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Himmel der Suende

Himmel der Suende

Titel: Himmel der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
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sie und öffnete ihre Kutte, damit er sich vergewissern konnte.
    „Dann folgt mir, bitte.“
    Sie behielten sie in ihrer Mitte und gingen mit ihr zusammen in den Palast hinein. Sie merkte, dass sie sie dabei misstrauisch beäugten und in voller Alarmbereitschaft waren. Ganz offensichtlich hatten sie den Befehl, sie bei dem kleinsten Anzeichen von Verrat zu überwältigen. Ein klein wenig schmeichelte es ihr, dass ihr Ruf dafür sorgte, dass vier schwer bewaffnete Soldaten nervös waren, obwohl sie unbewaffnet war, aber sie wunderte sich auch, dass ihr Gebieter sie überhaupt unter Bewachung stellen ließ.
    Zwei weitere Wachen öffneten ihnen die Tür zum Thronsaal, und sie traten hinein.
    Der Gebieter saß auf seinem Thron, die roten Flügel um sich geschlungen wie den Mantel eines Königs. Seine Augen fixierten sie eiskalt und berechnend. Keine Spur mehr seiner früheren Zuneigung. Außerdem hielt er seinen Morgenstern in den Händen - ein weiteres Zeichen seines Misstrauens.
    Tami’El kam bis auf ein Dutzend Schritte an den Thron heran und sank dann auf ihr rechtes Knie und beugte das Haupt.
    „Mein Gebieter“, grüßte sie ihn. „Ich komme mit einer wichtigen Nachricht.“
    Entgegen seiner üblichen Gewohnheit forderte er sie nicht dazu auf, sich zu erheben.
    „Der Fuchs hat mir davon berichtet, dass du versteinert wurdest, Tami’El“, sagte er kühl. „Wie kann es sein, dass du dann jetzt vor mir kniest? Bist du etwa doch an Bezal’Els Verschwörung beteiligt?“
    Aha - daher das Misstrauen.
    „Nein, mein Gebieter“, erwiderte sie. „Es verletzt mich, dass Ihr das auch nur denken könnt.“
    „Deine Befindlichkeiten interessieren mich gerade nicht besonders, Tami’El“, sagte er. „Erzähl mir, was passiert ist.“
    „Jawohl, mein Gebieter“, antwortete sie und fragte sich, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, hierher zurückzukommen. Nach allem, was sie inzwischen wusste, war er ein mindestens ebenso großer Verräter wie Bezal’El, und es wäre vielleicht doch klüger gewesen, zuzulassen, dass die Schlüssel wieder außerhalb ihrer Reichweite gerieten. Doch nun war es dazu zu spät. Also erzählte sie ihm vom Verrat Bezal’Els in England bei der ersten Gefangennahme Ani’Els und davon, dass ausgerechnet Ani’Els Gefährte sie aus ihrer Versteinerung befreit hatte.
    „Man’El ist auf der Erde?“, fragte ihr Gebieter voller ungläubigem Zorn. „Wer noch?“
    „Soweit ich weiß, nur er“, entgegnete sie und erzählte weiter. „Du hast ihn am Leben gelassen?“, fragte er wütend ... und sie wusste, dass sie jetzt in noch größeren Schwierigkeiten steckte.
    „Er hatte mich befreit, Gebieter“, sagte sie. „Ich war es ihm bei meiner Ehre schuldig.“
    Er knurrte ungehalten. „Erzähl weiter.“
    Also berichtete sie ihm von Sankt Petersburg. Davon, dass Bezal’Els Gruppe und der Trupp, den der Fuchs angeführt hatte, sich gegenseitig vernichtet hatten ... und von ihrem Kampf gegen Bezal’El ... und dem Eingreifen Man’Els.
    „Siehst du?“, donnerte er und erhob sich wütend von seinem Thron. „Hättest du ihn nicht verschont, hätte er nicht eingreifen können.“
    „Dann wären die Schlüssel jetzt in Bezal’Els Besitz und er an Eurer Statt würde Ashmo’Deushs Dunkle Horden gegen die Festung der Himmel führen“, sagte sie - durchaus vorwurfsvoll.
    Ihr Gebieter zuckte kaum merklich zusammen - aber sie hatte es sehr wohl wahrgenommen. Warnend funkelte er sie an, aber selbst jetzt, wo sie kniete, hielt sie seinem eisigen Blick stand.
    „Dann ist es also wahr, was Bezal’El mir kurz vor seinem Tod erzählt hat“, sagte sie - und erhob sich auch ohne Erlaubnis. Was auch immer jetzt geschehen würde, sie würde dem aufrecht stehend begegnen ... so wie sie gelebt hatte.
    Ihr Gebieter wandte sich an ihre Wärter. „Lasst uns allein!“
    Sie verneigten sich und gingen.
    Erst nachdem sie die große Tür hinter sich wieder geschlossen hatten, setzte er sich wieder auf seinen Thron ... und lächelte.
    „Du musst das verstehen, Tami’El“, sagte er - und klang jetzt sehr viel sanfter. „Ashmo’Deush ist doch nur ein Werkzeug. Aber ohne ihn haben wir auch mit den Schlüsseln keine Chance.“
    „Unser Plan war, die Festung kampflos zu übernehmen“, sagte sie. „Uns mit unseren früheren Brüdern und Schwestern wiederzuvereinen, nicht, sie zu vernichten und zu unterwerfen.“
    „Je größer unsere Übermacht, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Übergabe

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