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Himmel der Suende

Himmel der Suende

Titel: Himmel der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
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neuen Heimstatt transportiert, und am Ende des Saales stand statt des früheren Throns nur noch eine alte Bank aus Stein ...
    ... und auf der saß jemand ganz anderes als Nü Gua!
    Axel hatte augenblicklich ein zweites Schwert materialisiert, es sofort gezogen und sich dabei mit der Schnelligkeit eines Gedanken in seine ursprüngliche Gestalt verwandelt. Schwarzes Löwenhaupt, Widderhörner, Krallen und fingerlange Reißzähne. Nur so hatte er eine Chance, den bevorstehenden Kampf zu überstehen - falls es zu einem Kampf kommen würde.
    Das konnte man bei Luzifer nie wissen.
    Die eigentlich entzückend kleine Blondine klimperte ihn mit ihren langen Wimpern an und lächelte spitzbübisch.
    „So, so, Löwe der Himmel“, sagte sie mit ihrer mädchenhaft sanften Stimme und amüsiertem Tonfall. „Du kommst also in Frieden. Das ist gut, mein Sohn. Denn dann erbiete ich dir denselben. Hab also keine Angst. Ich werde dir nichts tun.“
    „Schwöre es“, knurrte Azazel drohend und ging sicherheitshalber trotzdem in Angriffsposition.
    „Ist ja schon gut“, sagte sie beschwichtigend. „Ich schwöre-schwöre-schwöre.“
    „Spiel nicht mit Worten, Morgenstern“, forderte er. Mit einem der Schwerter deutete er auf die leeren Wände. „Woher soll ich wissen, dass das hier nicht dein Werk ist und du schon Nü Gua beseitigt hast? Sprich den Friedensschwur deutlich und unmissverständlich aus.“
    „Mit Nü Gua habe ich gar nichts zu tun, die ist mit ihrem chinesischen Bauernknaben auf und davon.“
    Statt einer Antwort machte er nur einen langsamen Schritt auf sie zu.
    Luzifer gab einen ungeduldig genervten Laut von sich - wie ein Teenager, den man zum dritten Mal gebeten hat, endlich die Spülmaschine auszuräumen. „Also gut. Das volle Programm: Ich schwöre, dass ich, Luzifer, dir, Azazel, nichts tun werde“, sagte sie dann. „Jetzt nicht und auch nicht in den nächsten zehn Minuten. Und ich schwöre, dass ich auch deiner kleinen Freundin, der Abgal Magdalena Carey, nichts tun werde ... in den nächsten zehn Minuten.“
    „Wieso?“
    „So viel schulde ich euch einfach.“
    „Du schuldest uns etwas?“ Jetzt, da sie geschworen hatte, nahm Axel wieder seine menschliche Gestalt an.
    Sie zuckte mit den schmalen Schultern. „Na ja, wenn ihr nicht gewesen wärt, hätte Ba’Al’T’Azar den bösen, bösen Abaddon erweckt, und der hätte dann die Menschheit vernichtet. Und womit sollte ich mir dann die Zeit vertreiben?“
    „Wieso hast du Ba’Al’T’Azar dann vor dem Rat der B’Nai Elohim gerettet?“, fragte Axel.
    „Hmmm“, machte sie lang gezogen. „Das war ein bisschen aus Spaß heraus und natürlich auch ein bisschen, weil es meinen ganz eigenen Zwecken dienlich war. Von beidem etwas. Ich meine, das war das erste Mal seit Jahrtausenden, dass die B’Nai alle vollzählig und in menschlicher Gestalt an einem Ort auf der Erde versammelt waren. Die Chance, sie zu zerschlagen, konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen. Das verstehst du sicher, oder?“
    „Und wieso hast du dann Ba’Al’T’Azar nicht gleich mit ihnen vernichtet?“
    „Weil ich ihn ficken wollte“, sagte sie unumwunden. „Und ein bisschen verderben. Die Anlagen dazu hatte er ja schon immer, und ich habe ganze Zeitalter darauf gewartet.“
    „Und wenn er mich am Ende besiegt hätte?“
    Sie zuckte mit den schmalen Schultern, erhob sich von ihrer Bank und ging mit katzenhaften Schritten auf ihn zu.
    „Dann wäre ich dich alte Nervensäge und Moralapostel endlich los gewesen, und ihn hätte ich gestoppt, ehe er mit der Abgal nach Karnak geflogen wäre.“
    Sie hatte ihn erreicht und zeichnete die kaum sichtbaren Muster auf seiner Brust mit der scharfen Spitze ihres langen roten Zeigefingernagels nach.
    „Also bist du mir nichts schuldig“, sagte er und machte einen abweisenden Schritt zurück.
    Sie stieß noch einen ungeduldigen Laut aus. „Du und dein ewiges Quidproquo, dein Richtig und Falsch. Dieses ganze Blabla. Du willst nur hören, dass ich dir in Wahrheit viel mehr schuldig bin, dafür, dass du dich im Großen Krieg gegen meinen Sohn gestellt hast, nachdem er mich aus den Himmeln verbannt hatte, und dafür, dass du die Menschheit davor bewahrt hast, von ihm versklavt zu werden.“
    „Das habe ich nicht für dich getan.“
    „Als ob ich das nicht wüsste“, sagte sie trotzig. „Aber ich mag die Vorstellung, dass du es für mich getan hast. Nur deshalb lebst du überhaupt noch.“
    „Du sprichst wirklich äußerst

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