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Himmelsdiebe

Himmelsdiebe

Titel: Himmelsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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hereinzuplatzen wie in einen Saloon«, sagte er so vorwurfsvoll, wie er nur konnte. »Macht man das so in Amerika? Oder hast du es vor Neugier nicht mehr ausgehalten?«

»Wenn du nicht mal so viel europäisches Taktgefühl besitzt, die Tür abzuschließen, musst du dich über meine amerikanischen Unarten nicht wundern.«
    »Du hast nicht den geringsten Grund, dich aufzuregen. Wie du selber feststellen konntest, war es nur irgendein Mädchen. Nicht Laura.«
    Debbie zeigte mit dem Finger auf ihre diamantbesetzte Armbanduhr. »Weißt du eigentlich, wie spät es ist?«
    Harry zuckte die Schultern. »Nur der Unglückliche fragt nach der Zeit.«
    »Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dich verachte. Du siehst aus wie ein abgehalfterter Zirkusclown. Dein ganzes Gesicht ist von Lippenstift verschmiert. Aber so magst du es ja! Je billiger, desto besser!«
    »Hast du was gegen billige Mädchen? Ich nicht. Sie haben den Vorzug, nicht so kompliziert zu sein wie reiche Kunstmäzeninnen.«
    »Der ganze Raum stinkt nach ihrem Parfüm! Veilche n – einfach ekelhaft!«
    Während Debbie das Fenster aufriss, um zu lüften, kam Nscho-tschi herein. Selten hatte Harry sich so über ihren Anblick gefreut.
    »Da ist ja mein Hündchen«, rief er. »Was für ein liebes Hündchen!« Er bückte sich zu Boden und nahm sie auf den Arm. »An der kannst du dir ein Beispiel nehmen, darling . Nscho-tschi ist nie böse auf mic h …« Plötzlich stockte er. »Wer zum Teufel war das?«
    Er hatte die Puppe entdeckt, die Laura ihm geschenkt hatte. In tausend Stücke zerfetzt, lag sie auf der Türschwelle zum Nebenzimmer.
    Triumphierend drehte Debbie sich herum. »Nscho-tschi«, erklärte sie. »So was passiert, wenn man nicht auf sein Hündchen aufpasst und sich stattdessen die Nacht um die Ohren schlägt.«
    »Ist das wirklich wahr?«
    Nscho-tschi leckte liebevoll sein Gesicht. Harry ließ sie entsetzt zu Boden fallen. Jaulend schoss sie aus dem Atelier. Sogar Glenn Miller und sein Orchester verstummten.
    Harry hob verwundert den Kopf. Doch das Verstummen der Musik hatte mit seinem Schicksal nichts zu tun.
    Eine bedrohliche Stille füllte den Raum.
    »Achtung! Achtung!«, ertönte die Stimme eines Nachrichtensprechers. »Soeben erreicht uns eine Sondermeldung aus Hawaii. Kampfflieger der japanischen Luftwaffe haben in den frühen Morgenstunden den amerikanischen Flottenstützpunkt von Pearl Harbor angegriffen. Zahlreiche Schlachtschiffe wurden zerstört. Die Zahl der toten Marinesoldaten geht angeblich in die Tausend e …«
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis die Nachricht durch den Nebel aus Alkohol und Hormonen in Harrys Kopf drang und die Worte in sein Gehirn einsickerten.
    »Wa s … was bedeutet das?«, fragte er.
    »Ich fürchte, darauf gibt es nur eine Antwort«, erwiderte Debbie. Plötzlich wurde ihr Blick ganz weich, alle Wut und Verachtung wichen aus ihrem Gesicht, um reiner, bedingungsloser Liebe zu weichen. »Du musst mich heiraten, Harry. Sofort!«
    11
    Einen Monat nachdem der Angriff auf Pearl Harbor die USA in den Krieg gezwungen hatte, traten Harry Winter und Debbie Jacobs vor einen Friedensrichter, um einander das Jawort zu geben. Der Krieg, der in Europa entflammt war und nun rund um den Globus brannte, hatte entschieden. Abermals hatte er Harry zu einem »feindlichen Ausländer« gestempelt, und es ging nicht an, dass eine Debbie Jacobs mit einem solchen Mann in wilder Ehe lebte, während tapfere amerikanische Soldaten im Kampf für die Freiheit ihr Leben ließen. Make the best of it! Umgekehrt war die Verheiratung mit einer Amerikanerin die wirksamste Maßnahme, die ein feindlicher Ausländer ergreifen konnte, um die Ausweisung aus den Vereinigten Staaten zu verhindern. Nachdem die Behörden Harry ins Hauptpostamt von Manhattan vorgeladen hatten, um ihn dort wie einen Verbrecher zu registrieren, zu fotografieren und ihm die Fingerabdrücke abzunehmen, hatte er Debbies Drängen nachgegeben und in die Ehe eingewilligt.
    Da beide Brautleute zur Feststellung des Ehestands nur fremdsprachige Scheidungsurkunden vorlegen konnten, diese aber im Staat New York nicht anerkannt wurden, fand die Trauung in Nevada statt. Dort musste man zur Erlangung einer Heiratserlaubnis lediglich achtzehn Jahre alt sein und einen Bluttest machen. Weder Trauzeugen noch Blumen streuende Kinder oder Organisten waren in Nevada nötig, um den Bund fürs Leben einzugehen. Im Gegenteil. Die Eheschließung war ein so schlichter, formloser Akt, dass die Braut

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