Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelsdiebe

Himmelsdiebe

Titel: Himmelsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
Vom Netzwerk:
Lektoratskonferenz machen. Alle Mitarbeiter unseres Hauses sind von Ihrem Manuskript begeistert. Selten haben wir ein so erschütterndes und gleichzeitig literarisch so überzeugendes Selbstzeugnis zu lesen bekommen. Ein Meilenstein in der psychologischen Prosa dieses Jahrhunderts!
Bitte melden Sie sich, damit wir einen Termin ausmachen und möglichst rasch einen Vertrag aufsetzen können.
In Erwartung Ihres Anrufs bin ich mit herzlichen Grüßen

Ihr Simon Shoemaker
    Ungläubig ließ Laura den Brief sinken. Der Inhalt übertraf alles, was sie erwartet hatte. Sie hatte den Text eigentlich nur geschrieben, um sich von ihrer Angst zu befreie n – ihrer Angst vor den Dämonen in ihrer Seele und den Bildern, die sie blind gemacht hatten. Von dem Verlag hatte sie sich lediglich ein paar Worte zur literarischen Qualität des Manuskripts erhofft. Und jetzt ein solches Angebo t …
    Was sollte sie tun?
    Vollkommen durcheinander starrte sie auf die Himmelsbeute , die die ganze Längsseite ihres Ateliers einnahm. Die Vorstellung, dass bei einer Veröffentlichung ihres Manuskripts Scharen wildfremder Menschen den Text zu lesen bekämen, um in ihr entblößtes Herz zu schauen, erregte sie und machte ihr gleichzeitig Angst.
    Sie war so verwirrt, dass sie kaum noch klar denken konnte. Tausend Argumente und Gegenargumente schwirrten ihr durch den Kopf. Dabei kam ihr ein Gedanke immer wieder. Mit der Veröffentlichung ihres Leidensberichts wäre die Ablösung von Harry offiziel l – es gäbe kein Zurück mehr.
    Aber war sie wirklich zu einem solchen Schritt bereit?
    »Wir haben Besuch, Sternschnuppe.«
    Ohne anzuklopfen, war Roberto in ihr Atelier getreten, zusammen mit einer Frau.
    »Debbi e – Sie?«
    »Bitte entschuldigen Sie den unangemeldeten Überfall. Aber ich muss mit Ihnen sprechen. Dringend!«
    Obwohl Debbie sich alle Mühe gab, so kontrolliert zu wirken, wie es ihrem dunkelblauen Kostüm sowie ihrer zum Knoten gebändigten Frisur entsprach, erkannte Laura, dass ihre Beherrschung nur Fassade war.
    »Würdest du uns bitte allein lassen, Roberto?«
    »Aber warum, Sternschnuppe? Ich könnte uns doch einen Te e …«
    »Bitte!«
    »Ja, sicher, wenn du meinst. Falls du mich brauchs t – ich bin in meinem Büro.«
    Wie ein Pferd, das auf den leisesten Wink seiner Reiterin reagiert, obwohl es ihr an Kraft und Größe um ein Vielfaches überlegen ist, verließ Roberto den Raum. Debbie wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    »Ich möchte Sie bitten, sich endlich zu entscheiden!«, sagte sie. »Ich halte das ewige Hin und Her nicht mehr aus.«
    »Wovon reden Sie?«, fragte Laura.
    »Von Harry natürlich! Er liebt Sie wie ein liebeskranker Kater. Kehren Sie zu ihm zurück, oder lassen Sie ihn endlich in Frieden.«
    Laura wusste nicht, wie ihr geschah. Debbie verlangte genau die Entscheidung von ihr, mit der sie in ihrem Innern rang, seit sie in New York war.
    »Ic h … ich hatte nicht gewusst, dass Sie Harry so nahestehen«, sagte sie schließlich. »Ich hatte gedacht, Sie hätten ihm nur geholfen, weil Sie seine Kunst schätzen.«
    Statt einer Antwort hob Debbie die rechte Hand, an deren Mittelfinger ein goldener Ring steckte.
    »Sie sin d – verheiratet?«
    »Ja, verflucht noch mal! Ich bin seine gottverdammte Ehefrau!«
    Wie ein Glas, das schon seit Langem einen Sprung hat und plötzlich bei einer harmlosen Berührung zerbricht, zersprang ihre Miene in tausend Stücke. Laut schluchzend brach sie in Tränen aus.
    Laura hatte das Bedürfnis, sie zu berühren. Aber sie traute sich nicht. Ohnmächtig sah sie zu, wie Debbie um ihre Fassung rang.
    »Die Heirat war ein Fehler«, sagte Debbie, als sie wieder sprechen konnte. »Ich weiß ja, dass Harry mich niemals lieben wird. Weil er keine andere Frau lieben kann als Sie.«
    Behutsam legte Laura ihr die Hand auf die Schulter. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid mir das tut.«
    »Ach, reden Sie doch keinen Mist!« Debbie schüttelte sie ab. »Glauben Sie, ich wäre blind? Ich habe doch gesehen, wie Sie ihn bei unserem Abendessen angeschaut haben. Als würden Sie nur darauf warten, dass er mit einer schwarzen Kutsche vorfährt, um Sie zu entführen.«
    »Da s … das haben Sie gesehen?«
    Debbie nahm ein Tuch aus der Kleenex-Packung, die auf einem Tisch neben der Staffelei lag, und putzte sich geräuschvoll die Nase.
    »Ich mache Ihnen jetzt einen Vorschlag, der für uns alle das Beste ist.« Sie zögerte einen Moment, dann wischte sie sich noch einmal über

Weitere Kostenlose Bücher