach Hause. Seine Krawatte baumelt lose um den Hals; er lässt sich am Esstisch auf einen Stuhl fallen, klopft mit einem Finger auf das Holz und kratzt an einem hellen Fleck herum. Ich bringe ihm ein Bier; er dankt mir, rührt es aber nicht an.
»Wie viele Leute können von sich sagen, dass sie in einen zwanzig Jahre alten Smoking passen?«, fragt er. Er streckt müde die Arme aus, ganz ohne Stolz. Jeannie meint, mein Dad ist ein kleines Kind und meine
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