Himmel uber Langani
mit ein paar Freunden. In meinem alten Job hätte ich mir ein zweites Domizil nicht leisten können. Das ist also ein unmittelbarer Vorteil. Es wäre schön, wenn du sie an einem Wochenende dort besuchen würdest, Camilla.«
»Vielleicht wenn du das nächste Mal zu Hause bist. Wir könnten zusammen hinfahren.« Camilla fragte sich, welche Art von Freunden ihre Mutter an ihren Zufluchtsort in Cotswold einlud. Sie wollte ihm nicht sofort eine Absage erteilen.
»Das werde ich ihr ausrichten«, erklärte er. »Ich telefoniere ein- oder zweimal die Woche mit ihr, wenn ich auf Reisen bin.«
»Warum, Daddy?«
»Warum was?«
»Warum rufst du sie ständig an? Weshalb kümmerst du dich um sie und lebst noch mit ihr zusammen?«
»Eines Tages werden wir uns darüber unterhalten, mein Liebling, aber nicht heute«, erwiderte er. »Lass uns zu Bett gehen. Wir haben einen wundervollen Abend verbracht, und ich freue mich sehr, dich in Gesellschaft deiner Freunde zu sehen. Das sind großartige junge Menschen.«
»Nein, warte. Bleib noch einen Augenblick sitzen. Ich muss dir etwas sagen. Ich habe mich verliebt, Daddy. Nicht in einen standesgemäßen, wohlerzogenen Gentleman aus Belgravia oder Sussex oder in einen reichen Banker aus der Stadt. Ich habe mich in Anthony Chapman verliebt.« Camilla war mit einem Mal verlegen und versuchte ihr Unbehagen mit einem Lachen zu überspielen. »In ein Buschbaby aus Nairobi. Mutter weiß nichts davon. Sie würde wahrscheinlich einen Anfall bekommen.«
»Oh, mein liebes Mädchen! Kein Wunder, dass du so unglaublich glücklich wirkst und so großartig aussiehst. Ich wusste, dass irgendetwas geschehen sein muss, aber dummerweise bin ich nicht darauf gekommen. Also, wo ist dein junger Mann? Ich mag ihn übrigens sehr.«
»Du kennst ihn?« Camilla war überrascht.
»Ich bin ihm bei einigen Naturschutz-Komitees begegnet. Er ist ein überzeugter Naturschützer, der alles wohl erwägt, ohne sentimental zu werden. Er besitzt Verstand, Mut und Entschlossenheit. War er mit euch an der Küste?«
»Er ist auf Safari, aber er wird uns in Langani abholen. Dann werden wir in den Norden zu einem Camp fahren, das er für uns in Samburu vorbereitet hat.« Sie empfand ein leises Bedauern, weil er sie in den zwei Wochen seit ihrer Ankunft nicht angerufen hatte. Natürlich, er befand sich im Busch, aber wenn er mit seinem Camp von einer Gegend in die andere zog, brachte er seine Kunden immer in ein Hotel oder in eine Lodge, wo es sicher die Möglichkeit einer Nachrichtenübermittlung gab. Rasch verdrängte sie die aufkommende Enttäuschung aus ihren Gedanken. »Ich nehme an, du wirst ihn nach unserer Safari sehen, falls du dich dann noch in Nairobi aufhältst.« Sie küsste ihren Vater und zauste sein Haar. »Gute Nacht, Daddy. Ich liebe dich.«
Frühmorgens machten sie sich auf den Weg nach Langani und fuhren an den eingezäunten Grenzen des Nairobi Nationalparks vorbei, wo Nashörner und Löwen jetzt auf die unregelmäßige Skyline der Stadt blickten. Auf ihrer Route nach Norden passierten sie glasgrüne, terrassenförmige Kaffeeplantagen und steil ansteigende rote Hügel, wo Kikuyu mühsam die tiefe, fruchtbare Erde bearbeiteten. Am Straßenstand standen Holzbuden, an denen bauchige Büschel mit grünen Bananen hingen. Auf den Tischen waren Pyramiden von Mangos, Orangen und Tomaten gestapelt. Sie überholten Frauen, die mit Bündeln Feuerholz beladen waren oder, Blechfässer auf ihren Köpfen balancierend, die schmalen Pfade entlangschwankten, die in der dichten Vegetation des Dschungels verschwanden. Es war Sonntagmorgen, und viele Menschen strömten aus den kleinen Missionskirchen, während ihre Lobgesänge durch die offenen Fenster in den Wagen drangen. Das Aberdare-Gebirge erhob sich in einem blauen Dunst über ein Geflecht von grünen Wäldern und gezackten, vom Wind zerrissenen Bananenstauden. Aus einer schmalen Felsspalte rauschte ein Wasserfall herab und verwandelte sich in einen ruhigen Fluss, der sich durch das darunter liegende Tal schlängelte. In der Morgensonne trockneten auf Blechen ausgelegte Kaffeebohnen, und am Straßenrand spendeten Feuerbäume mit scharlachroten Blüten und gelb blühenden Kassien Schatten. Als sie höhere Lagen erreichten, streckten ihnen die Bäume ihre nackten, mit einem Schleier aus Waldreben behangenen Zweige entgegen, und der Gipfel des Mount Kenya ragte glitzernd und geheimnisvoll in der Ferne auf.
Als sie das Tor zur Farm passierten, verstummten alle mit
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