Hilfe, die Googles kommen!
ist, die ihn zurück in die Höhle pfeift, läuft der Netzschädling Amok. Das Grundproblem lautet also: Frauen finden Trolle blöde! 146
»Aber was ist denn mit trollenden Frauen?«, wird sich der ein oder andere Leser berechtigterweise fragen. Die Antwort ist einfach: Es gibt keine weiblichen Trolle! 147 Kann es ja gar nicht – die Damen der Welt, diese Wesen voller Grazie und Schönheit, sind im Gegensatz zu Männern ausgestattet mit Sanftmut und Weisheit. Sie wissen, dass es armselig und dämlich ist, in Feinrippunterhose bei Mutti unterm Dach zu hocken und das Netz mit Garstigkeiten vollzumüllen. Allein schon wegen des Karmas und so.
Hans-Christian hingegen wird im nächsten Leben sicherlich als Schnabeltier oder Nacktmull wiedergeboren. Soll er mal versuchen, in dem Zustand einen Internetanschluss zu bekommen. Ha!
Viel Lärm um nichts
Diskussionen im Internet verlaufen fast immer nach der gleichen Dramaturgie. Es sind kleine Theaterstücke in drei Akten. Zu Beginn des ersten Aktes steht meist gar keine Diskussion im herkömmlichen Sinne, keine kontroverse Meinungsäußerung im virtuellen Raum. Dort, wo man nicht im Entferntesten einen Konflikt vermutet, lauern oft die heftigsten Auseinandersetzungen.
Ein Beispiel: User Alpha_1 stellt in einem Forum für werdende Eltern, nennen wir es derstorchkommt.de, die an sich harmlose Frage: »Darf man während der Schwangerschaft alkoholfreies Bier trinken?« Die klassische erste Antwort kommt von einem Mitglied, nennen wir es in diesem Falle bigmommy_ffm, das die Frage nicht so richtig gelesen hat und deswegen empört, aber noch bedingt konstruktiv antwortet: »Deinem kleinen Wurm zur Liebe würde ich GANS auf Alkohol vertzichten!!!«
Ich nenne diese Spezies den Impuls-Poster. Er reagiert auf Schlüsselwörter, antwortet schnell, macht (deswegen?) jede Menge Rechtschreibfehler, schreibt den Kern seiner Aussage GROSS und setzt mindestens drei Ausrufezeichen.
Eine weitere Antwort kommt etwas später vom sogenannten Reflektierten Experten, hier Userin habschondrei, die antwortet: »Klar. Habe bei jeder Schwangerschaft kistenweise alkoholfreies Bier getrunken. Ist nie was passiert. Da ist ja auch nur ein verschwindend geringer Alkoholanteil drin. Prost! :-)« Kennzeichen dieser Art von Diskussionsteilnehmern sind die Schilderung einer persönlichen Erfahrung, verbunden mit mehr oder weniger wissenschaftlichen Fakten, einer groovy Grußformel und einem Emoticon 148 , um die groovy Grußformel noch grooviger zu machen.
Auf dem Fuße folgt nun der Antithesen-Hulk, der dem Alpha-User und dem Reflektierten Experten mit aggressiver Energie entgegentritt. Brittamaus_84 schreibt: »@Alpha_1: Wie kann man überhaupt so eine Frage stellen? Bis du Alkoholigerin? @habschondrei: Du bist ein Fall fürs Jugendamt. Auch im alkfreien Bier ist genug drin, um dem Fötus zu schaden.«
Auftritt des Online-Klugscheißers wikiklaus: »Alkoholfreies Bier hat so um die 0,3 % Alkohol. Da hat mancher Fruchtsaft mehr.«
habschondreis Antwort auf den Angriff von Brittamaus_84 lässt ebenfalls nicht lange auf sich warten: »Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Und überhaupt, lern erst mal Deutsch.«
Mit der Ausweitung der Diskussion auf die Rechtschreib- oder Grammatikfehler in einem Posting beginnt der zweite Akt, in dem sich die Diskussion immer weiter vom Thema entfernt und Sinn und Verstand den Weg in die ewigen Jagdgründe antreten.
Ein paar Schlichter tauchen auf: »Hey, hier darf doch jeder seine Meinung haben.«, »Hört doch mal auf. Das bringt doch nichts.« – aber das bringt meist nichts, weil gleichzeitig weitere Brandstifter das Feuer anheizen: »Was bist du denn für ne Mutter?«, »Alkoholikerin schreibt man mit K!«, »Wo bin ich denn hier gelandet!«, »Das hat mit Meinung nichts zu tun. Das sind FAKTEN !!!«
Zu Beginn von Akt 3 bestätigt sich Godwins Gesetz: Je länger eine Diskussion im Netz läuft, desto mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Nazivergleich ins Feld geführt wird. »Ich lasse mich doch hier nicht als schlechte Mutter beschimpfen. Das sind ja Nazimethoden.«
Damit läuft die Unterhaltung gänzlich aus dem Ruder. In der Phase der schlimmsten Eskalation weisen die Beiträge folgende Eigenschaften auf:
1. Die Anzahl der Ausrufe- und Fragezeichen steigt exponentiell an.
(»Was willst du damit sagen?????????«)
2. Es wird zunehmend in Großbuchstaben formuliert. (» LECK MICH DOCH !!!!!«)
3. Die Beiträge werden kürzer. (» BITCH
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