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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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überfüllten Raum herrschende muffige Feuchtigkeit bereiteten ihr Unbehagen. Dennoch ließ sie sich von Lieselotte zum Bleiben überreden und setzte sich auf die Couch. Willi nahm neben ihr Platz, während Peter so weit von ihr entfernt wie möglich auf einem Stuhl kauerte. Die kleine Helena ließ sich auf dem Boden nieder, mit dem Rücken an den noch warmen Ofen gekuschelt.
    Das ältere Mädchen schenkte kalten Tee in zwei Gläser aus, wobei Demy ein Glas für sich allein erhielt, die Geschwister teilten sich das andere. Der mutigere Zwilling zog ein abgenutztes, an seinen Rändern bereits dunkel verfärbtes Kartenspiel aus der Tischschublade und brachte Demy innerhalb kürzester Zeit das Skatspielen bei.
    Die Zeit verging mit Spielen und Lachen, bis draußen ein gewaltiges Poltern erklang und eine Männerstimme gleich darauf unflätige Flüche ausstieß.
    Demy hob erschrocken den Kopf und sah, wie Peters Lächeln erstarb und seine Schultern nach unten sackten. In der Zwischenzeit riss Willi ihr die Karten aus der Hand und ließ das Spiel flink in der Schublade verschwinden. Nicht minder schnell erhob sich Lieselotte, zog Demy auf die Füße und bat sie mit gedämpfter Stimme, schnell ihren Mantel überzuziehen.
    Die Kinder verspürten ganz offensichtlich Angst, und Demy, von ihrer Furcht angesteckt, gehorchte Lieselottes Anweisungen mechanisch. Gerade als sie mit einem Arm in ihren Mantel schlüpfte, wurde die Klinke heruntergedrückt. Die Tür schwang auf und prallte mit einem dumpfen Schlag gegen die an die Wand gelehnte Matratze. Im Türrahmen stand ein breitschultriger Mann mit wirrem Haar und fleckigem Hemd. Er roch nach Alkohol und Rauch. Die dunklen Augen unter den buschigen Brauen musterten Demy bedrohlich. Ihr Magen krampfte sich zusammen und sie formte in Gedanken ein Stoßgebet um Bewahrung.

Kapitel 7
    Magdeburg, Deutsches Reich,
März 1908
    Ein paar vorwitzige Sonnenstrahlen stahlen sich durch eine Lücke in der grauweißen Wolkendecke, doch dank der fast völligen Windstille war die Temperatur für einen Märztag dennoch angenehm.
    Hannes stand an seinen Daimler gelehnt am Rand des Truppenübungsplatzes und unterhielt sich mit drei jungen Damen, die sich wie Philippe und er und viele andere Zuschauer bei Hans Grade eingefunden hatten, um dessen neuerlichen Flugversuch mit seinem Dreidecker-Flugzeug zu beobachten 7 . Der Kadett blinzelte gegen die tief stehende Sonne an und grinste, als er beobachtete, wie Philippe in das Fluggerät kletterte. Wie er erwartet hatte, war sein Freund begeistert von der auf dem Cracauer Anger stehenden Flugmaschine. Seit Stunden diskutierten die beiden Männer über Motoren, Holzräder, Propeller und die mit Leinwand bespannten Sperrholzflügel und hatten darüber alles andere vollständig vergessen. Dank der drei hübschen Damen aus Magdeburg war auch Hannes beschäftigt. So ließ er Philippe gerne die Zeit für seine Gespräche mit dem Maschinenbauer und Flugpionier.
    »Sehen Sie nur, Ihr Freund möchte fliegen.« Edith Müller, eine der Frauen, wohl drei, vier Jahre älter als er selbst, legte für einen kurzen Moment ihre Hand auf seinen Arm.
    Hannes beschattete mit seiner Rechten die Augen und trat besorgt einen Schritt nach vorn. Der Motor des Dreideckers knatterte bereits munter, während der Propeller an der Spitze des Gefährts sich zusehends schneller drehte.
    Mit einer Ledermütze, Lederhandschuhen und einer Schutzbrille ausgestattet, ähnlich der, die er beim Autofahren trug, saß Philippe auf einem eigentümlichen Gestell zwischen dem mittleren und unterhalb der obersten Flügel, die eine Spannweite von acht Metern aufwiesen. Er konzentrierte sich auf die letzten Anweisungen von Grade und ignorierte die Zurufe der aufgeregten Zuschauer. Schließlich trat der Flugzeugbauer zurück.
    Die instabil aussehende Konstruktion bewegte sich über die niedergetretene Wiese vorwärts, wurde zusehends schneller und hob schließlich sanft vom Boden ab.
    Edith und ihre Freundinnen jubelten und klatschten begeistert Beifall, sobald die Maschine in einigen Metern Höhe dahinglitt. Als sich die linke Flügelspitze bedenklich dem Boden entgegensenkte, spurtete Grade gestikulierend los, doch Philippe manövrierte das Fluggerät geschickt zurück in die Waagrechte und landete, wenn auch verbunden mit ein paar größeren Hüpfern, am Ende des Truppenexerzierplatzes.
    »Punktlandung«, sagte Hannes laut und freute sich über Ediths Lächeln.
    Wie ein Großteil der deutschen

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