Himmel der Suende
waren es mehr als acht oder neun Angreifer, und Sergejs Kugeln schienen immer nur für ein paar wenige Sekunden etwas zu bewirken.
„Ani’El!“, schrie Man’El noch einmal, ehe gleich zwei seiner Gegner sich an ihn hängten wie Kletten und ihn mit ihrem Gewicht zu Boden zerren wollten. Er schüttelte sie ab, wie ein Löwe zwei Hauskatzen abschütteln würde, aber einem von ihnen gelang es dabei, ihm den Hammer zu entreißen ...
... und genau in diesem Moment betrat Tami’El die Bildfläche.
Vielmehr flog sie ... durch das Fenster hinein.
Sie hatte ihre beiden Schwerter in den Händen, und noch ehe Man’El ausweichen konnte, hatte sie ihn bereits an der Schulter getroffen.
Mit einer fließenden Bewegung durchquerte sie den Raum hin zu Sergej und erwischte ihn mit einem Kratzer am Rücken. Anya wunderte sich noch, warum sie nicht die Gelegenheit genutzt hatte, Sergej direkt zu töten, aber da sagte Tami’El: „Lasst die beiden am Leben. Wir nehmen sie mit. Als Druckmittel ... falls unser Erzengelchen hier die Zusammenarbeit verweigern sollte.“
Dann kratzte sie auch Anya mit der Spitze eines ihrer Schwerter, und wie Man’El und nach ihm Sergej wurde sie fast augenblicklich von einer fürchterlichen Lähmung befallen. So als hätte man sie in Stein verwandelt - obwohl sie vollständig bei Bewusstsein war. Die Schwerter waren vergiftet!
Erst jetzt, da sie sich nicht mehr bewegen konnte, wurde sie sich der Tatsache bewusst, dass sie völlig nackt war, und sie fühlte sich gleich noch einmal hilfloser. Sie sah Man’El und konnte in seinen Augen lesen, dass er sie noch immer stumm anflehte, sich zu erinnern und die Angreifer mit ihrer angeblichen Macht in die Flucht zu schlagen. Doch da war nichts, das sie tun konnte.
Tami’El stellte sich vor sie und schaute sie an.
„Das war einfach“, sagte sie. „Aber der schwierige Teil kommt erst noch.“ Sie steckte ihre Schwerter weg und griff nach einem Dolch in ihrem Gürtel. Aber ehe sie ihn einsetzen konnte, zuckte sie zusammen, und Anya sah, wie eine von hinten geführte Klinge nach vorn durch Tami’Els Brustkorb brach.
Das Wesen mit dem Mungokopf stand hinter ihr.
„Ich soll dich von Sam’Yaza grüßen, Tami’El“, knurrte er der Schwarzhaarigen ins Ohr. „Er weiß, dass auch du vorhattest, ihn zu hintergehen.“
Anya sah, wie Tami’Els Augen plötzlich leer in die Ferne starrten, während ein Rinnsal Blut über ihren Mundwinkel hervorquoll und ihr das Kinn herablief.
Der Mungo zog sein Schwert wieder heraus, und Tami’El fiel zu Boden.
„Los! Ladet die drei auf. Wir machen uns sofort auf den Rückweg. Unser Gebieter sagte, es sei höchste Eile geboten.“
TEIL VIER
GEFANGEN
12. KAPITEL
In Ketten
Maggie kam zu sich.
Es war, als würde sie aus einem Tümpel zähflüssigem und klebrigem Asphalt auftauchen. Jedes ihrer Glieder war unglaublich schwer, und es kostete sie schon enorme Anstrengung, überhaupt erst die Lider zu heben. Das Erste, das sie sah, war Axel. In Ketten. An einem Kreuz. Sein Gesicht war geschunden und blutig. Das eine Auge zugeschwollen. Schnitt- und Brandwunden auf seiner nackten Brust. Er war bewusstlos.
Maggie merkte, dass auch sie gefesselt war. Ebenfalls an einem Kreuz, Axel gegenüber. Der Raum, in dem sie sich befanden, war eine von Wurzeln durchdrungene, bauchige Erdhöhle. Es roch modrig und feucht. An der Wand stand neben einer Gittertür ein Dreifuß, in dem zwei kleine Scheite Holz spärliches Feuer gaben, das ihr Gefängnis in ein schummrig gespenstisches Licht tauchte.
„Axel“, rief Maggie mit matter Stimme. Doch Axel rührte sich nicht. Trotzdem versuchte sie es noch einmal ... und dann immer wieder, jede gefühlte Minute einmal. Aber sooft sie seinen Namen auch rief, er blieb besinnungslos. Sein Atem war so flach, dass das einzige Zeichen, dass er noch lebte, war, dass sich seine Wunden langsam schlossen, die Schwellung am Auge zurückging und das Blut auf seiner Haut verschwand.
Sam’Yaza und Theia hatten sie betäubt, erkannte sie. Mit einer wohl magischen Droge, die auch Engel lahmlegen konnte. In der Zeit, in der sie bewusstlos gewesen war, war Axel vermutlich schon lange wieder zu sich gekommen, und man hatte ihn gefoltert, ehe man ihn wieder unter Drogen gesetzt hatte. Maggie betrachtete seine Ketten. Während ihre normal zu sein schienen, waren seine mit Runen und archaischen Symbolen verziert, auch das Metall sah anders aus. Ganz offenbar handelte es sich um verzaubertes
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