Hilfe, ich habe Urlaub
zwei Wochen aus Odessa in der Ukraine eingewandert ist.
Bei dem Wort »hello« gerät Boris völlig außer sich. Man fragt sich, wie dieser Mann nach Amerika gelangen konnte und sich am Steuer eines japanischen Wagens wiederfand.
Man kann nur annehmen, daß Boris in unser Land kam und direkt zu einer Arbeitsvermittlung ging, wo ein Sozialwissenschaftler einen Test mit ihm durchführte. Zum Schluß sagte der Sozialwissenschaftler: »Sie sprechen kein Wort Englisch, Sie haben in Ihrem ganzen Leben noch kein Auto gefahren, Sie kommen vom Land. Da kommt für Sie nur ein Job in Frage: Taxifahren in New York.«
An einem Nachmittag in Los Angeles stieg ich in ein Taxi mit einem arabischen Fahrer, der immerhin vier Wörter Englisch konnte: »Ich bin nicht reich.« Als er mir für eine Fahrt von acht Minuten zwanzig Dollar abknöpfte, brachte ich ihm sechs neue Wörter bei: »Aber es dauert nicht mehr lange.«
Nach unserer Erfahrung mit dem Mietwagen in Italien überlegten mein Mann und ich, uns für den nächsten Urlaub einen Wagen mit Chauffeur zu nehmen. Das hatten schon viele unserer Freunde gemacht. Unsere Nachbarn Bob und Judy schwärmten immer davon, wie wunderbar es gewesen sei, das eigene Tempo bestimmen zu können, nur das zu besichtigen, was man sehen will, in seiner Planung nicht festgelegt zu sein und das Fahren jemand anderem zu überlassen.
Sie sagten, es sei so einfach zu arrangieren. Man könne alles vorher durch das Reisebüro buchen, und am Flughafen würden dann Wagen und Chauffeur auf einen warten.
Die schweren Beruhigungsmittel haben sie mit keinem Wort erwähnt.
Indonesien
Jedes Land auf der Welt sorgt sich über die Bedrohung durch aggressive Nachbarstaaten. Solche Sorgen sind im Grunde überflüssig. Die Russen erledigen sich, indem sie zuviel Wodka trinken.
Die Japaner werden sich zu Tode rauchen, die Finnen werden sich umbringen, weil sie ihre Arterien mit lauter tierischen Fetten verstopfen, und die gesamte Bevölkerung von Indonesien wird dem Verkehr zum Opfer fallen.
Mein Mann und ich wollten nach Indonesien fahren und waren zur Abwechslung mal beide begeistert. Gewöhnlich waren wir uns nie einig darüber, wohin wir fahren und was wir dort machen sollten, aber in diesem Land gab es alles: weiße Sandstrände, den Wildpark »Ujung Kulon«, die Vulkaninsel Krakatau - deren Ausbruch 1883 die größte Explosion war, die die Geschichte verzeichnet -, und eine der einzigartigsten Kulturen der Welt. Obwohl mehrheitlich islamisch, weist das ganze Land eine Mischung von Islam, Hinduismus, Buddhismus,
Christentum und Animismus auf.
Sobald Sie die Autofahrer in Indonesien sehen, verstehen Sie, warum die Religion für sie so eine große Rolle spielt.
Nach einem Tag als Beifahrer in einem indonesischen Auto hätte ich selbst die Vorhänge im Hotel angebetet, falls mich das vor körperlicher Gefahr bewahrt hätte.
Das erste, was uns in Jakarta auffiel, war das Fehlen von Hunden und Katzen. Ich brauchte nicht lange, um herauszufinden, daß sie vermutlich einst in großer Zahl in diesem Teil der Welt vorgekommen waren, aber nach und nach bei dem Versuch, die Straße zu überqueren, von Mercedes und Volvos zur Strecke gebracht worden waren. So starben sie aus. Als nächstes waren die Menschen dran.
Wir trafen unseren Führer vor unserem Hotel. Draußen machte er uns mit dem Fahrer
bekannt. Das war sehr ungewöhnlich, da meist ein Mann sowohl als Fahrer als auch als Führer arbeitet.
Der Fahrer war jung und feingliedrig und sprach wenig. Er zeigte keine Gefühlsregung, nur von Zeit zu Zeit eine Art nervösen Tick. Dann zwinkerte sein rechtes Auge, sein Kopf zuckte, und er streckte seinen Hals, als säße sein Schlips zu eng.
»Wir besichtigen jetzt zuerst den Palast des Sultans«, erklärte der Führer und lächelte. Der Wagen schoß aus der Ausfahrt wie eine Rakete.
Ich möchte hier einmal darauf hinweisen, daß ich kein nervöser Beifahrer bin. Ich habe drei jugendliche Raser überlebt, einen, der um siebzehn Uhr im Berufsverkehr Computerspiele spielte, eine, die ein komplettes Make-up auflegte und ihre Hausaufgaben erledigte, während sie durch eine Baustelle fuhr, und eine weitere, die einen Strafzettel bekam, weil sie mit siebzig Stundenkilometern im Rückwärtsgang fuhr. Aber was ich hier erlebte, übertraf alles.
Die meisten Landstraßen in Indonesien haben zwei Fahrspuren. Und jeder überholt. Jeder!
Fragen Sie mich nicht, wie die das anstellen.
Es gibt hier grundsätzlich sieben
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