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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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brauchte. Betty teilte diese Zuversicht nicht. Also fasste Sarah sich ein Herz und schickte Dan Briggs ein Telegramm, in dem sie um mehr Zeit bat. Zu ihrer Erleichterung brachte der Postbote schon kurz darauf die Antwort. In ihrem freundlichen und verständnisvollen Brief räumten ihr die Briggs’ einen Aufschub bis Anfang November ein. Obwohl Sarah klar war, dass ihre Rückkehr damit in die Regenzeit fallen würde, wenn das Reisen wie auch die Arbeit eine mühselige Plackerei waren. Doch was blieb ihr anderes übrig?
    Trotz der angespannten finanziellen Lage wegen des Umbaus waren sich alle einig, sich einen Luxus zu gönnen, und Raphael kaufte drei Pferde. Das Haus blickte auf den Strand, wo Sarah schon als kleines Mädchen mit Tim auf den Ponys ihres Großvaters ausgeritten war. Er hatte ihnen das Reiten beigebracht, als sie zum ersten Mal aus Kenia zurückgereist waren, um hier ihren Urlaub zu verbringen. Bei Ebbe bot die lange Landzunge die idealen Bedingungen, um im vollen Galopp, begleitet von Jubelrufen, Hufgetrappel auf dem feuchten Sand, dem Schnauben des Pferdes und dem Knarzen des Zaumzeugs, den Strand hinunterzupreschen. Die beiden Geschwister hatten diesen Ort immer ganz besonders geliebt.
    »Ich würde nach dem Mittagessen gern ausreiten«, meinte Sarah zu Tim, nachdem sie einige Tage lang Kies und Mörtel geschippt hatten.
    »Eine tolle Idee«, erwiderte er. »Du hast es dir ehrlich verdient. Was hältst du davon, Deirdre? Es ist Zeit, dass du reiten lernst. Wir könnten einen kleinen Ausflug an den Strand machen.«
    Als er die Arme um ihre Taille schlang und sie an sich zog, machte sie sich mit einem leisen Ausruf los.
    »Du weißt genau, dass ich keine Pferdefreundin bin«, erwiderte sie scharf. »Am besten ziehst du mit Sarah allein los. Ich würde euch nur aufhalten.«
    Obwohl Tim sich abwandte, war Sarah seine verletzte Miene nicht entgangen. Die beiden ritten über die Dünen zur Ruine von Mullaghmore Castle. Dort galoppierten sie in die Brandung hinein, sodass die salzige Gischt ihnen ins Gesicht spritzte. Als sie während der herannahenden Flut nach Hause ritten, färbte sich der Himmel über dem Ben Bulben feuerrot. Vor ihnen glitten Seehunde von der Landzunge ins Wasser. Als sie die Pferde vom Strand wegführten, fühlte sich Sarah ihrem Bruder sehr nahe. Sie betete, dass er sein Glück finden würde. Das Haus lag im sanften Licht der Nachmittagssonne. Seine traditionelle Bauweise fügte sich vollkommen in die Landschaft ein. Die Hydrangeabüsche zu beiden Seiten der Terrassentüren standen in voller Blüte, und in den Fenstern spiegelte sich der Horizont über dem Meer. Endlich begriff Sarah, dass dieses Haus genau das Richtige für ihre Familie war. Hier konnten ihre Eltern ihren Lebensabend verbringen, während Tim und Deirdre ihre Kinder großzogen.
    Die Wochen in Sligo flogen dahin. Die raschen Fortschritte beim Umbau des Hauses lenkten sie ein wenig von ihrer Sehnsucht ab, nach Kenia und zu Piet zurückzukehren. Ein Tag brach an, und ehe man sich versah, war es schon wieder Abend und Zeit zum Schlafengehen. Sarah war froh über die körperliche Erschöpfung, denn sie verhinderte, dass ihr die Erinnerungen an den Überfall den Schlaf raubten. Dennoch waren sie immer gegenwärtig, sie lauerten in jedem unerwarteten Geräusch, in jeder plötzlichen Bewegung. Aber Sarah sprach nicht darüber. Ihre Eltern sollten auf keinen Fall merken, wie sehr sie noch darunter litt.
    »Ich hatte ganz vergessen, wie schön es hier ist«, vertraute sie ihrem Bruder an, als sie auf der Eingangstreppe standen und aufs Wasser hinausblickten. »Bestimmt wirst du hier sehr glücklich sein. Du und Dad seid das tollste Team, das man sich vorstellen kann.«
    »Es ist eine große Verantwortung«, erwiderte er. »Manchmal frage ich mich, ob wir uns nicht damit übernehmen.«
    »Jetzt aber mal halblang, Dr. Mackay. Schluss mit den Zweifeln. Die Patienten werden von überall hierher strömen, und Deirdre wird eine großartige Sprechstundenhilfe sein. Das klappt schon.«
    Ein langer Brief von Hannah traf ein. Sie schrieb, dass auf der Farm alles nach Plan liefe. Piet arbeite rund um die Uhr, da Lars sich noch schonen müsse. Die polizeilichen Ermittlungen hätten noch keine Ergebnisse gebracht. Sie hoffe, Sarah werde bald zurückkommen. Dann könnten sie Weihnachten in Langani feiern. Von Piet solle sie ihr alles Liebe ausrichten. Sarah hatte auf ein paar Zeilen von ihm gehofft, aber sie konnte verstehen, dass er

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