Himmels-Taler
unsicher. »Aber ich würde keinen meiner Freunde so beschreiben.« Das war der stärkste Widerspruch, den sie bisher geäußert hatte.
Dann waren die beiden Momente auch vorbei, und der Koboldtrupp erschien. Die Naga hatten sich hinter Stalagmiten versteckt, ebenso der König, Dolph und Nada.
Die Kolonne schritt durch die Höhle: drei Koboldwachen, gefolgt von sechs Kobolden, die Marks Knochen trugen, dann kamen drei weitere Wachen. Also zwölf Kobolde, doppelt so viel wie Naga-Kämpfer. Das machte Dolph nervös, denn er wußte, daß die Kobolde die wildesten Kämpfer waren. Ihre Köpfe waren groß und hart, und sie schienen das Wort Furcht nur sehr unvollkommen zu verstehen. Hatte sich der König verschätzt?
»Packt sie!« rief der König.
Sofort stürzten sich die Naga auf den Trupp. Drei hatten Menschengestalt angenommen, die drei anderen Schlangengestalt. Die Menschen schleuderten Steine auf die Kobolde, während die Schlangen sich an sie heranschlichen, um sie in die Füße zu beißen.
Die überraschten Kobolde gingen schnell zur Gegenwehr über. Mit hölzernen Keulen schlugen die Wachen auf die Menschen und Schlangen ein. Aber die Menschen wichen den Hieben immer wieder aus. Jeder packte sich einen Kobold, hob ihn auf und schleuderte ihn ins Wasser. Plötzlich gab es drei Kobolde im Handgemenge weniger.
Doch nun ließen die sechs Kobolde den zerlegten Mark fallen und droschen mit den längeren Knochen auf die Schlangen ein. Die wiederum hoben die Köpfe und zischten im Chor. Aus ihren Mäulern trat Nebel hervor, der die Kobolde sofort umhüllte. Die Kobolde begannen zu keuchen und zu husten, vom Dampf erstickt. Schon waren drei weitere Gegner unschädlich gemacht worden.
Die verbliebenen Kobolde blickten finster um sich. »Dort ist eine Frau!« rief ihr Anführer, als er Nada erspähte. »Nehmt sie als Geisel!«
Sofort stürzten sie sich auf Nada. Sie stieß einen Schrei aus und versuchte zurückzuweichen, doch hinter ihr war die Höhlenwand.
Dolph nahm Ogergestalt an. Er sprang zwischen Nada und die Kobolde. Dann schlang er seine riesigen haarigen Arme um den ganzen restlichen Trupp. Die erschrockenen Kobolde leisteten kaum Widerstand. Sie wußten, daß es zwecklos war, gegen einen Oger kämpfen zu wollen; einige ihrer Vorfahren büßten derlei Begegnungen noch heute damit, daß sie den Mond umkreisten, während die Oger andere von ihnen durch Schlüssellöcher gerammt hatten, bis ihre Köpfe zu Türknäufen wurden. Sie wußten ja nicht, daß Dolph kein wirklicher Oger war und solche Gewalttaten gar nicht vollbringen konnte.
Da kam einer der Kobolde dahinter. »Wie kommt ein Oger hier herein?« rief er. »Die Gänge sind viel zu klein dafür!«
Dolph schlug ihn auf den Kopf, doch es war zu spät. Der Hieb tat ihm nicht weh, er trieb ihn lediglich ein kleines Stück in den Boden, und nun begriffen die anderen, daß sie es nicht mit einem wirklichen Oger zu tun haben konnten. Mit ungeheurer Kraft rissen sie sich aus seiner Umarmung. Er bekam nur noch einen von ihnen zu fassen, den er prompt ins Wasser schleuderte.
Doch inzwischen waren die Naga wieder angerückt. Jeder der fünf verbliebenen Kobolde wurde gepackt und ins Wasser geschleudert. Dort ertranken sie zwar nicht, weil sie schwimmen konnten, waren aber hilflos. Denn sie konnten nicht gleichzeitig schwimmen und kämpfen, und die Naga hielten am Wasserrand Wache. Die Kobolde waren alles andere als erfreut; schon verfärbte sich das Wasser von den Ausdrücken, die sie verwandten, und Nada versuchte mühsam, einen entsetzten Blick zu unterdrücken.
Nun durfte Dolph seinen Freund Mark suchen. Er nahm wieder Jungengestalt an. »Mark! Mark!« rief er. »Wo ist dein Schädel?«
»Mmmmph!« ertönte es aus einem der Beutel, in dem die Kobolde die Knochen befördert hatten.
Dolph sprang hinüber und leerte den Beutel. Der Mund des Totenkopfs war geknebelt. Sofort riß er den Knebel ab. »Mark, bist du das wirklich?«
»Wer denn wohl sonst?« fragte Mark knapp. »Schnell, setz mich wieder zusammen, bevor die anderen Kobolde nachkommen!«
»Andere Kobolde?«
»Natürlich sind noch mehr unterwegs«, sagte der König. »Deshalb müssen wir uns auch beeilen. Wir wollen schließlich nicht gegen die ganze Festung kämpfen!«
»Vielleicht sollten wir einfach die Knochensäcke mitnehmen und ihn später zusammensetzen«, schlug Dolph vor.
»Nein, dabei könnten einige verlorengehen«, widersprach Mark. »Folgt einfach meinen Anweisungen, dann geht es
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