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Hilfe, ich habe Urlaub

Hilfe, ich habe Urlaub

Titel: Hilfe, ich habe Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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Wochenende
    einhundertachtundsiebzig Footballspiele reinzogen.
    Jetzt erwachte die gesamte sowjetische Delegation zum Leben, und die Vorsitzende fiel mir ins Wort: »Frau Bomeck, Sie haben da gerade ein Problem von globaler Tragweite
    angesprochen. Was machen Sie in Amerika mit Ehemännern, die zuviel fernsehen?«
    Ich erklärte ihr, ich würde den meinen gesetzlich für tot erklären lassen und mein Erbe sofort antreten.
    Gelächter kam auf. Wir erlebten den Durchbruch von Lachnost. Von diesem Moment an
    waren wir eine Gruppe von Frauen, die von ihren großen und kleinen Problemen erzählten und gemeinsam nach Lösungen suchten.
    Der offensichtlichste Unterschied zwischen dem Moskau von heute und dem vor ein paar Jahren war die Freiheit, mit der wir uns in der Stadt bewegen konnten. Wir konnten selbständig in den Zirkus, ins Bolschoi-Ballett und jeden Tag nach neuen Restaurants Ausschau halten.
    Man kann nur eine begrenzte Anzahl heißer Würstchen zum Frühstück essen, dann wird
    einem schlecht. Wir brauchten ein richtiges Essen. Nachdem wir penetrant gejammert hatten, erfuhren wir, daß ein privates Restaurant (eine Moskauer Kooperative) Käsekuchen anbot.
    Auf einer Beliebtheitsskala von eins bis zehn rangierte Käsekuchen gleich hinter einem Abrüstungsvertrag.
    Wir warfen uns alle in Taxis und fuhren zu dem Restaurant.
    Na gut. Das Brot war alt. Der Salat war labbrig. Der Fisch war fad. Aber wir freuten uns auf ein großes Finale.
    Der Käsekuchen war ausgegangen.
    Reisende reisen oft mit zuviel Gepäck in ein Land, öfter noch mit zu vielen Vorurteilen. Ich hatte mir Russinnen immer mit dünnen Beinen, dicken Brüsten und ohne Taille vorgestellt, und alle trugen das gleiche geblümte Kleid. Im amerikanischen Fernsehen lief nämlich ein Werbespot mit Sowjetfrauen im Waschmaschinenformat, der mich in dieser Vorstellung bestärkt hatte. Es war eine Modenschau, bei der jede Russin das gleiche geblümte Kittelkleid trug, und man nur daran merkte, daß es ein neues Outfit sein sollte, wenn sie einen Strandball trug für
    »Bademode« oder eine Taschenlampe für »Abendgarderobe«.
    Ich lag mit meinen Vorstellungen vollkommen falsch. Russinnen richten sich vielleicht nicht so stark nach Trends wie Amerikanerinnen, aber sie achten genausoviel auf ihr Aussehen wie Frauen auf der ganzen Welt. Nur ihr Geldbeutel und das Warenangebot setzen ihnen Grenzen.
    Sie hatten Taillen, zierliche Füße und schminkten sich wirkungsvoll. Ich war überrascht, daß
    »spas«, Saunen, bei ihnen in der Mode war, und das schon seit Jahren.
    Ich selbst bin ein Fan von allem, was gesund zu sein scheint. Zeigen Sie mir ein Fitneßcenter, wo ich mein Knie 145mal in der Stunde zum Ohr schwingen kann, den Körper in der Luft balancieren und das Gesäß anspannen, nackt in einem Whirlpool sitzen, Vollkornbonbons lutschen und Kräutertee trinken, und ich bezahle 1500 Dollar die Woche.
    Ich komme mit Koffern voller niedlicher kleiner aufeinander abgestimmter Outfits, die ich sechsmal am Tag wechsle. Ich lese keine Zeitung und sehe nicht fern. Ich konzentriere mich auf meinen Körper und darauf, ob ich ein Sommer-, Herbst-, Winter-oder Frühjahrstyp bin.
    Ich mache morgens Frühgymnastik, und die Abende verbringe ich damit, Rezepte zu notieren (die ich nie ausprobieren werde, weil alles viel zu kalorienhaltig ist), harntreibende Pillen einzuwerfen und meine Cholesterinwerte auswendig zu lernen.
    In Amerika gehen vor allem die Frauen in Fitneß- und Kosmetikstudios, die das nicht nötig hätten, die sich aber verwöhnen lassen wollen und zudem nicht oft genug hören können, daß sie das eigentlich nicht nötig hätten. Sie mögen es, elegant auf riesigen Kissen herumzusitzen, japanische Musik zu hören, Rosenblätter auf ihrem Tofu angeboten zu bekommen und sich in dicke schwere Frotteebademäntel einzuhüllen.
    Mit solchen Vorstellungen kam ich vor einem russischen Gebäude aus roten Ziegelsteinen an, das aussah wie das älteste Schulgebäude in New York. Dagegen sah jedes heruntergekommene CVJM-Heim noch aus wie ein Sporthotel. Wir waren zu viert und uns einig, daß
    hierherzukommen eines der mutigsten Unterfangen war, das wir je unternommen hatten. Wir konnten kein Wort Russisch, hatten keine Ahnung, wie wir uns durch diesen Tag bluffen sollten, sobald wir erst aus dem Taxi ausgestiegen waren. Wenn alles gutging, konnten wir hier einen erholsamen Nachmittag verbringen. Wenn alles schiefging, warfen wir die diplomatischen Beziehungen zu den

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