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Hilfe, ich habe Urlaub

Hilfe, ich habe Urlaub

Titel: Hilfe, ich habe Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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zurückkehrten. Diesmal machten wir eine Kreuzfahrt und legten in einem kleinen Ort namens Nakhodka an, dem östlichen
    Zielbahnhof der Transsibirischen Eisenbahn.
    Die Kunde von Glasnost und Perestroika hatte die Kreuzfahrtschiffe bereits erreicht. Auch in Nakhodka hatte man davon gehört… gerüchteweise.
    Ich hatte eine Tante in Nakhodka, die wir anriefen, um ihr zu sagen, wir kämen auf ein paar Stunden zu ihr zu Besuch.
    Ihr blieben nur fünfzehn Stunden Zeit. In dieser Zeit tapezierte sie ihr ganzes Haus neu, strich die Gartenmöbel, brachte vor und hinter dem Haus den Garten in Schuß, reparierte die Toilette, hing neue Vorhänge auf, führte in der Küche Schönheitsreparaturen am Putz aus, verlegte überall neuen Teppich, ging zum Friseur und kaufte eine neue Ausrüstung, um im Garten zu grillen. Die Leute von Nakhodka taten dasselbe.
    Eine Gruppe amerikanischer Touristen war in dieser kleinen Stadt eine absolute Attraktion, und alle wollten uns den Besuch unvergeßlich machen. Sie veranstalteten ein Mittagessen, bei dem sich die Tische unter dem Essen bogen. Ein kleines Orchester spielte russische
    Volksweisen. Hostessen lächelten und boten Getränke an. Man hatte wirklich an alles gedacht, außer an Silberbesteck und Stühle.
    Zur Unterhaltung veranstaltete die Stadt eine Gymnastikvorführung in der Schulturnhalle. Als wir reinkamen, wurden wir fast ohnmächtig von den Farbdämpfen, aber wir setzten uns auf die hellblauen Bänke, um russische Kinder zu sehen, die mit dem Stil und der Anmut turnten, für die sie berühmt sind. Als sie fertig waren, lehnte sich mein Mann zu mir herüber und sagte: »Wir können jetzt gehen.« »Du vielleicht«, flüsterte ich zurück. »Meine Schuhe kleben am Boden.«
    Als ich mich umsah, wurde mir klar, daß nicht nur meine Schuhe neu gestrichen waren. Leute, die keinen Platz mehr gefunden und im Stehen zugeschaut hatten, hatten Farbe auf ihren Hosen und Pullovers abgekriegt, wo sie sich am Eingang angelehnt hatten.
    Trotz des guten Willens von beiden Seiten war alles leicht verkrampft. Doch dann geschah etwas Außergewöhnliches, wie es nur geschieht, wenn Leute auf sich selbst gestellt sind. Unsere Busse hielten vor dem Nakhodka-Museum - einer tristen schiffahrts-und wasserbautechnischen Ausstellung mit Toiletten, die kaputt waren. Die Amerikaner saßen auf den Stufen, und einige machten noch ein paar Fotos von einer Leninstatue, die auch hier den Platz beherrschte.
    Hauptsächlich schlugen wir die Zeit tot. Da kam aus der Ferne eine Parade von Bürgern des Orts
    … Mütter in ihren besten Kleidern, die Kinderwagen vor sich herschoben, Männer in Anzügen mit Krawatten, und von irgendwo tauchte plötzlich eine Gruppe Musiker auf, die auf den Stufen des Museums zu spielen anfing. Die Einheimischen bildeten einen Kreis und begannen für uns zu tanzen. Die Amerikaner reihten sich in den Kreis ein, bis er größer und größer wurde. Wir konnten nicht miteinander reden, aber es gab etwas Verbindendes, an das wir uns noch lange erinnern würden.
    Mir ging es jedenfalls so.
    Im Jahr darauf wurde ich mit acht anderen Frauen nach Rußland zu einem Gespräch mit
    Mitgliedern des Sowjetischen Frauenkomitees eingeladen. Diesen Arbeitsbesuch hatte die Herausgeberin der Zeitschrift »Woman’s Day« angeregt. Bei unserem Treffen würden wir uns über gegenseitige Probleme informieren und dann miteinander über Lösungen reden.
    Ich saß an einem langen Tisch, und die sowjetischen Frauen hatten allein durch ihre große Zahl das Übergewicht. Aber ich konnte sie jetzt zumindest mal aus nächster Nähe sehen. Falls wir über die gleichen Dinge weinten und über die gleichen Dinge lachten, dann gab es vielleicht noch Hoffnung für die Völkerverständigung.
    Da ich als Humoristin eingeführt worden war, begann ich meine Ausführungen damit, das größte Problem für Amerikanerinnen bestehe darin, daß bei jedem Paar Socken, das in die Waschmaschine wanderte, nur eine Socke zurückkam. Die andere hatte sich vermutlich in den Himmel schleudern lassen.
    Es war nicht das erste Mal, daß ich einen Witz erzählte und niemand lachte. Aber es war das erste Mal, daß ich das Gefühl hatte, daß mein Witz ziemlich daneben war.
    Was sollten Russinnen denn mit Witzen über Waschmaschinen anfangen, wenn sie keine
    besaßen?
    Ich beschloß, einfach weiterzureden, und erzählte ihnen, das zweite große Problem in Amerika seien Männer, die nur vor dem Fernseher hockten und sich jedes

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