Himmel über London
später.
Ich liebe sie, dachte Milos. Das hier, das war die ganze Zeit der Sinn des Ganzen.
Doch er sagte nichts. Vielleicht dachte Leya ja an die gleichen Dinge, und er fühlte, dass seine Worte viel zu plump gewesen wären, um dem Herzen oder dem Schicksal dienen zu können.
Nach einer Weile war sie es, die den Zauber des Augenblicks brach. »Paranoid«, sagte sie. »Die Diagnose ist für ihn gestellt worden. Wollen wir weiter Richtung St. Paul gehen, wie geplant?«
Eine Stunde später saßen sie mit Tee und Scones, Clotted Cream und Erdbeerkonfitüre in einem Café in der Nähe vom Old Bailey, und Leya erzählte mehr über die fünf Jahre mit Richard Mulvany-Richards. Nicht viel, aber genug, dass Milos verstand, wie schwer die Zeit gewesen war, besonders das letzte Jahr und die letzten Monate vor der Trennung. Sie beschrieb, wie Richard versuchte, alles zu kontrollieren, was sie tat, wie er Rechenschaft über alles forderte, was sie tat, wenn sie nicht zusammen waren – mehrere Male am Tag –, und wie vollkommen unlogisch er reagierte, als sie ihm schließlich erklärte, dass sie es mit ihm nicht mehr aushielt.
»Er wollte vom Balkon springen, kannst du dir das vorstellen? Ich musste zwei Nachbarn um Hilfe bitten, um ihn zurückzuhalten.«
Warum denn?, dachte Milos. Warum hast du ihn daran gehindert?
»Als er aufhörte mit den Drohungen, sich das Leben zu nehmen, fing er stattdessen an, mir Vorwürfe zu machen. Er behauptete, ich hätte mich während unserer ganzen Beziehung hinter seinem Rücken mit Männern getroffen. Plus jede Menge anderer Dummheiten. Nachdem wir auseinandergezogen waren, rief er zehn, zwanzig Mal am Tag an. Schließlich konnte ich eine Geheimnummer beantragen. Für meinen Hausanschluss und mein Handy.«
»Klingt ja nett«, sagte Milos. »Sympathischer Kerl.«
»Oh ja. Und das Merkwürdige ist, dass du mich deshalb überhaupt hast erreichen können. Ich habe die alte Nummer wiederbekommen, die ich früher hatte, sie lag irgendwie mehrere Jahre lang still … ja, ich habe sie erst vor ein paar Wochen gewechselt. Ist das nicht merkwürdig?«
»Vielleicht ist es ein Zeichen«, meinte Milos vorsichtig und merkte, wie er rot wurde. »Aber ich verstehe nicht, wie du es so lange mit ihm hast aushalten können. Das muss doch für dich die Hölle gewesen sein.«
Leya verzog das Gesicht. »Die schlimmste Zeit in meinem Leben. Aber etwas Gutes kann ich über ihn sagen: Er hat mich nie geschlagen.«
»Aber mich«, sagte Milos.
Leya sah besorgt aus. »Das ist wohl das Problem.«
»Was?«
Sie zögerte einen Moment, schaute ihn an, als wollte sie um Verzeihung bitten. »Ich habe einmal mit dem Therapeuten gesprochen, der sich um ihn kümmerte. Doktor Django, er war es, der mit mir reden wollte. Strikt vertraulich natürlich, ohne dass Richard oder sonst jemand etwas davon erfuhr.«
»Jaha?«, sagte Milos. »Und was hatte er dir zu sagen?«
»Hm«, zögerte Leya. »Er hat mich gewarnt. Deshalb wollte er mich sprechen.«
»Dich gewarnt?«
»Ja. Was Richards Charakter betrifft. Er hat nicht geglaubt, dass für mich irgendein Risiko bestünde. Aber was einen möglichen Mann in meiner Zukunft betraf, da sah es anders aus … ja, so ungefähr hat er sich ausgedrückt.«
Milos schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht so recht.«
»Nein, ich bin mir auch nicht ganz sicher. Aber Doktor Django hat mich gebeten, vorsichtig zu sein, wenn ich … ja, falls ich einen neuen Mann kennen lernen würde. Er meinte, Richards Eifersucht könnte ziemlich weit führen.«
»Dass er gewalttätig werden könnte?«
»Ja.«
»Aber nicht gegen dich, sondern gegen diesen neuen Mann?«
»Das war es, was er gesagt hat, ja.«
»Aber ihr habt euch doch voneinander getrennt.«
Leya seufzte. »Das genügt Richard nicht. Doktor Django meinte, er könnte sehr gut eine fixe Idee haben. Dass ich die einzige Frau in seinem Leben wäre … und vice versa. Und dass er die Pflicht hätte, mich vor allen anderen Männchen zu beschützen.«
»Männchen?«
»So hat er es gesagt.«
»Verdammte Scheiße«, sagte Milos. »Dann glaubt Richard also, dass ihr irgendwie immer noch zusammen seid?«
»Ich fürchte, es ist so«, sagte Leya und schaute auf den Tisch. »Es tut mir so leid, Milos. Aber ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass er in London sein könnte. Er hat versprochen, sich von hier fernzuhalten … das war eine Art Übereinkunft, die wir mit dem Doktor geschlossen haben und mit den Chefs der Bank. Um zu
Weitere Kostenlose Bücher