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Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Titel: Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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Pfarrer Körner gebeichtet!« Es klang fast, als sei das eine noch größere Sünde.
    Tanya nickte traurig. »Verzeih mir, Agnes, es war dumm von mir. Du bist so lieb, und wenn ich dich nicht hätte …« Sie schwieg einen Moment. »Ich glaube, ich wäre schon vor Kummer gestorben.« Plötzlich begann sie zu strahlen. »Es strampelt wieder, willst du es mal fühlen?« Beide legten ihre Hände auf Tanyas prallen Bauch und fühlten sich innig miteinander verbunden.
    Ein paar Tage später fand Tanya Papier, Tinte und eine Feder in ihrer Zelle. »Versteck es gut und verrate mich nicht«, flüsterte Agnes ihr am nächsten Morgen bei der Andacht zu. An einem warmen Frühsommertag sagte Agnes während ihres Spaziergangs: »Heute ist der zehnte Mai. Ich dachte, du solltest das wissen.«
    Tanya fasste beide Hände der jungen Nonne. Ihr Gesicht war verklärt. »Ich danke dir, Agnes, du bist ein Engel.« Schweigend gingen sie zum Kloster zurück. In ihrer Zelle fiel Tanya auf die Knie und betete inbrünstig zu Gott. Dann holte sie ihre Schreibutensilien hinter dem Bett hervor und schrieb einen Brief an Aglaia.
    Heimlich steckte Agnes den Brief am nächsten Tag in das kleine Holzkästchen mit Tanyas wenigen Habseligkeiten.
    Aglaia lebte sich schnell ein in ihrem neuen Zuhause. Die Begeisterung Eberhards für sein fruchtbares Land, die Tiere und alles, was damit zusammenhing, rührten sie, und es fiel ihr nicht schwer, seine Freude zu teilen. Das Schloss war erst vor kurzem renoviert worden. Die hohen, hellen Räume waren prachtvoll ausgestattet. An den Wänden hingen kostbare Gemälde, in den Salons standen gemütliche Sitzgruppen, mit Tischchen voll kostbarer Silberdosen, Nippes und Kristallschalen mit frischem Obst und Gebäck. Die Böden waren bedeckt mit edlen Teppichen, und die Wände der eleganten Salons bespannt mit farbigen, zu den Vorhängen passenden Stoffen. Täglich füllte die Hausdame, Frau Keller, die hohen Vasen mit frischen Blumen. In dem kleinen Salon, der an das Frühstückszimmer grenzte, stand ein Klavier, auf dem Aglaia und Eberhard oft vierhändig musizierten.
    Neben dem geräumigen Schlafzimmer des jungen Paares hatte Elvira während der Hochzeitsvorbereitungen für Aglaia ein Boudoir einrichten lassen. Sie bestand darauf, Aglaia gleich nach ihrer Ankunft auf Birkenau selbst ihr neues Reich zu zeigen. »Das ist mein ganz persönliches Hochzeitsgeschenk für dich«, sagte Elvira strahlend. »Gefällt es dir?«
    Aglaia brachte vor Überraschung zuerst kein Wort heraus. Mit bunten Blumen bedruckte Chintzvorhänge umrahmten die hohen Fenster. Zierliche Möbel aus Kirschholz, die mit dem gleichen Stoff bezogen waren, standen um einen ovalen Tisch gruppiert, auf dem eine große Schale mit Pfingstrosen prangte. Über einer reich verzierten Konsole hing ein runder Spiegel mit einem prunkvollen Goldrahmen, und die hellgrünen Wände schmückten Miniaturen mit rassigen Pferden. Vor dem Fenster zum Park stand ein zierlicher Sekretär, auf dem Aglaia eine Porzellanminiatur von Tanya fand.
    »Ich habe sie nach dem Gemälde, das in Wallerstein hängt, anfertigen lassen. Nun sag, gefällt es dir?«, fragte Elvira noch einmal.
    »Es ist umwerfend, Tante Elvira!«, rief Aglaia ehrlich begeistert. »Einfach alles! Ich danke dir von ganzem Herzen.« Sie öffnete weit die Fenster und blickte hinaus in den prachtvollen Park. »Birkenau ist wirklich wunderschön. Gegen diesen Park ist der von Wallerstein ja nur ein etwas größerer Garten«, lachte sie. »Erst von hier oben sieht man, wie riesig er ist.« Sternförmig angelegte und von akkurat geschnittenen Buchsbäumchen gesäumte Wege führten zu einem großen See, auf dem weiße Schwäne ruhig ihre Bahnen zogen. Hohe, Schatten spendende Buchen, Eichen und Kastanienbäume, wohin das Auge blickte, mit eisernen Bänken darunter, um sich nach einem Spaziergang darauf auszuruhen. Auf der anderen Seite des Sees ein rauschender Birkenwald, nach dem das Schloss vor langer Zeit einmal seinen Namen bekommen hatte. Den frisch geschnittenen Rasen, auf den kleine weiße Tore für das Kricketspiel gesteckt waren, umsäumten dicke Büsche von blühenden Pfingstrosen, deren Duft bis zu ihnen nach oben wehte.
    »Siehst du dort«, Elvira deutete nach rechts, »da ist der Rosengarten. Noch sind die Knospen nicht aufgegangen. Aber wenn das Wetter hält, werden sie bald ihre ganze Pracht entfalten und uns den ganzen Sommer über erfreuen.«
    Aglaia legte den Arm um ihre Tante. »Ich glaube,

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