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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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schon vor Morgengrauen auf den Beinen, um das Lager abzubauen.«
    Lars sah zu, wie Anthony Camilla die Hand reichte und die beiden zusammen hinausgingen. Ein seltsames Paar, dachte er. Die wunderschöne zarte Camilla machte nicht den Eindruck, als würde sie es lange allein in Nairobi aushalten, während ihr Mann ständig auf Safari war. Allerdings hatte sie ihre Kindheit hier verbracht und kannte sich offenbar aus. Vielleicht gehörte sie ja zu den äußerlich hilflos wirkenden Frauen, die einen harten Kern besaßen. Man konnte nie wissen. Er blickte auf Hannah, die gerade mit Kamau das Abendessen plante.
    »Tut mir Leid, dass wir dich mit einer so schlechten Nachricht empfangen mussten«, sagte er, nachdem der Koch fort war. »Möchtest du sofort auspacken, oder hättest du Lust auf einen Spaziergang? Ich habe den Gärtner einiges erledigen lassen, während du weg warst. Du könntest dir anschauen, ob es dir so gefällt.«
    Hannah zögerte, denn sie fürchtete, dass sie weinend zusammenbrechen würde, wenn er weiter so einfühlsam mit ihr sprach. Die Tötung des Viehs hatte sie schwer getroffen. Außerdem hatte sich ein neues Gefühl ihrer bemächtigt: Angst. Bis jetzt hatte sie sich noch nie in ihren eigenen vier Wänden gefürchtet. Diese Empfindung breitete sich wie Gift in ihren Adern aus, ergriff langsam Besitz von ihrem Verstand und stieg wie Galle in ihr hoch, sodass sie einen bitteren Geschmack im Mund verspürte. Sie musste jetzt etwas Schönes sehen.
    »Ja, ich würde mir gern den Garten anschauen. Und auch die Stelle, wo du meine Kühe begraben hast. Ich bin dir so dankbar, dass du dir diese Mühe gemacht hast, Lars.«
    Im Gästezimmer winkte Anthony Camilla zum Bett. Sie saß auf der Fensterbank und dachte an Lotties Garten und die Geborgenheit, die sie als Kind dort empfunden hatte. Jenseits der sauber gestutzten Hecken und Rosenbüsche erstreckte sich das goldgelbe Grasland bis hin zu den Hängen der mächtigen Berge. Diese empfindliche Grenze zwischen Mensch und Natur musste stets verteidigt werden, wenn man verhindern wollte, dass Rasenflächen und Blumenbeete von der unersättlichen Wildnis verschlungen wurden, bis nichts mehr von der künstlich hergestellten Schönheit und Ordnung übrig blieb. Sie beobachtete Lars und Hannah draußen auf dem Rasen und hoffte, dass seine offensichtliche Zuneigung zu ihr irgendwann Früchte tragen würde. Sarah strahlte Zuversicht aus, denn sie hoffte nun, in Afrika und in Piets Nähe bleiben zu können. Camilla dachte an Piet und an die mondhelle Nacht, in der sie so leichtsinnig gewesen war, sich von ihm küssen zu lassen. Ihr schien es eine Ewigkeit her zu sein. Seitdem waren sie sehr unterschiedliche Wege gegangen. Und nun war es ihre eigene Zukunft, die auf Messers Schneide stand. Am Himmel kündigte sich Regen an, und die schroffen Berggipfel waren hinter dichten Wolken verschwunden. Sie stand auf, um sich neben Anthony zu legen.
    »Die Zeit ist zu schnell vergangen«, sagte sie. »Als ob uns jemand viele Stunden gestohlen hätte, während wir schliefen.«
    Anstelle einer Antwort begann er, sie zu liebkosen. Er atmete ihr sanft ins Ohr, ließ die Finger an ihrer Wirbelsäule hinuntergleiten und erkundete geheime Stellen, die nur er kannte. Sie schwebte über ihm wie ein Schmetterling, nahm ihn in sich auf, neigte sich ihm entgegen, wich wieder zurück, berührte ihn sanft und bedeckte seinen ganzen Körper mit Küssen. Ihr graute bereits vor der Trennung. Mit jeder Bewegung versuchte sie ihn dazu zu bringen, dass er ihr sagte, wie sehr er sie liebte. Er sollte sie bitten, in Nairobi, auf Langani, in London oder sonst irgendwo auf ihn zu warten. Aber obwohl er in wilder Leidenschaft aufschrie, als sie sich liebten, verlor er kein Wort über ihre Zukunft. Danach schwieg sie, unterdrückte ihre Tränen und war fest entschlossen, die bange Frage nicht zu stellen, die ihr ganzes Denken beherrschte. Bald war er eingeschlafen. Blonde Wimpern bogen sich über seinen Wangen, seine Augenbrauen hatten die Form von zarten Flügeln, seine Adlernase erinnerte sie an die Statuen, die sie in Florenz gesehen hatte. Sie betrachtete ihn, während er schlief. Sein sorgloses Gesicht schmiegte sich ins Kissen, und offenbar ahnte er wirklich nicht, wonach sie sich sehnte.
    Camilla stand auf und betrachtete sich im Badezimmerspiegel. Ihre Lippen waren vom Küssen geschwollen, das Haar hing ihr zerzaust ums Gesicht. Sie drehte die Dusche auf und stellte sich lange unter den

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