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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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Wasserstrahl, um seinen Geruch und alle Spuren von ihm abzuwaschen und Abstand zu dem Schmerz zu gewinnen, der ihr noch bevorstand. Dann zog sie sich an, setzte sich in einen Sessel und blätterte in einer alten Zeitschrift, die Artikel über Weizenanbau und Schafzucht enthielt, bis die untergehende Sonne und die kühler werdende Luft den nahenden Abend ankündigten.
    »Ich dachte, du würdest noch neben mir liegen, wenn ich aufwache.« Beim Klang seiner Stimme schreckte sie hoch. »Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt.« Er streckte einen langen Arm aus, um sie an sich zu ziehen.
    »Wirst du mich also vermissen?« Sie widerstand der Versuchung und blieb im Sessel sitzen. Trotz ihrer guten Vorsätze hatte sie die unangenehme Frage nun doch gestellt.
    »Natürlich werde ich dich vermissen.« Aber sein Blick hatte sich verändert. Er schien nun auf der Hut zu sein.
    »Wie sehr?« Sie streckte die Hände aus und nahm sie immer weiter auseinander. »So sehr? Oder so sehr?« Ihre Stimme zitterte. Sie wusste, dass er ihr die Angst anmerkte.
    »Du wirst doch jetzt nicht etwa sentimental?« Inzwischen war er hellwach und stützte sich auf einen Ellenbogen. Sie sah seinem Lächeln an, dass er sich unwohl fühlte. »Ich fand es wunderschön, und wir sollten nicht alles verderben, indem wir darüber jammern, dass jetzt wieder der Alltag beginnt. Habe ich nicht Recht?«
    »Was meinst du mit Alltag?« Da sie nun einmal angefangen hatte, gab es kein Zurück mehr.
    »Alltag? Für mich ist es das Leben im Busch, dem Ort, den ich am meisten liebe und nach dem ich mich immer sehne, wenn ich nicht dort sein kann. Nur im Busch bin ich wirklich ich selbst.«
    »Das kann ich verstehen. Ich war mit dir dort und habe jeden Tag etwas Wichtiges gelernt. Jetzt möchte ich noch mehr lernen.«
    »Für dich ist der Alltag dein Prominentendasein in London, wo du all deine Schönheit und dein Talent einsetzen kannst, Camilla. Du brauchst das Treiben der Großstadt und die Lokale, die du mir gezeigt hast – wo ich der Bauernbursche war und du die umschwärmte Prinzessin. Es hat Spaß gemacht, sich ein paar Tage in deinem Glanz zu sonnen, aber auf Dauer ist das nichts für mich.«
    »Und die letzten Wochen?« Wegen ihres einschmeichelnden, fast flehenden Tonfalls hätte sie sich ohrfeigen können. »Wolltest du dich mit mir nur amüsieren?«
    »Natürlich nicht! Ich gehöre nicht zu den Männern, die mit jedem Mädchen etwas anfangen, das sie auf einer Safari kennen lernen. So leichtfertig bin ich nicht«, protestierte er. »Ich dachte, es ist günstig, dass sich unsere so verschiedenen Lebenswege genau im richtigen Augenblick gekreuzt haben. Eigentlich habe ich geglaubt, dass du genauso empfindest.«
    »Das tue ich auch.«
    »Aber nun fängt für uns das normale Leben wieder an«, fuhr er fort. »Ich könnte nie wie du in einer Stadt wohnen und meine Zeit auf Cocktailpartys, in Restaurants und verqualmten Nachtclubs verbringen. Schon in Nairobi halte ich es vielleicht eine Woche aus. Höchstens zwei. Dann fange ich an, die Stunden zu zählen, bis ich wieder draußen im bundu bin.«
    »Möglicherweise habe ich ja auch genug von den Lichtern der Großstadt. Vielleicht war das nur eine Etappe auf einem Weg, der anderswo hinführt – ein Beispiel dafür, wie das Leben nicht sein sollte. Eine Phase.« Verzweiflung malte sich auf Camillas Gesicht.
    »So geht es allen, die gerade von einer Safari zurückkommen«, entgegnete er. »Sie wollen, dass sie niemals endet, denn für die meisten Menschen ist es eine außergewöhnliche und einmalige Erfahrung. Sie sehen und tun Dinge, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen konnten, und glauben, sie lebten wild und gefährlich. Doch in Wirklichkeit steckt hinter diesem Abenteuer ein Mensch, der alles organisiert und geplant hat, der sie beschützt und der dafür sorgt, dass es ihnen an nichts fehlt. Jemand, der für kurze Zeit einen Traum wahr werden lässt. Ich bin noch nie einem Touristen begegnet, der mit der rauen Wirklichkeit zurechtgekommen wäre.«
    »Ich weiß, dass es harte Arbeit ist. Außerdem bin ich keine Touristin, Anthony.«
    »Du hast keine Ahnung, wie es inzwischen hier zugeht. Die Telefone funktionieren nicht, bei der Post gehen deine Briefe verloren. Überall herrschten Korruption und Unfähigkeit, und es ist fast unmöglich, sich eine Genehmigung abstempeln zu lassen. Alle stehlen wie die Raben: Autoteile, Lastwagen und Vorräte. Dinge, die einem zugesichert werden und dann

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