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Hilfe, ich habe Urlaub

Hilfe, ich habe Urlaub

Titel: Hilfe, ich habe Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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Kopf.
    »Willst du nicht den Apollotempel in Delphi sehen, wo sich das Orakel befand?« Ich sagte nein.
    »Willst du einmal sterben, ohne je etwas Älteres gesehen zu haben als dich selbst?« Ich nickte stur.
    Unser Führer sah aus, als wäre er einem Film entsprungen. Er trug eine Mütze, unter seinem Tweedsakko einen Schal und paffte an einer Pfeife, die ihm ständig ausging.
    Sobald er sprach, beanspruchte er unsere volle Aufmerksamkeit. Bei jeder historischen Sehenswürdigkeit stiegen wir aus dem Bus aus und wieder ein, bis ich mir vorkam wie auf einem Ausflug zur Talsperre im vierten Schuljahr.
    Ich machte mir Sorgen, weil jeder außer mir auf der Tour mindestens eine Frage gestellt hatte und der Führer sich das sicher gemerkt hatte. Eines Tages, wenn ich es am wenigstens erwartete, würde er mich anfunkeln und fragen: »Sie! Sie da mit dem Pappbecher voller Eiswürfel! Wie nehmen sich Ihrer Ansicht nach die Ausgrabungen im Palast von Knossos im Vergleich zu denen von Phaistos in der Mesara aus?«
    Mehr als einmal hatten sich unsere Blicke gekreuzt. Endlich waren wir in Theben, es war der letzte Tag vor unserer Rückkehr nach Athen. Und meine Anspannung wuchs ins Unerträgliche.
    Mir lief die Zeit davon. Etwa dreißig von uns standen herum, als es plötzlich ganz still wurde, er mich direkt ansah und fragte: »Haben Sie keine Fragen?«
    Das, was mich wirklich beschäftigte, hätte er gewiß nicht hören wollen. Seit meiner Ankunft in Griechenland fragte ich mich nämlich, warum allen männlichen Statuen das gleiche
    biologische Anhängsel fehlte. Was war damit geschehen? Wurden die Teile irgendwo gelagert?
    Wurden aus Gründen der Zensur den Museen die Mittel vorenthalten, bis sie sie entfernten?
    Hielten die militanten türkischen Amazonen hier ihre Treffen ab?
    Ich verwarf alle diese Fragen. Statt dessen meinte ich gleichmütig: »Hat der Löwe, gegen den ich mich hier lehne, eine historische Bedeutung?«
    Dreißig Menschen erstarrten in der Vorahnung dessen, was nun kommen mußte. Der Führer sah mich lange an, bevor er sprach. Dann sagte er: »Sie haben nicht aufgepaßt. Vor noch nicht einmal zwei Sekunden habe ich erklärt, daß der Löwe an den Sieg Philipps von Makedonien 338
    vor Christus erinnert.«
    Ich habe bereits erwähnt, daß mein Mann ein Reisetagebuch führt. Ein kleines Beispiel soll Ihnen zeigen, wie verrückt sich Amerikaner wegen historischer Sehenswürdigkeiten machen lassen:
    Wir waren in Spanien in einer Bäckerei, als jemand eine großartige alte Kirche namens St.
    Lucas erwähnte. Wir setzten uns also in den Wagen, und mein Mann drückte mir ein Bündel gelbes Notizpapier mit Hinweisen in die Hand, wie wir dorthin gelangen würden. Falls Sie die Strecke mal nachfahren wollen, hier die Wegbeschreibung:
    »Fahren Sie NW von Palagruel-C-255 (Straße nach Le Bisbai) ungefähr 5 km, biegen nach r.
    zum Fluß - 3 km bis Sackgasse. Nach links bis Pals (Burg/Turm 14. Jh.)
    Weiter NW nach Torrdeila (Burg 13. Jh./Aussicht)
    Selbe Straße zurück. Scharf rechts abbiegen!
    Bei Serra de Daro links ab nach Ulestret (Kirche 11. Jh.)
    Weiter bis Vulpellach (Burg 14. Jh.)
    Hauptstraße r. W. bis Le Bisbai, links SW bis Cruilles.
    1. Str. bis Cassia de la Selva. Selbe Richtung nächste Str.
    r. bis San Sadurni und Monella (?)

    Nach Süden abbiegen Richtg. San Sebastian - dann La Franc (Leuchtturm) bis Callella und Cabo Roig.«
    Eine kleine Bemerkung am Rande. Als wir unser Ziel erreicht hatten, war St. Lucas
    geschlossen. Die Kirche stammte aus dem Jahre 1936. Da waren mein Mann und ich schon geboren.

Krank
    Es gibt nichts Schlimmeres, als aus einem Urlaubsparadies zurückzukehren und so fertig auszusehen wie auf dem eigenen Paßbild. Und doch kommt so was bei uns immer wieder vor -
    wie unser Hausarzt Ihnen gerne bestätigen wird. Unsere gesamte medizinische Akte besteht aus urlaubsverursachten Krankheiten, Verletzungen und mysteriösen Fiebern. Wir sind noch von jeder Reise kränker zurückgekommen, als wir hingefahren waren.
    Unser Arzt meint, wenn wir nicht langsam anfangen, es uns zu Hause gemütlich zu machen, wird uns das Reisen schließlich umbringen.
    Genaugenommen hat er wahrscheinlich recht. Wir haben schon dreihundert Dollar pro Tag bezahlt, um uns in einer Kloschüssel zu übergeben, die die Form einer Muschel hatte. Ich habe immer wieder drei Badeanzüge für den Strandurlaub eingepackt und dann die Vorhänge in meinem Zimmer zugezogen, weil ich das grelle Licht nicht ertragen konnte.

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