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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie so etwas gewagt. Doch inzwischen gab es so viele Kobolde, daß sie es sich leisten konnten, an allen Schlüsselpositionen Spione aufzustellen, die den Drachen beobachteten. Auf ähnliche Weise behielten sie die Naga im Auge. Ihr Vater, König Nabob, hatte sie mit Präventivschlägen abgeschreckt, so daß es für einen Kobold nicht ratsam war, ins Gebiet der Naga einzudringen. Doch der Druck wurde immer stärker, und eines Tages würden die Kobolde die Naga einfach überrennen.
    Deshalb hatte ihr Vater vor sechs Jahren einen Boten zu dem einzigen Wesen geschickt, das ihr Problem lösen konnte. Dieser Bote war Naldo gewesen, Nadas Bruder und der Thronfolger. Naldo hatte den Guten Magier Humfrey von den Menschen aufgesucht und ihm seine Frage gestellt. Danach hatte er einen Jahresdienst als Wächter des Zaubererschlosses ableisten müssen, in dessen Verlauf er Eindringlingen androhte, sie mit seinen Schlangenwindungen zu erwürgen, ohne daß er ihnen jedoch jemals wirklichen Schaden zufügen durfte, was bisweilen eine recht beachtliche Herausforderung gewesen war. Danach war Naldo mit der Antwort zurückgekommen, die für sie alle ein Schock gewesen war.
    Sie lautete: Heiraten, was Draco bringt .
    Sie hatten ganze Monate damit verbracht, diese vier Worte zu analysieren. Sie wußten, daß der Gute Magier immer die Wahrheit sagte, daß seine Antworten aber gelegentlich erst richtig gedeutet werden mußten. Was Draco anbelangte, so gab es keinen Zweifel: Er war der Bergdrache, nicht gerade der beste aller Nachbarn. Der König entschied sofort, die Beziehungen zu Draco zu pflegen, damit er zur rechten Zeit bringen sollte, was benötigt wurde. Die Abmachung lautete, daß die Naga niemals das Nest des Drachen plündern und der Drache dafür niemals die Naga angreifen würden. Die Beziehungen waren regelrecht freundschaftlich geworden, weil sie in den Kobolden einen gemeinsamen Feind hatten. Draco hatte versprochen, ihnen alles vorbeizubringen, was sie seiner Meinung nach interessieren könnte.
    Aber heiraten – wer sollte denn wen heiraten? Vermutlich war Naldo gemeint, da er es ja auch gewesen war, der die Antwort erhalten hatte, außerdem war er volljährig. Doch woher sollten sie wissen, welches weibliche Wesen der Drache vorbeibringen würde? Immer und immer wieder waren sie um diese Angelegenheit herumgeglitten, hatten sie durchgekaut und so gut verdaut, wie sie nur konnten, bis sie schließlich zu dem Schluß gelangten, daß es ein junges Menschenwesen sein mußte. Ein Naga konnte von Natur aus nur eine von drei möglichen Kreaturen heiraten: Naga, Schlange oder Mensch. Die Naga besaßen nicht genügend Kräfte, um die immer wieder heranstürmenden Kobolde immer und ewig abzuwehren. Daher schien es wenig hilfreich, wenn Naldo eine Frau ihrer eigenen Rasse heiratete. Zwar konnten die Schlangenmenschen es mit den Kobolden durchaus aufnehmen, sie hätten es aber vorgezogen, an der Erdoberfläche zu leben, fern der Bergtiefen. Daher waren die Menschen ihre einzige wirkliche Hoffnung; denn die konnten fast überall leben.
    Allerdings durften es keine gewöhnlichen Menschen sein. Gewöhnliche besaßen nämlich nur wenige besondere Fähigkeiten und mieden die Kobolde genauso, wie es die Naga taten. Aus zwei Gründen mußte es eine Prinzessin sein: Sie konnte über andere Menschen befehlen, und sie konnte Magie einsetzen. Denn das war ein seltsamer Zug der Menschen – wer bei ihnen zum Adel gehörte, mußte auch über eine besondere Magie verfügen. Wenn das Kind eines Königs es an dieser Magie fehlen ließ, nannte man es nicht Prinz oder Prinzessin, sondern nur Abkömmling.
    Als sie diese Antwort endlich ausgetüftelt hatten, begannen sie abzuwarten. Sie wußten, daß keine menschliche Prinzessin freiwillig in diese Tiefen reisen würde; der Drache mußte so etwas erledigen, und dann könnten sich die Naga als Retter aufspielen, was wiederum die Prinzessin so beeindrucken würde, daß sie schließlich Prinz Naldo heiraten würde. Tatsächlich war Naldo recht attraktiv und besaß vollendete Manieren, war also für jede Kreatur eine gute Partie. Also hielt er sich für die Prinzessin bereit, in der Hoffnung, sie beeindrucken zu können, denn die Naga heirateten nicht, wenn nicht beide Seiten zustimmten. Die Menschenprinzessin mußte Naldo heiraten wollen , sonst wäre alles umsonst gewesen. Da die Menschen genau wie die Zentauren einer Mischehe eher skeptisch gegenüberstanden, mußte Naldo nicht nur die Prinzessin,

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