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Himmelsdiebe

Himmelsdiebe

Titel: Himmelsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Bauch.
    »Jetzt weiß ich, was Sie wollen!« flüsterte sie. »Sie wollen mein Kind! Sie wollen mein Kind umbringen!«
    Lubbers nahm seine Brille ab und lächelte sie an. Es war, als hätte er eine Maske abgenommen. Während aus seiner Stirn zwei Hörner wuchsen, schimmerte durch das falsche Grinsen sein wahres Gesicht hindurch, wie ein Palimpsest durch eine Übermalung. Die Erkenntnis traf Laura wie ein Stromstoß: Deshalb hatte er mit ihrer Mutter gesproche n – Lubbers war ihr Vater! Mit einem Schrei fuhr sie zur Tür herum. Sie musste diesen Raum sofort verlassen! Aber sie war noch keinen Schritt in Richtung Tür gekommen, da packte sie einer der weißen Männer und drehte ihr beide Arme auf den Rücken.
    »Soll ich?«, fragte der andere weiße Mann.
    Ihr Vater nickte. Laura riss sich los und schleuderte dem Teufel ihre Puppe ins Gesicht. Im selben Moment fiel der andere weiße Mann über sie her und warf sie zu Boden. Mit Händen und Füßen setzte sie sich zur Wehr, sie schlug um sich und trat, sie kratzte, biss und schrie. Doch vergeben s – wie in einem Schraubstock saß sie fest. Während einer der Männer ihren Kopf zu Boden drückte, beugte sich der andere mit einer Spritze über sie und stieß ihr die Nadel in den Schenkel.
    »Das wird sie zur Besinnung bringen.«
    Laura tobte und kreischte. Wo war ihre Macht geblieben? Durch die Beine ihres Peinigers sah sie ihren Vater. Mit verschränkten Armen saß er auf der Schreibtischkante und weidete sich an ihrem Anblick. Während er ihr zulächelte, leckte ein schwarzer Hund ihr übers Gesicht. Sie wollten eine Geburt einleiten! Damit sie ihr Kind verlor! Laura knurrte und bellte, doch der Köter wich nicht vom Fleck. Als sie den Atem des Tieres roch, wurde ihr übel, und alles begann sich zu drehen. Obwohl der Mann ihren Kopf immer noch zu Boden hielt, gelang es ihr, sich eine Hand vor den Mund zu pressen. Jetzt nur nicht kotzen! Wenn sie kotzte, würde sie ihr Kind verlieren.
    »Zieht sie aus!«
    Das war die Stimme ihres Vaters. Laura fühlte tausend Hände an ihrem Körper. Sie biss in einen Arm, der Mann sprang zur Seite, und für einen Moment war sie frei. Doch bevor sie wegrennen konnte, fasste der Mann sie an den Armen, und während er sie an den Handgelenken festhielt, riss der andere ihr die Kleider vom Leib. Laura schlug um sich, trat mit den Füßen nach ihren Peinigern. Doch die Macht hatte sie verlassen. Die Männer packten sie an Armen und Beinen, nackt flog sie in die Höhe und landete auf einem Bett. Lederriemen schlangen sich um ihren Körper und schnitten in ihr Fleisch.
    Keuchend lag sie da und hörte ihren Atem. Was würde jetzt geschehen? Würden sie ihr das Kind aus dem Leib reißen?
    Während das Gift in ihren Adern zu wirken begann, starrte sie auf die blutenden Blumen. Ein Wind erhob sich und brauste ihr in den Ohren. Plötzlich ein Knacken, ohnmächtig spürte sie, wie ihre Schädeldecke Risse bekam. Motoren dröhnten heran. Ein Lastwagen fuhr durch den Raum, von der Ladefläche hingen die Arme und Beine der Leichen herunter. Während eine Herde schwarzer Rösser über die Särge am Straßenrand galoppierte, wuchs aus dem Boden ein Urwald hervor. Nachtvögel hockten in den Kronen der Bäume und breiteten ihre Schwingen aus. Im Unterholz hockte ein Kobold, er hielt ein Baby im Arm und plauderte mit einem Schaukelpferd. Der schwarze Hund bellte einen Walzer, zwischen zwei Bäumen trat der Teufel hervor und forderte einen Rauschgoldengel zum Tanz auf. Zusammen mit einer Elfe drehten die zwei sich im Kreis. Laura wollte mit ihnen tanzen, wenn sie mit ihr tanzten, würden sie ihr das Kind lassen. Doch sie schaffte es nicht, ihre Arme und Beine waren festgeschnallt. Verzweifelt warf sie sich hin und her.
    »Gebt ihr noch eine Spritze!«
    Wieder fühlte Laura den Stich, diesmal in ihrem Arm. Heiße Lava schoss ihr in die Glieder, ein Blitzgewitter illuminierte ihr Inneres wie ein Feuerwerk die dunkle Nacht. Dann brach die Finsternis über ihr zusammen. Nur zwei große traurige Augen schauten sie an. Sie kannte die Augen, sie gehörten ihrem Schaf. Blut strömte aus der durchgebissenen Kehle auf ihren Leib, auf ihr Gesicht und drang in ihren Mund. In einem Schwall erbrach sie sich. Sie kotzte sich die Seele aus dem Leib, fast erstickte sie an ihrem Erbrochenen. Ihr Vater stieß mit dem Fuß das tote Schaf beiseite.
    »Wie kann eine so schöne Frau so hässliche Dinge tun?«
    Warm lief die Feuchtigkeit an ihren nackten Schenkeln herab. Laura

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