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Himmel und Hölle

Titel: Himmel und Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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sah merkwürdig aus.
    »Oh!« Ich beugte mich über meinen Gatten und las mit wachsendem Interesse die Todesanzeige in der Samstagsausgabe des Schwabacher Tagblatts.
    »Dr. Thaler hatte eine gynäkologische Praxis in Schwabach!«, murmelte ich interessiert. »Direkt am Bahnhof!«
    »Na bitte!«, sagte Stefan. »Tolle Lage. Da gehen wir jetzt hin.«
    »Stefan! Was hast du nun wieder vor?«
    Stefan faltete die Zeitung zusammen und stand auf. »Wir statten der Witwe einen Besuch ab.«
    »Und dann?«
    »Übernimmst du die Praxis.«
    »Liebster, unsere Mini wird vier, und Konstantin ist gerade mal zwei. Meinst du nicht, dass das ein bisschen viel auf einmal ist? Denk an die Schulden, die wir dafür machen müssen!«

    »Nein. Ich habe eine Überraschung für dich.«
    Stefan grinste mich siegessicher an. »Wir brauchen keine Bank! Ich habe genügend Geld auf die Seite gelegt.«
    »Du hast … was? Wie ist dir das denn gelungen?«
    Gespannt wie ein Flitzebogen stand ich vor ihm.
    »Konstanze, ich habe auch nicht Däumchen gedreht, während du studiert hast! Ich habe geackert wie ein Tier, und als die Geschäfte schließlich gut gingen, habe ich stillschweigend ein Sonderkonto für deinen Traum eröffnet - für deine eigene Praxis.«
    »Wie viel, wie viel, wie viel?«, fragte ich und hüpfte wie ein Schulmädchen vor ihm auf und ab. »Du verrückter Kerl, du!« Ich bedeckte ihn mit Küssen, sodass er kaum antworten konnte.
    »Das Geld reicht für ein Ultraschallgerät (schmatz), für die Computerausstattung (schmatz, schmatz), für den Untersuchungsstuhl (schmatz, schmatz, schmatz!) und für die Ablöse (knutsch küss) für den Kassenarztsitz.«(Oberschmatz!!!)
    »Wir müssen keine Schulden machen?«
    »Nein, keinen Euro!«
    »Das glaub ich nicht, Stefan, das kann ich einfach nicht glauben!«
    »Oh doch. Weißt du noch, wie ich dich gezwungen habe, dein Ziel zu formulieren und dich dorthin zu träumen - damals, als du aufgeben wolltest?«
    »Ja. Ich sehe Norbert noch vor mir, wie er mir Zeichen gibt, dass ich das Handy gefälligst ausschalten soll.«

    »Seit diesem Tag habe ich angefangen, für die Praxis zu sparen. Ich WUSSTE, dass du es schaffen würdest. Und ich werde meinen Teil dazu beitragen.« Stefan breitete die Arme aus, und ich warf mich dankbar hinein.
    Stefan stand schon im Flur. »Los, worauf wartest du noch?«
    »Stefan!«, sagte ich plötzlich kleinlaut. »So einfach ist das nicht!«
    »Wenn nicht jetzt, wann möchte meine Süße denn dann eine Frauenarztpraxis übernehmen?!«
    Meine Stimme bekam einen leicht hysterischen Beiklang: »Abgesehen davon, dass ich gar nicht weiß, ob ich die Praxis überhaupt bekomme …«
    »Wieso solltest du sie nicht bekommen? Du hast deine Facharztprüfung mit Bravour bestanden!« Er zog mich hinter sich her und schüttelte mich an den Schultern.
    »Du hast ein hervorragendes drittes Staatsexamen gemacht, besitzt deine Approbation als Ärztin und eine Promotion. Du bist Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, und wenn hier überhaupt einer reif ist für eine eigene Praxis, dann du, meine geliebte kluge, fleißige Frau!« Er umarmte mich und hob mich hoch, sodass meine Beine in der Luft zappelten. »Zumal diese hier gleich um die Ecke liegt! Das ist doch ein Wink des Schicksals!«
    Ich holte tief Luft und sah Stefan verliebt an. »Ja, das hört sich fast zu schön an, um wahr zu sein … Bitte, Stefan, lass mich runter!«

    Stefan stellte mich behutsam wieder auf die Füße. Mit zwei Fingern hob er mein Kinn und sah mir ganz tief in die Augen. »Das ist eine einmalige Chance. Jetzt müssen wir sie nur noch wahrnehmen. Los jetzt, komm in die Hufe!«
    »Aber vergiss nicht, dass ich bei Professor Aigner eine feste Anstellung habe«, jammerte ich und knetete meine Hände, während er mich schon wieder hinter sich herzog.
    Stefan lächelte.
    »Professor Aigner. Gottvater. In letzter Zeit höre ich diesen Namen wirklich sehr oft.«
    »Ja, weil ich ihm vieles VERDANKE! Beruflich ALLES!«
    Stefan zog die Nase kraus.
    »Ich habe meinen Grafen auch zum passenden Zeitpunkt verlassen. Er hat mir dann doch seinen Segen gegeben. Irgendwann ist man erwachsen und muss seinen eigenen Weg gehen. Das wird er verstehen. Er wird dir keine Steine in den Weg legen.«
    »Das kannst du nicht vergleichen!«, widersprach ich energisch. »Er IST Gottvater. Wenigstens in der Frauenheilkunde. Da geht man doch nicht mit den Worten: In unserer Nachbarschaft ist freundlicherweise der Gynäkologe

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