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Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Titel: Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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auf euch beide gefreut«, erwiderte Elvira diplomatisch. »Weder dich noch Wilhelmine haben wir in der letzten Zeit zu Gesicht bekommen. Und Wilhelmine, ich finde dein Haus wirklich außergewöhnlich elegant.« Wilhelmine warf ihr einen dankbaren Blick zu. Der Diener servierte jetzt Tee, Kuchen und warme Waffeln, und die gespannte Stimmung begann sich zu verflüchtigen.
    »Und was sagst du, Aglaia?«, fragte Wilhelmine ihre Tochter.
    »Es ist sehr schön, Mama. Wie findet es denn Papa?«
    »Er hat sich noch nicht die Mühe gemacht, es anzusehen. Soweit ich weiß, ist er noch in Berlin. Er wird wohl nächste Woche zur Jagd auf Wallerstein erwartet.«
    »Oh, dann wirst du ja sicher auch dort sein«, fragte Aglaia lächelnd. »Ich komme euch gleich besuchen. Ich habe Papachen seit Monaten nicht gesehen.«
    »Es tut mir leid, mein Kind, aber ich werde nicht dort sein. Ich brauche dringend eine Kur und werde für einige Wochen nach Badenweiler gehen. Die Einrichtung des Hauses hat mich meine letzten Kräfte gekostet.«
    Für einen Moment war sogar Louise sprachlos. Dann sagte sie kopfschüttelnd: »Weißt du was, Wilhelmine, ich glaube dir kein Wort. Was ist los mit dir und Horst, geht ihr euch aus dem Weg?«
    »Glaub, was du willst.« Zu Wilhelmines Erleichterung meldete der Diener die Baronin von Eyersfeld und enthob sie einer Erklärung. »Nun, wie geht es deinem jungen Schützling, Elvira?«, fragte die, nachdem sie alle begrüßt und der Diener ihr eine Tasse Tee serviert hatte.
    »Danke, sehr gut. Er gehört inzwischen fast schon zur Familie. Sogar Jesko ist ganz vernarrt in ihn.« Sie musste lachen. »Ich befürchte, Clemens lässt ihn heimlich beim Schach gewinnen.«
    »Wer ist Clemens?«, fragten nun Wilhelmine und Louise wie aus einem Munde.
    »Ach, hat die Buschtrommel es noch nicht bis nach Königsberg geschafft? Also Clemens von Mühlau ist mein Englischlehrer. Würdet Ihr euch öfter auf Birkenau die Ehre geben, würdet ihr ihn längst kennen.«
    »Ein junger Lehrer …«, Wilhelmine zog indigniert die Augenbrauen hoch, »… der schon fast zur Familie gehört – was soll das denn bedeuten?«
    »Echauffier dich nicht, liebe Schwester«, sagte Louise lachend, »wahrscheinlich hat der Knabe eine dunkle Vergangenheit, oder er ist ein verwunschener Prinz, hat sich verkleidet oder ist ein Magier, der Birkenau und die Kaulitzens verzaubert hat.«
    Elvira lachte laut auf. »Louise, du bist einmalig! Mit dem Zauber könntest du richtig liegen, aber weder hat er eine dunkle Vergangenheit, noch ist er verkleidet. Was meinst du, Ursula, ist er nicht reizend?«
    »In der Tat, das ist er, und noch dazu ein bildschönes Mannsbild.«
    »Donnerwetter«, rief Louise, »spätestens zur Saujagd bin ich auf Birkenau! Das Wunderkind will ich sehen. Aber nun erzähl mal, Elvira, wie bist du an ihn gekommen, ist er dir zugelaufen?«
    »Ja, so könnte man es nennen.« Elvira erzählte die traurige Geschichte von Clemens von Mühlau.
    »Dem Jungen kann doch geholfen werden«, rief Louise, als Elvira mit ihrem Bericht zu Ende war. »Seid ihr noch nie auf die Idee gekommen, ihn standesgemäß zu verheiraten? Schöne und auch noch gebildete junge Männer sind rar! Ich kenne da einige späte Mädchen mit reichlicher Mitgift …«
    Aglaia brach in schallendes Gelächter aus. »Was für eine abstruse Idee, Tante Louise. Du solltes Clemens vielleicht erst einmal kennenlernen, bevor du weiter darüber nachdenkst … Clemens und späte Mädchen …« Sie konnte sich gar nicht beruhigen. »Das ist wirklich unvorstellbar!«
    »Ich muss gestehen, Jesko hatte diese Idee auch schon, Louise«, räumte Elvira ein. »Aber Clemens ist weder an den hübschen Mädchen interessiert, noch an deren Geld. Sogar die niedliche kleine Herzberg verschmäht er, und die kann man ja nun wirklich nicht als spätes Mädchen bezeichnen. Sie ist gerade mal achtzehn.«
    »Das ist aber ungewöhnlich«, meinte Louise, »das muss doch einen Grund haben, findet ihr nicht?«
    »Das ist uns herzlich egal«, wehrte Elvira lachend ab. »Er wird schon wissen, was er will.« Man ging zu einem anderen Thema über, sprach über die bevorstehenden Jagden, Opern- und Theateraufführungen und die verschiedenen gesellschaftlichen Anlässe, die in Königsberg anstanden.
    »Die Dhonas geben eine große Soiree anlässlich ihres Hochzeitstages. Aber da bist du ja leider in Badenweiler, Wilhelmine«, berichtete Louise. »Ich hätte dich gern dort eingeführt. Sie sind ganz wunderbare

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