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Himmelsdiebe

Himmelsdiebe

Titel: Himmelsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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durfte.
    »Bésame, bésame mucho« , sang der Chauffeur so laut, dass es durch die Trennscheibe zu hören war, »como si fuera esta noche la última ve z …«
    Laura hatte den Bann erst aufgehoben, nachdem sie einigermaßen sicher sein konnte, dass Harry nicht mehr in der Cafeteria des Museums auf sie wartete. Obwohl sie die fünf Bilder, die dort von ihm hingen, längst in- und auswendig kannte, besuchte sie seitdem die Ausstellung mehrmals pro Woche. Wenn sie ihn nicht sehen durfte, wollte sie wenigstens in seiner Seele spazieren gehen.
    »Estámos aquí!«
    Laura hatte gar nicht gemerkt, dass sie schon angekommen waren. Der Chauffeur hatte die Trennscheibe geöffnet und streckte ihr seine gold beringte Hand entgegen.
    »Macht einen Dollar fünfzig.«
    »Stimmt so.«
    Ohne auf das Wechselgeld zu warten, stieg sie aus dem Wagen.
    »Grüßen Sie Ihren Liebhaber von mir!«, rief der Fahrer ihr nach.
    Laura wäre am liebsten zurückgekehrt, um dem Kerl eine Ohrfeige zu verpassen. Sah man ihr so deutlich an, was sie tat? Während sie die Stufen zum Museum hinaufging, schaute sie sich immer wieder um, wie eine Ehebrecherin auf dem Weg zum Rendezvous. Jeden Moment konnte sie Bobby in die Arme laufen. Obwohl er Debbies Assistent war, musste er noch alte Fehlstunden für Mr. Burns abarbeite n … Und wenn Harry plötzlich vor ihr stand? Vielleicht kam er ja hierher, um seinen Sohn zu besuchen? »Du kannst mich in deinen Träumen haben«, hatte er einmal zu ihr gesagt, ganz am Anfang. »Da kannst du meine Frau und Geliebte sein. Aber nur da.« Damals hatte sie nicht geahnt, dass seine Worte auf diese Weise einmal wahr werden würden.
    Sie hatte gerade den Eingang des Museums erreicht, da hörte sie ihren Namen.
    »Laura!«
    Erschrocken fuhr sie herum. Am Straßenrand hielt ein Taxi. Die Tür flog auf, und ein Mann sprang heraus.
    »Roberto? Wo kommst du denn her?«
    Drei Stufen auf einmal nehmend, eilte er die Treppe hinauf. »Ich halte es einfach nicht ohne dich aus, meine Sternschnuppe«, sagte er und küsste ihre Hand.
    »Hast du mich etwa verfolgt?«, fragte sie und wollte ihm die Hand entziehen.
    »Ich weiß, was du hier tust«, sagte er, ohne sie loszulassen, die ganze Trauer Mexikos in seinen schwarzen Augen. »Du schaust dir seine Bilder an. Aber hab keine Angst«, fügte er hinzu, als sie protestieren wollte, »ich erlaube es dir ja, auch wenn es mir das Herz zerreißt. Ich bitte dich nur: Lass mich dabei sein! Sonst sterbe ich vor Eifersucht.«
    13
    Gute Nachrichten! Gute Nachrichten für Bobby!
    Kaum hatte Debbie die frohe Botschaft verkündet, hatte Harry sich mit einer Kühlbox sowie einer Flasche Champagner bewaffnet und sich damit auf den Weg zu seinem Sohn gemacht. Jetzt stand er vor einem alten, rußgeschwärzten Wolkenkratzer in der achtundachtzigsten Straße und drückte auf die Klingel, die Bobbys Namen trug. Während er an der himmelhohen Hausfront hinaufschaute, ob sich in einem der zahllosen Fenster etwas regte, überlegte er, wie er die Nachricht möglichst effektvoll inszenieren konnte. Sollte er Bobby damit überrumpeln? Oder sollte er lieber eine Weile um den heißen Brei herumreden, um die Spannung zu erhöhen? Er entschied sich für die spannende Variante. Bobby hatte so oft an ihm gezweifelt, dafür durfte er jetzt ruhig ein bisschen schmoren.
    Um keinen lahmen Arm zu kriegen, stellte Harry die Kühlbox ab, die er durch halb Manhattan geschleppt hatte, und drückte erneut auf die Klingel. Es war das erste Mal, dass er seinen Sohn besuchte, und er konnte es kaum erwarten, seine Wohnung zu sehen.
    »Was machst du denn hier?«
    Harry drehte sich um. Bobby stand am Fuß der Treppe auf dem Bürgersteig, mit einer Aktentasche unterm Arm. Offenbar kam er gerade von der Arbeit.
    »Eleanor Roosevelt hat versprochen, sich um das Visum deiner Mutter zu kümmern!«, platzte Harry heraus. »Stell dir nur vor! Die Frau des Präsidenten! Persönlich!«
    »Ist da s … ist das wirklich wahr?«
    »Was für eine blöde Frage! Wenn Debbie Jacobs etwas verspricht, dann hält sie es auch! Aber was stehen wir hier rum wie die Hornochsen? Ich habe Champagner dabei! Los, schließ auf! Damit wir anstoßen können!«
    »Sollen wir nicht lieber in ein Loka l …?«, fragte Bobby.
    »Kommt gar nicht infrage! Wir feiern bei dir! Ich hab mir nicht die Arme lahm geschleppt, um in irgendeiner Kneipe zu feiern. Außerdem will ich wissen, wie mein Sohn wohnt! Nur für den Fall der Fälle. Schließlich hast du bei der Anhörung

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