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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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plagt, viel wichtiger ist, also komm – pack schon aus.«
    »Es ist eine lange Geschichte«, begann sie.
    »Ich habe den ganzen Tag Zeit – und die Nacht, wenn das alles ist, was du brauchst.«
    Lulu warf einen Blick auf die zahlreichen Einladungen auf dem Kaminsims. »Wie ich sehe, wird von dir erwartet, dass du heute Abend an der Dinnerparty im Ritz teilnimmst, daher werde ich dich nicht lange aufhalten.«
    »Du bist viel wichtiger als ein biederes altes Dinner im Ritz mit Freddy. Du kannst bleiben, solange du willst.«
    »Hätte Freddy denn nichts dagegen?«
    Dolly winkte ab. »Das wird er verstehen.«
    Lulu tat Freddy leid. Dolly führte ihn regelrecht vor, und er war ein netter Mann, der es nicht verdient hatte, so von oben herab behandelt zu werden.
    »Sieh mich nicht so an, Lulu. Freddy ist durchaus imstande, die Verlobung zu lösen, wenn er nicht mag, wie ich mit ihm umspringe, also gibt es keinen Grund, dass du dich zu seiner Verteidigung aufschwingst.«
    Lulu nahm hin, dass sie nie die Kunst einer hintergründigen Miene beherrschen würde, sammelte also ihre Gedanken und erzählte Dolly von den Briefen, dem Hengstfohlen und Clarice’ Reaktion.
    Dollys Augen wurden im Verlauf der Geschichte immer größer.
    »Ich komme gerade von Clarice’ Anwalt«, sagte Luluschließlich. »Er bestätigt die Rechtmäßigkeit der Papiere. Allem Anschein nach bin ich tatsächlich die Besitzerin von Ocean Child.«
    »Du liebe Güte, wie aufregend , aber wie grässlich von Clarice, sich deswegen so nervtötend aufzuführen. Was willst du tun ?«
    Lulu wedelte unbestimmt mit den Händen. »Ich weiß nicht, und deshalb bin ich hier, weil ich deinen Rat brauche.«
    Dolly drückte ihre Zigarette aus und fuchtelte mit der Elfenbeinspitze herum. »Das ist knifflig«, murmelte sie. »Clarice will offenbar partout nicht, dass du hinfährst, was an sich schon ein Rätsel ist. Aber ich bezweifle, ob sie ihre Drohung wirklich wahr macht und dich verbannt.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Du hast sie gestern Abend nicht gesehen, Dolly – sie kochte förmlich vor Wut, und dafür, dass sie für gewöhnlich so beherrscht ist, war es ziemlich Angst einflößend.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte Dolly. »Sie ist mir immer entsetzlich steif und unnahbar vorgekommen, und obwohl sie immer eine hervorragende Gastgeberin ist, wenn ich zu Besuch bin, habe ich das Gefühl, dass sie mich nur wegen meiner Eltern toleriert.«
    Lulu lächelte. »Sie ist mit allen meinen Freunden nicht einverstanden, du bist also nicht die Einzige. Natürlich ist es hilfreich, dass deine Eltern furchtbar reich sind und gute Beziehungen haben. Tante Clarice kann schrecklich snobistisch sein.«
    Dolly grinste. »Gott sei Dank sind sie reich, sonst könnte ich von meinem mickrigen Treuhandfonds nicht in Mayfair wohnen.«
    »Dein Treuhandfonds beläuft sich auf Hunderte pro Jahr – wohl kaum mickrig«, stellte Lulu nüchtern fest. »Deine Ausgaben belasten ihn bis an die Grenze.«
    Schulterzuckend tat Dolly diesen sanften Vorwurf ab und beugte sich mit nachdenklicher Miene vor. »Was sagt dir dein Kopf, was du mit dem Pferd unternehmen sollst, Lulu?«
    »Es verkaufen, mit Tante Clarice ins Reine kommen und alles vergessen, was passiert ist.«
    »Und dein Herz?«
    »Dass ich nach Tasmanien fahren und herausfinden soll, was vor sich geht«, seufzte Lulu. »Wenn ich das mache, wird Clarice mir nie verzeihen.«
    »Doch«, sagte Dolly ruhig. »Letzten Endes verzeihen alle Eltern. Das müssen sie, verstehst du, weil wir so sehr Teil von ihnen sind, dass sie es nicht ertragen können, uns gehen zu lassen.«
    »Es spricht die verwöhnte Tochter«, erwiderte Lulu trocken.
    »Stimmt.« Dolly schnippte sich eine Haarsträhne aus den Augen und schaute aus dem Fenster. Ihre Miene war plötzlich traurig. »Pa kann mir einfach nichts abschlagen, und er ist für gewöhnlich entsetzlich gut, wenn ich ein bisschen in der Klemme stecke und gerettet werden muss.«
    »Clarice ist ganz anders als dein Pa«, rief Lulu ihr in Erinnerung, »und natürlich ist sie nicht meine Mutter, daher muss ihre Drohung ernst genommen werden.« Lulu seufzte. »Ich weiß einfach nicht, was das Beste für mich ist.«
    Dolly steckte die nächste Zigarette in die Spitze. »Hätte mir ein heimlicher Verehrer ein Pferd geschenkt, würde ich das nächste Schiff nehmen und hinfahren. Aber natürlich bist du viel zu vernünftig, um so etwas zu tun, ohne dir zunächst groß Gedanken darüber zu machen

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