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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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wieder ins Skelett verwandelte. »Langsam hege ich den Verdacht, daß es doch etwas anderes sein muß als eine Spiegelung«, bemerkte Mark. »Aber ich habe wirklich geglaubt, daß die Insel leer sei.«
    »Glaubst du, daß hier irgendwelche Gefahren lauern?« Nach der Geschichte mit den Harpyien verhielt Dolph sich vorsichtiger. Zu Hause auf Schloß Roogna war alles immer ganz ungefährlich gewesen. Zwar hatte er im Wandteppich viele Gefahren zu sehen bekommen, doch die waren nicht wirklich gewesen. Das heißt, sie waren zwar schon wirklich, fanden aber irgendwo anders statt, so daß sie ihn nicht bedrohten. Daß die Dinge ihm aber tatsächlich nacheilten – das war beunruhigend.
    »Es sollte hier eigentlich nichts geben, womit wir nicht zurechtkämen. Aber vielleicht…«
    Geduldig wartete Dolph ab. Offenbar konnten Skelette ebenso bruchstückhaft sprechen, wie sie sich auseinandernehmen ließen.
    »… sollten wir sicherheitshalber Kontakt zu Schloß Roogna aufnehmen.«
    »Kontakt zu Schloß Roogna?«
    »Mit deinem magischen Spiegel…«
    »Oh.« Einen Augenblick hatte Dolph schon befürchtet, daß dies ein Vorwand sei, um auf Schloß Roogna zurückzukehren, von wo er dann nie wieder entkommen würde. Er grub in seinem Gepäck nach dem Spiegel.
    Dann holte er ihn hervor. »Schloß Roogna«, sagte er.
    Die Reflexion der Insel verschwand. Kurz huschte statisches Geknister über das Glas. Dann erschien ein neues Bild: Dolph und Mark, wie sie vor der fremden Stadt standen.
    »Was ist das denn?« fragte Dolph. »Ich habe doch ›Schloß Roogna‹ gesagt und nicht ›Insel der Illusion‹! Warum bist du schon wieder da?«
    »Versuch doch mal, dich umzudrehen«, schlug Mark vor.
    Darin sah Dolph zwar keinen Sinn, aber er widersprach nicht. Er drehte sich langsam um, bis er in die entgegengesetzte Richtung blickte.
    »Das nützt nichts; das Bild hat sich nicht verändert.«
    »Genau«, meinte Mark. »Es ist also keine Widerspiegelung dieses Orts.«
    »Aber natürlich ist es das! Hier sind wir beiden, und da ist die Stadt!«
    »Aber du stehst im Augenblick nicht mit dem Gesicht zur Stadt. Eine Widerspiegelung müßte das Meer hinter dir zeigen.«
    Dolph warf einen Blick über die Schulter. Hinter ihm lag das Meer. Dann spähte er erneut in den Spiegel. Dort zeigte sich die leuchtende Stadt.
    Er drehte sich wieder um, so daß er nun den Spiegel zwischen sich und Mark hielt. Das Bild blieb das gleiche: Es zeigte die beiden, wie sie vor der Stadt standen. Als er genau hinsah, bemerkte er, daß die Dolph-Gestalt etwas zwischen den beiden hielt: den Spiegel! Wie konnte der Spiegel sich selbst wiedergeben?
    »Mach eine Vergrößerung«, schlug Mark vor.
    Dolph befahl dem Spiegel, sein Bildfeld zu vergrößern. Die Einzelheiten schrumpften, und schließlich erschien ein Rand. »Das ist der Webteppich!« rief Dolph.
    »Und der ist auf uns eingestellt«, bemerkte Mark. »Es hat daher den Anschein, als wüßten sie bereits über unsere Lage.«
    »Die spionieren mir nach!« meinte Dolph wütend.
    »Vielleicht ist es bloß deine Schwester«, warf das Skelett ein.
    »Hm, ja. Die ist wahrscheinlich neidisch auf mein Abenteuer!«
    »Wenn hier also irgendwelche Gefahr lauern sollte, werden deine Eltern schon davon erfahren und das Erforderliche veranlassen. Jetzt können wir etwas beruhigter sein.«
    Mit gemischten Gefühlen steckte Dolph den Spiegel wieder ein. Er war zwar froh, daß hier keine wirklichen Gefahren drohten, andererseits gefiel es ihm nicht, daß man ihm nachspionierte. Er überlegte, ob es eine Möglichkeit gab, das zu verhindern. Doch den Webteppich konnte man auf so gut wie alles in Xanth einstellen. Immerhin bedeutete es wenigstens, daß sie wußten, daß er im Begriff war, das Geheimnis des Guten Magiers zu lösen. Er war ein echter Abenteurer und nicht nur irgendein dummer Junge. Das war ihm ein großer Trost!
    Sie begaben sich in die Stadt. Die Kuppelbauten waren riesig. Aus der Nähe betrachtet sahen sie ebenso hübsch aus wie aus der Ferne. Die dazwischenliegenden Straßen waren zwar schmal, funkelten aber von hell leuchtenden, bunten Kacheln und polierten Kupferfassungen. Nun wurde offenbar, daß die Pflanzen und Blumen, die um die Gebäude herum wuchsen, nicht wirklich waren, sondern daß man ihnen auf raffinierte Weise ein echtes Aussehen verliehen hatte.
    »Das erinnert mich etwas an eine Szene im Kürbis«, bemerkte Mark. »Beispielsweise an die Messingstadt.«
    »Eine Stadt im Kürbis? Sind wir denn jetzt im

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