Hilfe, ich habe Urlaub
Expeditionsleiter an: »Die Angler setzen wir um 14 Uhr 30 ab. Um sechzehn Uhr fassen wir die beiden übrigen Gruppen zusammen, um den Totem Park und eine Fischzucht zu besichtigen.
Außerdem werden wir eine Vorstellung mit Volkstanz besuchen.«
Den Pflanzenfreunden war alles recht, aber die Amateurzoologen wurden ziemlich ausfallend.
Ihnen war ein Film über die Kittiwake-Seehundkolonien in Aussicht gestellt worden, was einen beunruhigenden Einfluß auf sie auszuüben schien. Als die Sportfischer jedoch um 19 Uhr 30
wieder an Bord genommen wurden, ohne einen Fisch gefangen zu haben, beschlossen sie, ihren Betreuer auf der Stelle zu feuern. Diese Leute waren knallhart.
»Wo ist er denn?« fragte ich meinen Mann.
»Verschwunden«, entgegnete er lakonisch.
»Aber wir sind auf dem offenen Meer. Rundherum ist nichts als Wasser.« Ich konnte bloß vermuten, daß er auf einem treibenden Eisberg ausgesetzt worden war, denn wir bekamen ihn nie wieder zu Gesicht.
Ich verbrachte meine Zeit wechselweise mit allen drei Gruppen. Ich saß drei Stunden im kalten Regen und beobachtete einen braunen Fleck am Strand, von dem die Zoologen
behaupteten, das sei ein Braunbär. Die Pflanzenliebhaber meinten, es sei ein Baumstumpf.
Nachdem sich das Streitobjekt drei Stunden nicht vom Fleck gerührt hatte, wechselte ich zu der Baumstumpffraktion.
Meine Lieblingsgruppe waren die Sportfischer. Menschen, die sich für ihren Sport so
einsetzen, sind schon bewundernswert. Sie saßen am Tisch und sponnen herum, wie sie schon den Lachs schmecken könnten, den sie in den nächsten Monaten fangen würden.
Die einzigen Angler, die ich bis zu diesem Zeitpunkt gekannt hatte, waren die aus der Fernsehserie am Samstagmorgen. Es gab immer einen Burschen namens Bubba, der in seinem Boot stand, das verlassen auf dem Wasser schaukelte. Er hatte einen Freund namens Roy, der ständig redete und Dinger losließ wie: »Ich habe noch nie einen Fisch geküßt, der Mundgeruch hatte, und du, Bubba?« Dann begannen beide unmäßig zu lachen. Und jedesmal, wenn sie die Angelschnüre auswarfen, fingen sie etwas. Jedesmal.
Bei den Sportanglern vor Alaska war alles ganz anders. Sie hockten stundenlang sauertöpfisch in ihrem Boot.
Einmal bekam einer von ihnen einen Angelhaken in die Lippe. Mich hätte man, vollgepumpt mit Schmerzmitteln, zu einer einwöchigen Behandlung in die Mayo-Klinik ausfliegen müssen.
Nicht ihn. Er hob einfach den Arm und sagte zu seiner Frau: »Bev, kannst du mir das mal eben rausziehen?«
Als mein Mann eines Morgens seine Anglerstiefel anzog, fragte er: »Was hast du in Cordova vor?«
»Ich glaube, ich gehe mit Gruppe A und sehe mir von der Millionen-Dollar-Brücke aus an, wie Gletscher kalben (darunter konnte ich mir absolut nichts vorstellen). Andererseits wird sich Gruppe B eine Beobachtungsstation ansehen, wo Lachse mit Schallwellen gezählt werden, das fände ich auch ganz interessant.«
»Warum kommst du nicht mit Gruppe C? Wir wollen Forellen angeln und kriegen vielleicht bei Clear Creek einen Bären zu sehen.«
»Mir hat jemand erzählt, Gruppe A wandert auf dem McKiley Lake Trail und trifft sich mit den Gruppen B und C auf der Brücke«, sagte ich. »Außerdem wird die Gruppe B ganz schön beleidigt sein, wenn Gruppe C einen Bären zu sehen gekriegt hat und sie nicht.«
»Gruppe C hat sich ja auch nicht beschwert, als Gruppe A alle in den blöden Regenwald geschleift hat, wo Gruppe B wartete«, knurrte er.
»Die Gruppe A scheint dir ja wohl am meisten auf die Nerven zu gehen«, meinte ich.
»Du bist für mich die Gruppe A«, sagte er.
Ich stieg langsam nicht mehr durch. Das hört sich alles verbissen an, aber mir ist seitdem oft der Gedanke gekommen, daß diese Kreuzfahrt als Expedition ein voller Erfolg war. Bei solchen Reisen erwarten die Teilnehmer im Grunde ihres Herzens, daß sie leiden müssen. Das ist Teil des Abenteuers. Das macht den eigentlichen Reiz aus. Kann man denn auf dem Mount Everest eine Flagge aufrichten und ohne Erfrierungen zurückkehren? Lassen sich die Quellen des Nils finden, ohne sich dabei wenigstens Malaria einzufangen? Und muß man als Angler nicht aus Alaska mit Lachs zurückkehren, der mindestens 516,12 Dollar das Pfund gekostet hat?
Arbeitsurlaub
Arbeit und Ferien miteinander zu verbinden - das hat bei mir bisher nie geklappt. Ärzte sind darin wahre Meister.
Sie machen eine Kreuzfahrt, schwimmen den ganzen Morgen und faulenzen am Pool. Gegen vierzehn Uhr hören sie sich
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