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Himmel der Suende

Himmel der Suende

Titel: Himmel der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
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doch ein gewisses Maß an Sicherheit - auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, ein menschliches Leben zu nehmen, so exzessiv sie das in ihren Träumen auch getan haben mochte. Allein schon der Gedanke daran verdrehte ihr den Magen. Doch gleichzeitig wollte sie - außer es war in einem Spiel, und zwar in einem Spiel, das sie in Zukunft mit niemandem anders mehr spielen wollte als mit Sergej - nie wieder Opfer sein.
    Nie wieder wehrlos!
    Aber das Schicksal hat nun einmal ein Händchen dafür, uns immer und immer wieder ganz genau das aufzutischen, wovor wir Angst haben, oder genau das, dem wir feierlich und explizit abgeschworen haben.
    So natürlich auch heute.
    Plötzlich waren sie da - so als hätten sie sich aus dem Nichts heraus materialisiert oder als wären sie mit einer Geschwindigkeit vom Himmel gefallen, die zu hoch war für das menschliche Auge: etwa zehn Gestalten in Kutten, und zwar in eben jenen Kapuzenkutten, die auch Anyas Angreifer im Gewölbe des englischen Herrenhauses getragen hatten.
    Sie hatten einen weiten Kreis um Sergej und Anya herum gebildet. Als Anya sah, dass Sergej versuchte, die südliche Hälfte davon mit dem Hin-und-her-Schwenken seiner Waffe abzudecken, machte sie es ihm mit ihrer Hälfte nach, obwohl ihr Verstand ihr sagte, dass das bei der Überzahl nicht viel bringen würde.
    „Lasst eure Waffen fallen!“
    Anya erkannte die Stimme sofort.
    Bezal’El!
    Er trat vor Sergej in den Kreis hinein, und Sergej richtete unverdrossen die Mündung seiner Pistole auf seinen Kopf.
    „Noch einen Schritt weiter, und du bist der Erste“, knurrte der Bodyguard, und Anya erkannte am Ton seiner Stimme, dass das keine leere Drohung war.
    Doch dann geschah etwas Seltsames.
    Bezal’El zog die Kapuze ab und zeigte sein von Narben entstelltes Gesicht. Die Augen darin funkelten eindringlich.
    „Na gut“, sagte er. „Dann behalte sie, und wir spielen ein Spiel. Ich kenne da ein feines. Du wirst nicht auf mich schießen.“
    Er machte einen weiteren Schritt nach vorn, und Sergej tat nicht, was er angedroht hatte.
    „Stattdessen“, sprach Bezal’El weiter, „wirst du, aber erst wenn ich es sage, auf dich selbst schießen. Wenn ich dir den Befehl dazu gebe, zielst du genau zwischen deine Augen und drückst ab. Hast du das verstanden?“
    Zu ihrer großen Verzweiflung sah Anya, dass Sergej nickte.
    „Ja, das habe ich verstanden.“
    Anya erinnerte sich daran, wie die hypnotische Stimme Bezal’Els auch sie im Keller in ihren Bann geschlagen und dazu gezwungen hatte, ihm zu gehorchen und genau das zu tun, was er sagte. Sie hatte keine Ahnung, was für eine Art von Trick das war, aber sie wusste, dass sie etwas unternehmen musste, wenn sie verhindern wollte, dass Sergej sich selbst erschoss.
    Sie zielte mit ihrer Waffe auf Bezal’Els Brust. Ihr Finger krümmte sich um den Hahn, aber abzudrücken war schwerer, als sie es sich vorgestellt hatte - nicht nur mental, auch technisch. Sie merkte gerade, dass sie viel mehr Kraft in den Finger legen musste, als Bezal’El sie ansah und „Stopp!“, rief.
    Augenblicklich entspannte sich ihr Zeigefinger am Abzug.
    Anya fluchte in sich hinein. Sie hatte zu lange gezögert und stand jetzt ebenfalls unter seinem Bann. Hier war mehr als nur Bühnenmagie und Effekthascherei im Spiel.
    „Lass die Waffe fallen“, rief er ihr zu, und sie gehorchte. Die Pistole fiel zu Boden.
    „Gut so“, sagte er und wandte sich dann wieder Sergej zu. Der rotzte ihm ohne jede Vorwarnung ins Gesicht.
    Bezal’El kicherte überheblich und wischte sich die Spucke mit dem Ärmel seiner Kutte von Wange und Mundwinkel. „So wehrlos und doch noch so aufrührerisch. Und dabei wärt ihr Menschen ohne unser Eingreifen damals noch Höhlenbewohner, die sich von Beeren und Wurzeln ernähren. Nicht einmal Waffen hättet ihr.“
    Mit der Spitze seines verknorpelten Zeigefingers fuhr er den Lauf von Sergejs Pistole entlang.
    „Dann bereiten wir dir jetzt mal ein Ende“, sagte er. „Nimm unser Geschenk und erschieß dich damit.“
    Hilflos sah Anya dabei zu, wie Sergej den Arm anzuwinkeln begann, um die Pistole auf sich zu richten. Sie erkannte, dass der Arm vor Anstrengung zitterte. Ganz offenbar wehrte Sergej sich mit aller Gedankenkraft gegen den Befehl.
    „Da hat aber jemand Willensstärke“, sagte der Narbige, und es lag tatsächlich so etwas wie Anerkennung in seinem Ton. „Sie nutzt dir nur nichts. Na los, gehorche. Töte dich!“
    Anya sah, wie Sergej die Kiefer zusammenpresste

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