Hilfe, ich habe Urlaub
traurig und einsam …«
Ich hörte wie betäubt zu. Mein Kopf fühlte sich an wie ein mit Wasser gefüllter Ballon.
Um halb neun redete unser Führer immer noch auf uns ein. »Als Dasamuka ihn angreift und zum Kampf zwingt, verwandelt sich Kala Marica in einen goldenen Hirsch, um Rama und
Lesmana von Sinta wegzulocken, so daß Dasamuka Sinta entführen kann. Dann reizt der goldene Hirsch …«
Von Zeit zu Zeit sackte mir der Kopf auf die Brust, und ich riß ihn wieder hoch, um seine Stimme monoton weiterrezitieren zu hören: »Umgekehrt gibt Sinta ihre Haarnadel an Senggana, der sie Ram übergeben soll…«
Ich befeuchtete meine Finger mit Speichel und rieb mir die Augen. Meinem Mann hing der Kopf zwischen den Beinen. Seine Ellenbogen berührten den Boden. Er war offensichtlich ins Koma gefallen. Mitleidheischend sah ich mich nach den anderen fünf Zuschauern um. Sie waren alle gegangen.
Ich hatte blaue Flecken am Arm, wo ich mich gezwickt hatte, um durch den Schmerz das Bewußtsein wiederzuerlangen. »Dann befiehlt der Affe beiden Damen zu gehen, und er beginnt den Garten zu zerstören«, leierte der Führer. »Er reißt sich los und setzt Alengka in Brand, kehrt dann nach Pancawait zurück, um …« Es war nach dreiundzwanzig Uhr, als wir erschöpft in den Wagen sanken, der uns in unser Hotel brachte. Ich schlief den ganzen Weg über. Vielleicht war das die Lösung, wie man in Indonesien als Beifahrer am Leben blieb. Auf jeden Fall war ich jetzt nicht mehr nervös.
Am nächsten Tag brachen wir zu einer Kreuzfahrt zu den
Spice Islands, den Gewürzinseln, auf. Mein Mann wollte den Berg aus Vulkanasche besteigen und in die qualmenden Reste von Krakatau hinabsehen. Zudem war es angenehm, dem
Autofahren zu entkommen und sich keine Sorgen über die Riten beim Überholen machen zu müssen.
Als wir fünf Tage später zurückkehrten, bot unser Kapitän an, er wolle mehrere von uns gern am Hotel absetzen.
Ich lehnte mich wohlig in die Kissen seines Wagens zurück, als wäre ich rundum sorglos versichert. Doch dieses Gefühl sollte nicht lange anhalten. Wir jagten durch den Verkehr, als nähmen wir am Rennen von Indianapolis teil. Plötzlich hielten wir mit quietschenden Bremsen vor einer roten Ampel. Dann gab es hinten einen Aufprall, und ich flog einen Sitz weiter. Ich konnte mich noch umdrehen und sah hinter uns einen Kleinbus. Einer der Fahrgäste war gegen die Windschutzscheibe geprallt.
In der Ferne heulte die Sirene eines Krankenwagens. Der Kapitän stieg aus, kam nach einigen Minuten zurück und versicherte uns, daß nichts Schlimmes passiert sei.
Ich senkte den Kopf und sprach stumm ein Dankgebet zur Schutzheiligen der indonesischen Beifahrer: Unsere Liebe Frau vom Valium.
Dia-Abende
Niemand möchte Ihre Dias sehen. Begreifen Sie das doch endlich!
Nicht Ihre Eltern, die Ihnen das Leben schenkten. Nicht Ihre Kinder, die von Ihnen abhängig sind und sich nicht zu erwehren wissen. Nicht Ihr Pfarrer, Priester oder Rabbi, die dafür bezahlt werden, freundlich und nachsichtig zu sein. Nicht mal jemand, dem Sie im Krieg das Leben gerettet haben und der Ihnen wirklich was schuldig ist.
Jeder Amateurfotograf der von einem Urlaub zurückkehrt, träumt davon, seine Bilder zu ordnen und sie vielleicht in einer Schulaula einen Abend gegen ein geringes Eintrittsgeld vorzuführen. Einige denken sogar daran, das Foto, auf dem ihr Hund versucht, in das Wasser zu beißen, das aus dem Gartenschlauch spritzt, bei einem Fotowettbewerb einzuschicken. Und ganz Unverfrorene scheuen nicht davor zurück, sich in der Stadtbücherei die Anschriften von Redaktionen wie »Geo« und »Merian« herauszusuchen.
Die meisten Dias enden im Schrank in Schuhschachteln neben der Bowlingkugel. Sie werden zum Sibirien der vergangenen Ferien. Natürlich gibt es einige Gelegenheiten, bei denen man Dias sinnvoll und zum Wohl der Menschheit einsetzen kann.
1. Bringen Sie 700 Ihrer Dias in ein Kriegsgebiet, und in wenigen Minuten werden die Kampfhandlungen eingestellt, und alle wollen weg. Die meisten Länder haben Dias als
unmenschlich geächtet, aber sie sind für Konflikte zugelassen, in denen keine friedliche Lösung möglich erscheint.
2. Dias sind wirkungsvoll in abgeschiedenen Gebieten, wo Betäubungsmittel fehlen und Operationen manchmal auf dem Küchentisch ausgeführt werden müssen.
Es hat Fälle gegeben, wo der Patient nur ein Klicken und eine Stimme zu hören braucht, die erzählt, daß man dieses nette Pärchen zufällig in
Weitere Kostenlose Bücher