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Himmel über London

Himmel über London

Titel: Himmel über London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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Schublade unter meine Strümpfe und Unterwäsche in Erwartung weiterer Instruktionen.
    Außerdem meine ich mich zu erinnern, dass ich beschloss, der ganzen Sache einen Monat Zeit zu geben. Wenn innerhalb dieses Zeitraums in dem, was Carla als persönliche Ebene bezeichnet hatte, kein Fortschritt gemacht worden war, dann wollte ich die ganze Sache fallen lassen. Ja, ich bin mir ganz sicher, dass ich diesen Entschluss an diesem besagten Sonntagabend fasste.
    Doch das Schicksal ging andere Wege, weshalb ich nicht garantieren kann, dass ich unter allen Umständen bei meinem Versprechen geblieben wäre. Aber wie dem auch sei, es ist von untergeordneter Bedeutung.

19

    I ch spüre, dass das Ende naht.
    Schneller als erwartet, es ist irritierend und möglicherweise fast so etwas wie eine persönliche Kränkung. Dass mir diese letzte Zeit nicht mehr vergönnt sein soll – oder nicht mehr in vollem Besitz meiner geistigen Kräfte vergönnt sein soll, muss ich wohl eher sagen, denn das ist es, was mich beunruhigt – ja, ich laufe Gefahr, dadurch sowohl niedergeschlagen als auch verbittert zu werden. Es sollte einen Vertrag geben, in dem mein Recht auf diese Tage und die letztendliche Lösung schriftlich festgelegt wäre, doch den gibt es nun einmal nicht. Offensichtlich nicht, keine Abschlussbilanz und kein Versprechen. Willkür macht den Kern des Lebens aus. Ich bitte um nicht viel mehr als vierundzwanzig Stunden, einen einzigen Tag.
    Außerdem habe ich Angst, aber das gebe ich nicht einmal mir selbst gegenüber zu. Die Schmerzen kommen in immer kürzeren Abständen, und es wird immer schwerer, sich nicht von den betäubenden Medikamenten verführen zu lassen. Und jetzt scheint es mir, als würden sie mich außerdem verwirrt machen. Zumindest behauptet Maud, dass ich verwirrt bin, ich ignoriere das und schnaube nur verächtlich dazu, aber in meinem tiefsten Inneren ahne ich, dass sie Recht hat. Was gestern Abend passiert ist, spricht eine deutliche Sprache.
    Wir haben oben in der Talbot Road in einem kleinen Restaurant gegessen, und nachdem ich kurz bei den Herren vorbeigeschaut hatte, zwischen Hauptgericht und Dessert, fand ich einfach nicht mehr zurück an unseren Tisch. Ich konnte Maud nirgends in dem ziemlich großen Lokal entdecken, wie sehr ich auch nach ihr Ausschau hielt, so dass ich mich schließlich dazu entschloss, das ganze Etablissement zu verlassen. Ich nahm an, es müsste sich um ein Missverständnis irgendeiner Art handeln, auf der Straße geriet ich in einen leichten Nieselregen und musste mir eingestehen, dass ich nicht die geringste Ahnung hatte, wo unser Hotel lag. Es war kein Taxi zu entdecken, also begann ich auf gut Glück einen holprigen Bürgersteig entlangzugehen, doch bevor ich es auch nur zwei Häuserzeilen geschafft hatte, wurde ich von Schmerzen übermannt; sie waren so heftig, dass ich gezwungen war, mich hinzusetzen. Was kein Problem gewesen wäre, wenn es eine Bank oder etwas Ähnliches gegeben hätte, doch dem war nicht so, und als Maud mich eine ganze Weile später fand – sie behauptete, es wäre mehr als eine Stunde vergangen, seit ich sie am Tisch verlassen hatte –, saß ich durchnässt und jammernd auf dem Bürgersteig, gegen irgendwelche Betonblöcke gelehnt, die anscheinend zu irgendwelchen Reparaturarbeiten in dem Gebäude hinter mir gehörten. Ich konnte mich zudem nicht daran erinnern, warum ich dort saß, wie ich in so eine prekäre Situation geraten war, es fiel mir erst wieder ein, als sie mich an den Restaurantbesuch erinnerte.
    Das war natürlich ein schreckliches Erlebnis, aber der Traum während meines Nickerchens heute Vormittag erschien mir noch unheilschwangerer. Ich verstehe nicht, was er bedeutet und wie es überhaupt möglich ist, dass das Unterbewusstsein derartig eklige Phantasmagorien hervorbringt. Was sind das für schwarze Löcher, die ich in mir trage, und wozu soll es gut sein, sie hier so kurz vor dem Ende freizulegen?
    Ich war jemand anderes, ganz einfach, und ich möchte behaupten, dass ich nie einen deutlicheren und detaillierteren Traum in meinem Leben geträumt habe. Kurzgefasst war es folgendermaßen.
    Ich war einundsechzig Jahre alt und Junggeselle. Ich wohnte in einer Dreizimmerwohnung an einem kleineren Ort, über dessen Namen ich nur wusste, dass er mit K begann. Ich weiß nicht, in welchem Land, vielleicht Deutschland, aber irgendwie auch nicht. Ich war ein sehr einsamer Mensch, verschlossen und schwer zugänglich. Ich war seit zwei Jahren in

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