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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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und Surren der Blende gar nicht wahrnahm.
    »Es heißt, die ägyptischen Pharaonen hätten sofort nach ihrer Thronbesteigung nach dem richtigen Platz für ihr Grabmal Ausschau gehalten«, sagte er. »Wenn ihr mich fragt, würde ich mich für dieses Fleckchen Erde entscheiden. Kein von Menschen errichtetes Bauwerk kann sich damit vergleichen. Diese Aussicht auf die Farm, den Berg und die Ebene! Von hier aus hat man unsere ganze Welt im Blick. Dafür würde ich jede Pyramide hergeben.«
    »Die Ägypter mussten beim Bau ihrer Grabmäler leider auf diese natürliche Kulisse verzichten«, wandte Anthony ein. »Wenn einem nur eine ebene Wüste zur Verfügung steht, errichtet man eben etwas, das sich aus dem Sand erhebt, den Stürmen trotzt und das Land beherrscht, sodass die Menschen sich an die großen Werke erinnern, die man vollbracht hat. Damit sie in Ehrfurcht erzittern …«

    »Mein Nam’ ist Ozymandias, Königskönig :
    Seht mein Werk an, Mächtige, und verzweifelt!«,

    deklamierte Piet mit lauter Stimme. Sarah sah ihn erstaunt an.
    »Ich wusste gar nicht, dass du Shelley liest«, meinte sie.
    »Es gibt eine ganze Menge, was du nicht weißt.« Piet musterte sie forschend. »Ich kann nicht nur eine Farm leiten, sondern auch lesen. Und zwar nicht nur Shelley. In meinem Zimmer stehen viele Bücher, die wir zusammen lesen werden. Und einige davon werden wir unseren Kindern vorlesen. Ich habe auch angefangen, Schallplatten zu sammeln. In Edinburgh habe ich mit Freunden Konzerte besucht und endlich begriffen, dass man Beethoven, Mahler und Mozart ebenso viel abgewinnen kann wie Elvis.« Als er Sarah an sich zog und ihr Haar streichelte, erschauderte sie wohlig. Um das Schweigen zu brechen, beendete sie das Zitat:

    »Nichts sonst blieb übrig. Rings um den Verfall
    Des kolossalen Wracks, einsam und eben,
    Erstreckt sich Wüste grenzenlos und kahl.«

    »Genau darauf wollte ich hinaus«, erklärte Piet. »Vom Menschen errichtete Bauwerke werden zerfallen und verschwinden wie die Stadt in dem Gedicht von Masefield, das du damals in Gedi zitiert hast, Sarah. Das hier aber«, mit ausgestrecktem Arm wies er auf das Panorama unter ihnen, »ist schon seit Millionen von Jahren hier und wird auch noch einmal so lange Zeit überdauern, sofern wir mit unseren Atompilzen nicht die gesamte Erde zerstören. Wenn wir möchten, dass man sich daran erinnert, was wir in unserer winzigen Lebenszeit zustande gebracht haben, müssen wir die Schönheit der Erde zum Mittelpunkt unserer Bemühungen machen. Dann wird etwas von uns überdauern, und wir haben es uns vielleicht sogar verdient, dass man uns nicht vergisst.«
    »Ende der Philosophievorlesung des heutigen Abends.« Hannah leerte ihr Bier. »Wir sollten besser umkehren.«
    »Lass uns schon einmal vorgehen«, schlug Anthony vor. »Die beiden können ja nachkommen. Aber wenn sie uns zu lange warten lassen, müssen sie zu Fuß nach Hause marschieren.«
    Sie verschwanden zwischen den Bäumen, sodass Piet und Sarah allein zurückblieben. In der bläulichen Abenddämmerung sah sie, dass seine Augen vor Liebe strahlten. Er umfasste ihr Kinn mit den Händen und küsste sie so zärtlich, dass sie beinahe in Tränen ausgebrochen wäre. In der Ferne heulte eine Hyäne ihren Gefährten zu. Ein Chor antwortete ganz aus der Nähe, und Piet nahm Sarah bei der Hand. Auf dem Weg den steilen Abhang hinunter zum Wagen ahmten sie die Rufe nach und lachten, wenn die Tiere antworteten.
    Zu Hause wurden sie von Lottie auf der Vortreppe erwartet. Sie strahlte übers ganze Gesicht. »Ich habe mit Janni gesprochen, und er will wirklich kommen! Er hat sein Flugticket schon und trifft am dreißigsten in Nairobi ein. Also wird er den ngoma mit uns allen feiern können.«
    Nach dem Abendessen holte Sarah ihre Fotos heraus, um sie Lottie zu zeigen. Sie breitete die Porträts aus Dublin, die Aufnahmen von der Safari im September und die Bilder aus Buffalo Springs auf dem Tisch aus. Es war ihr ausgezeichnet gelungen, die wilde Landschaft und die anmutige Schönheit der Samburukrieger mit ihren Ziegen und Rindern auf Film zu bannen. Ihr Objektiv hatte das Licht eingefangen, wie es sich in stacheligen, dürren Grashalmen brach und diese in goldene Stäbe verwandelte. Die Schatten der vorüberziehenden Wolken, der ausladenden Kronen der Akazien und der Doum-Palmen fielen auf die wogenden Ebenen. Es waren auch Bilder von der Steppe mit einem Dornenbaum im Vordergrund dabei, und einige Aufnahmen zeigten die bizarren

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