Hilfe ich bin berühmt
mein Buch zu illustrieren?«
»Ich habe viel darüber nachgedacht. Ich frage mich nur, ob ich gut genug dafür bin.«
»Lieber Himmel, Mädchen, warum diese schreckliche Bescheidenheit? Natürlich sind Sie gut genug. Was fehlt Ihnen?« Warum haben Sie soviel Angst vor sich selbst und vor Ihrem Talent?«
»Das ist eine alte Geschichte«, begann sie, und sie hätte ihm die ganze Geschichte von ihrem dummen Scherz und dem positiven Echo auf die »Träume« erzählt, aber in diesem Augenblick kam Hana den Weg herauf, und sie gingen ihr entgegen.
Sie strahlte. Alles war bestens. Timothy mußte einige Jahre lang eine Brille tragen; das war alles. »Bis er Büsche schneiden und Kühe melken muß, wird alles in Ordnung sein«, endete sie zufrieden. Hier hörte man Timothy murmeln, daß er keine Kühe melken würde; er wollte Rennfahrer werden. Hana lächelte gütig und überhörte seinen Wunsch verständnisvoll. Als sie von Tinas Entgleisung erfuhr, fragte sie erschrocken: »Und Sie mußten sich um all das kümmern?«
»All das ist die richtige Beschreibung, Hana. Es war wirklich alles dran. Aber Mr. Munro half mir, und es ist schon gut. Unsere Taschentücher trocknen in der Sonne, und Tina und ich auch. Lassen Sie uns noch zehn Minuten, und dann sind wir so gut wie neu.«
Als sie jetzt den Park verließen, schien es ganz selbstverständlich, daß Munro sich zu ihnen gesellte. Seine Geschäfte, sagte er, seinen erledigt, und obwohl Tessa sich fragte, welche Geschäfte um zehn Uhr morgens abgeschlossen sein konnten, freute sie sich, seine Begleitung zu haben. Auf eine geheimnisvolle Weise war er nicht nur ihr Führer, sondern auch ihr Gastgeber geworden. Sie gingen in die Stadt hinunter, und Tessa zeigte Hana, wie man einem Zebrastreifen begegnet. »Wir werden loslaufen, wenn das Signal kommt. Sie und die Kinder folgen so schnell wie Sie können. Sollen wir ein paar übernehmen?«
»Nein danke. Sie werden sich bei mir besser benehmen. Los geht’s. Jetzt gebt euch alle die Hand und bleibt zusammen.«
Gemeinsam schossen die fünf kleinen Heavens mit ihrer Mutter in der Mitte nach vorne, in der hastenden wilden Menge eifrig bemüht, den gegenüberliegenden Bürgersteig rechtzeitig zu erreichen. Tina erschwerte nun die Dinge, weil sie sich weigerte, getragen zu werden; sie war sonst ein williges Kind, doch jetzt offensichtlich durch ihre führende Rolle in dem eben geschehenen Drama durcheinandergebracht, und sie bestand darauf, von ihrem Bruder, kräftig festgehalten, selbst zu gehen. Tessa und Munro eilten voraus und erreichten den Bordstein, um nun der Familie zu helfen. Aber das war nicht nötig. Obwohl die Ampeln anstelle des grünen »Bitte gehen« schon lange das rote »Halt« zeigten, ging die Familie Heaven weiter, ungestört und ohne sich der Gefahr von den ungeduldigen, hinter der weißen Linie wartenden Autos bewußt zu werden. Aber sie hatten recht: Niemand hupte auch nur, und selbst der gereizteste Autofahrer lehnte sich mit einem breiten Grinsen aus dem Fenster, als er die strahlende und nicht im geringsten beunruhigte Familie sah. Tessa und Munro freuten sich an diesem Anblick und halfen den keuchenden und siegreichen Heavens auf den Bürgersteig.
»Na ja«, sagte Hana mit einem breiten Lächeln, »sie waren nett, alle diese Stadtfahrer. Überhaupt nicht böse, weil Tina so langsam war. Gar nicht, wie es in der Zeitung steht. Keine Eile, und viel Lachen.«
Der Rest des Tages war angefüllt mit Freuden für die kleinen Heavens. Munro bestand darauf, daß sie in eine Cafeteria gingen, wo die Kinder selbst wählen konnten. Es gab eine verwirrende Vielfalt, und das Auswählen brauchte lange. Aber niemand runzelte die Stirn, als Timothy, der sich jetzt von seiner Tortur völlig erholt hatte, sich eigenmächtig zwei Apfelstrudel, fünf Cremekuchen und eine Fleischpastete nahm, das Ganze großartig vervollständigt durch eine Flasche Gingerbier. Mit Rücksicht auf die Heimfahrt gelang es ihnen, Tinas Appetit einzudämmen, aber alle anderen luden ihre Teller voll und grinsten vor reiner Glückseligkeit. Die Mahlzeit war heiter, und Munro nahm die Rechnung entgegen, ohne zu erschrecken, und erklärte, daß er noch nie soviel Spaß gehabt habe. Es folgte ein Besuch in einem Warenhaus, wo sowohl Aufzüge wie Rolltreppen eine erstaunliche Neuheit für die Familie darstellten. Schließlich gelang es ihnen, Matthew gewaltsam von seiner siebten Reise auf der Rolltreppe zu holen und Myrtle, die gerade zum fünften Mal
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