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Himmelsdiebe

Himmelsdiebe

Titel: Himmelsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Harry riss ihr den Brief aus der Hand.
    Lulu schüttelte den Kopf. »Aus Amerika.«
    Mit dem Finger schlitzte er den Umschlag auf. Wenn schon keine Post von Laura, dann wenigstens von seinem Sohn.
    »Pepe wollte den Brief gar nicht rausrücken«, sagte Lulu. »Postgeheimni s – hat er auf einen Bierdeckel geschrieben. Weil ja Lauras Name draufsteht. Ich hab ihm erklärt, ich würde den Brief für sie aufbewahren. Drei Cognac musste ich ihm spendieren.«
    Ungeduldig faltete Harry den Bogen auseinander. Hatte sein Sohn ihren Notruf bekommen? Gab es Hilfe aus Amerika? Während Lulu irgendwelchen Tratsch aus dem Dorf erzählte, überflog er die Zeilen. Tatsächlich, Bobby hatte eine Möglichkeit entdeckt, wie Harry vielleicht aus Frankreich herauskommen konnt e – ganz offiziell und ohne Gefahr. Eine Organisation in Marseille, American Rescue Committee mit Namen, habe es sich zur Aufgabe gemacht, wichtige europäische Künstler vor den Nazis zu retten. William Dry heiße der Mann, der die Organisation leite, ein Journalist. An den solle Harry sich wenden.
    »Du könntest einen Kalender gebrauchen«, sagte Lulu. »Damit du hier oben die Zeit nicht vergisst. Soll ich dir einen besorgen?«
    Harry gab keine Antwort. Während draußen die Kuhglocken läuteten, starrte er ungläubig auf den Brief.
    War das die Chance, seine Windsbraut wiederzufinden?
    14
    Zwei Männer in weißen Kitteln nahmen Laura in ihre Mitte und führten sie eine Treppe hinunter. Geraldine folgte ihnen nach.
    »Was haben sie mit mir vor?«, fragte Laura.
    »Du musst keine Angst haben. Man wird hier für dich sorgen.«
    »Du hast mich belogen! Das ist gar kein Hotel! Das ist das Haus der Angst!«
    »Bitte, Laura, beruhige dich. Hier sind alle nur dazu da, dir zu helfen. Damit es dir wieder besser geht.«
    »Wo ist Lubbers? Wo hat er sich versteckt?«
    »Dr. Gonzáles wartet in seinem Sprechzimmer. Er ist ein hervorragender Arzt. Der beste in ganz Spanien. Deine Eltern haben Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit er sich um dich kümmert.«
    »Lubbers ist kein Arzt. Er ist der Feind. Er will die ganze Welt regieren!«
    Laura hielt sich mit beiden Händen am Geländer fest, doch die weißen Männer zerrten sie weiter. Am ganzen Körper zitternd vor Angst, stolperte sie die Stufen hinunter. Am Fuß der Treppe erstreckte sich ein fensterloser Gang, der von künstlichem Licht erleuchtet wurde. Einer der Männer öffnete eine Tür. Laura griff nach Geraldines Hand.
    »Bitte, lass mich nicht allein! Du darfst mich nicht allein lassen!«
    Ihre Freundin machte einen Schritt zurück. Als wäre dies ihr Zeichen, stießen die weißen Männer Laura in den Raum und schlossen die Tür hinter ihr zu. Der Raum war ebenfalls ohne Fenster. Trotzdem war es darin heller als draußen in der Sonne.
    »Seien Sie herzlich willkommen, Miss Paddington.«
    Am Schreibtisch saß Lubbers. Eine unreine Macht ging von ihm aus. Um sich zu tarnen, trug er immer noch den weißen Kittel und die dicke Hornbrille. Warum tat er das? Wusste er nicht, dass er sie nicht täuschen konnte? Wie durch zwei Brenngläser trafen sie die Blicke aus seinen Hundeaugen und brannten auf ihrer Haut.
    Laura spürte, wie sich der Klumpen in ihrem Leib bewegte.
    Plötzlich zerstob ihre Angst. Die Macht kehrte zu ihr zurück.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte sie scharf.
    »Ich soll Sie von Ihrer Frau Mutter grüßen. Ich habe vor einer halben Stunde mit ihr telefoniert.«
    »Meine Mutter ist die Frau des Teufels.«

»Interessant.« Lubbers machte sich eine Notiz. »Darf ich Sie fragen, woher Sie gerade kommen?«
    »Aus dem Zauberhaus.«
    »Un d – war es da schön?«
    »Ich darf darüber nicht reden. Die Schutzgötter haben es mir verboten.«
    »Natürlich.« Wieder kritzelte Lubbers ein paar Worte auf seinen Block. »Ich würde Sie gern in Ihrem Zauberhaus besuchen«, sagte er dann. »Vielleicht auf ein Glas Wein? Damit die Schutzgötter sehen, dass ich in guter Absicht komme.«
    »Ah, Sie wissen von unserem Wein?« Laura schüttelte den Kopf. »Kommt nicht infrage. Von dem Wein dürfen nur der Große Zauberer und seine Windsbraut trinken.«
    »Ich verstehe. In dem Fall würde ich selbstverständlich eine Flasche eigenen Wein mitbringen, wenn Sie gestatten . – Aber was haben Sie?«, unterbrach er sich. »Sie sind ja ganz blass!«
    Laura zeigte auf die gläserne Blumenvase, die vor ihm auf dem Schreibtisch stand. Die Vase war rot von Blut. Entsetzt ließ sie den Arm sinken und fasste sich an den

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