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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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»Sie waren ja beim Friseur! Es steht Ihnen prima. Eine gute Idee, auch wenn es nicht nötig gewesen wäre. Sie sehen aus wie eine Elfe, oder besser wie eine Feenkönigin.«
    »Welchen Film wollten Sie sich denn anschauen?«, fragte sie.
    »Eigentlich Jimmy Stewart bei einem Flugzeugabsturz. Der Flug des Phoenix . Aber wenn Sie lieber …«
    »Jimmy Stewart ist prima. Ich mag seine hohe, nasale Stimme.«
    Anschließend gingen sie zum Abendessen. Edward war sehr charmant und wollte alles über die Modebranche wissen. Dann erzählte er ihr von seinen Besuchen in Kenia, Nigeria und Indien und schilderte mit ehrlicher Anteilnahme die Notlage der entstellten Menschen, die er dort zu heilen versucht hatte. Beim Reden beobachtete er sie aufmerksam und stellte fest, dass ihr schönes Gesicht aufleuchtete, wenn sie über seine Anekdoten lachte. Allerdings bemerkte er auch ihre Traurigkeit. Als er sich nach Marina erkundigte, zuckte sie die Achseln.
    »Sie sollten sich die Mühe sparen, weiter höfliche Konversation über meine Mutter zu betreiben«, meinte sie. »Wir stehen uns nämlich nicht sehr nah.«
    Später kam er auf ihren Vater zu sprechen. Camillas Hand zitterte so sehr, dass sie ihr Weinglas abstellen musste. Er sei beschäftigt, erwiderte sie ausweichend, und die meiste Zeit unterwegs. Seit ihrer Rückkehr aus Kenia habe sie ihn nicht gesehen. Edward glaubte Tränen in ihren Augen zu erkennen und wechselte rasch das Thema. Als er ihr Glas mehrere Male nachfüllte, wurde ihm klar, dass sie versuchte, ihre Probleme im Alkohol zu ertränken.
    »Was ist mit Ihnen? Haben Sie Familie?«, fragte sie, nachdem sie das Dessert bestellt hatten.
    »Ich war einmal verheiratet«, antwortete er. »Aber das ist schon lange her. Möchten Sie einen Kaffee? Und vielleicht einen Sambuca?«
    »Der ist mir zu süß. Aber ein Kaffee wäre nett.«
    Nach dem Essen fuhr er sie nach Hause und begleitete sie hinauf zu ihrer Wohnungstür.
    »Jetzt ist wohl der Moment, um Sie auf einen Drink hereinzubitten«, sagte Camilla, während sie nach ihrem Schlüssel kramte.
    »Das müssen Sie nicht«, meinte er schmunzelnd.
    »Aber dürften Sie überhaupt hereinkommen, da ich doch Ihre Patientin bin?«, neckte sie ihn, denn ihr war klar, dass er sich nichts lieber als das wünschte.
    »Ich würde mich freuen«, erwiderte er.
    Im Wohnzimmer betrachtete er ihre Bücher, die Gemälde und Kunstdrucke und die geschmackvolle Einrichtung. Es war ein eleganter Raum, wo es keinerlei Hinweise auf Persönliches gab. Ob sie wohl Fotos von Familie und Freunden im Schlafzimmer aufbewahrte? Eigentlich bezweifelte er das. Camilla kehrte mit einem Tablett zurück und ließ sich ihm gegenüber nieder. Ihr Gesicht wirkte ruhig und kindlich, während sie Kaffee und Brandy einschenkte. Als sie ihm mit einem Lächeln die kleine Tasse hinhielt, spürte er, dass er im Begriff war, sich in sie zu verlieben. Eigentlich war das ja albern, und sein Verstand sagte ihm, dass sich aus dieser zufälligen zwanglosen Begegnung nichts entwickeln konnte. Im Übrigen hatte er vor kurzem seinen zweiundvierzigsten Geburtstag gefeiert. Also handelte es sich offensichtlich um einen schweren Anfall von Midlife-Crisis, denn trotz ihres weltgewandten Auftretens war Camilla doch fast noch ein Kind. Außerdem hatte sie bestimmt einen festen Freund.
    »Sie sind plötzlich so still.« Camilla musterte ihn leicht spöttisch. »Machen Sie sich tiefschürfende Gedanken, mit denen man sich näher befassen sollte?«
    Als er sie weiter schweigend musterte, wurde ihm klar, dass er versuchen würde, sie zu erobern – was ihm eine leidvolle Erfahrung oder gar eine Blamage einbringen konnte. Aber er war bereit, dieses Risiko einzugehen. Bis jetzt war er mehr oder weniger mit seinem Beruf verheiratet gewesen, und er hatte dafür einen hohen Preis bezahlt. Doch diesmal würde er diesen Fehler nicht begehen. Er lächelte, ohne ihre Frage zu beantworten, denn er befürchtete, sie könnte die wahnwitzigen Empfindungen, die in seinem Herzen aufgekeimt waren, an seinen Augen ablesen. Als er sich kurz darauf verabschiedete, hauchte er ihr einen Kuss auf die Wange und ermahnte sie, möglichst nicht zu rauchen. In ein paar Tagen würden sie sich in der Harley Street wiedersehen. Sie schloss die Tür und zog ihr Nachthemd an. Doch allein im Bett sah sie zu ihrem Entsetzen wieder die flache Klinge des panga und den hasserfüllten Blick des Angreifers vor sich. Sie ging ins Bad und nahm eine Schlaftablette, um ihre

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