Himmel uber Langani
auf geheimnisvolle Weise verschwinden.«
»Es ist harte Arbeit, einen Traum wahr werden zu lassen«, erwiderte Camilla. »Diese Erfahrung habe ich ebenfalls gemacht, wenn auch auf andere Weise. Die Leute lesen eine Zeitschrift, betrachten die schönen Kleider und exotischen Aufnahmeorte und wollen so sein wie die Frauen auf den Bildern. Allerdings ahnen sie nichts von dem Garderobenwagen, der auf einem kalten, windigen Hof steht, während man bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ein Sommerkleid anzieht. Sie wissen nicht, dass man sich halb zu Tode bibbert und dass die Sachen, die man anhat, am Rücken mit Sicherheitsnadeln und Wäscheklammern zusammengerafft werden, damit sie besser sitzen. Sie mussten auch noch nie schwitzend unter heißen Scheinwerfern in einer überfüllten Garderobe hocken, während ringsherum alle nach einen Fön oder einem Schminktiegel schreien.«
Aber Anthony verstand nicht, was ihre Welten miteinander gemeinsam haben sollten. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass jemand wie du oder einer meiner Gäste aus New York, Texas oder London Zelte in Lastwagen verlädt oder von Dornen zerlöcherte Reifen wechselt. Du würdest es auch bestimmt nicht schaffen, Nairobi nach einem Mitarbeiter zu durchkämmen, der sich am Vorabend betrunken hat und nicht pünktlich zur Abfahrt erschienen ist. Du hast ja keine Ahnung …«
»Und ob ich die habe«, widersprach sie. »Vergiss nicht, dass ich den Großteil meiner Kindheit hier verbracht habe. Ich bin kein verwöhntes New Yorker Töchterchen. Deshalb würde ich gerne hier bleiben und mir eine Stelle suchen. Ich bin gut im Verkaufen, insbesondere wenn es um Träume geht. Außerdem spreche ich fließend Französisch und Italienisch, was wegen der internationalen Safarigäste sehr nützlich sein kann. Mein Leben besteht nicht nur aus tollen Klamotten und daraus, dass man mir in schicken Londoner Restaurants den roten Teppich ausrollt. Hoffentlich ist das nicht das Bild, das du von mir hast, Anthony.«
Eine lange Pause entstand. Er hatte dieses Gespräch nicht gewollt und auch nicht erwartet, dass es dazu kommen würde. Sie hatten leidenschaftliche und schöne Stunden miteinander verbracht, doch nun verlangte Camilla, dass er sich auf eine feste Beziehung einließ. Anthony wusste, dass er noch nicht bereit dafür war, und hätte am liebsten die Flucht ergriffen. Sie hatte einen erlesenen Geschmack, war weltgewandt und verkehrte in Kreisen, deren Gesprächen er meist nicht folgen konnte.
»Camilla, ich wollte dir nie wehtun oder dich traurig zu machen«, begann er schließlich. »Du bist das schönste Mädchen, dem ich je begegnet bin, aber das sage ich dir ja schon seit Jahren.« Er griff über das Bett und nahm ihre Hand. »Du meintest immer, ich wäre nur ein Buschbaby, und du hast Recht. Ich weiß nicht, warum du dich eigentlich für mich interessierst, und diese Wochen waren für mich so etwas wie ein glücklicher Zufall. Die Safari war wunderschön, und ich hoffe, dass wir noch viel Spaß zusammen haben werden, wenn du …«
»Wenn ich einfach nach Chelsea zurückkehre und Ruhm und Reichtum nachjage, bis du mal wieder vorbeikommst.« Ihr ganzes Leben lang hatte Camilla ihre Gefühle verbergen und mit ansehen müssen, wie ihre Eltern einander mit hinterhältigen Seitenhieben quälten. Doch während sie nun um Fassung rang, schnürte ihr ein würgendes Gefühl die Kehle zu, auf das sie nicht vorbereitet war. Sie stand auf, zauste ihm das Haar und zwang sich zu einem munteren Ton. »Heute in einer Woche bin ich in New York, und zwar für die besten Fotoaufnahmen, die je gemacht worden sind. Danach wird die ganze Welt meinen Namen kennen.«
»Und darf ich mich zu deinem einundzwanzigsten Geburtstag unter die oberen Zehntausend mischen? Vorausgesetzt dass ich auf meiner Werbertour auch nach London komme.«
»Aber natürlich. Du kannst ja die Gäste abklappern und ihnen Safaris verkaufen.« Ihr Lachen klang ein wenig bitter.
Anthony wusste, dass er sie gekränkt hatte. »Camilla, du bedeutest mir sehr viel. Ich bin nur einfach noch nicht so weit, dass ich mein Leben ändern und mit jemandem teilen könnte. Ich wollte dir wirklich nicht wehtun.«
»Sei nicht so zimperlich, Anthony.« Sie wich zurück. »Wenn ich übermorgen wieder in London bin, werde ich keine Zeit mehr haben, um dich zu trauern. Aber eigentlich habe ich gar keine große Lust auf eine Geburtstagsparty. Bestimmt plant meine Mutter schon einen grässlichen Empfang mit Tausenden
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