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Himmelsfern

Himmelsfern

Titel: Himmelsfern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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verscharrt?
    Ich stieg mit meinen schlammigen Schuhen in den nächsten Bus. Nach dreimaligem Umsteigen musste ich noch ein ganzes Stück laufen, was meine Geduld überstrapazierte. Es dauerte fast eineinhalb Stunden, bis ich vor dem Drachenhaus stand. Die Tür war abgeschlossen, eine Klingel gab es nicht. Na prima. Ein letztes Mal versuchte ich, Marlon anzurufen. Sollte er erneut nicht rangehen, würde ich mit dem Handy einfach die Scheibe seines Zimmers einwerfen – basta. Zu meiner Erleichterung meldete er sich, gab reumütig zu, sein Telefon lautlos geschaltet und vergessen zu haben, und kam nach unten, um mir zu öffnen. Sein Begrüßungskuss blieb zurückhaltend. Er spürte sofort, dass etwas nicht stimmte, und die Frage nach der Katze blieb mir im Hals stecken, um dort zu einem störenden Kloß anzuschwellen.
    Â»Wie war deine Probe?«, wollte er auf dem Weg nach oben wissen.
    Â»So sicher, dass ich hingegangen bin? Ich tu nicht immer, was du mir sagst, Marlon.« Kaum dass ich die Worte ausgesprochen hatte, bereute ich sie bereits. Nervosität ließ mich patzig werden.
    Seinem Blick, den er mir über die Schulter zuwarf, lag prompt ein Hauch Aggressivität inne. »So sicher, weil ich es weiß. Corbin war in deiner Nähe.«
    Â»Was?« Ich blieb auf dem letzten Treppenabsatz stehen.
    Â»Corbin war in deiner Nähe«, wiederholte er, als sei das selbstverständlich. Oh, und er wusste ganz genau, dass es das nicht war. Ganz und gar nicht!
    Â»Ganz langsam, für die geistig Minderbemittelten unter uns. Dein Bruder beobachtet mich heimlich? Ist es das, was du mir sagen willst?«
    Â»Du hast erlebt, wie gefährlich die Huntsmen sind.« Er ging ungerührt weiter. »Wir dürfen nicht unvorsichtig sein.«
    Â»Das ist kein Grund, mich observieren zu lassen!«, rief ich ihm nach und folgte ihm eilig in die Wohnung.
    Er schloss die Tür hinter mir, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und betrachtete seine Füße. »Für mich ist es Grund genug.«
    Ich legte mein Handy, das ich immer noch in der Hand hielt, auf die Kommode und stemmte wütend die Hände in die Hüften. »Du hättest mich wenigstens fragen können!«
    Â»Stimmt. Aber du hättest Nein gesagt.«
    Â»Du kannst nicht einfach in mein Leben reinplatzen, das Kommando an dich reißen und mich beobachten.«
    Â»Sondern?« Er blickte auf, sah mich provokant an. »Soll ich zulassen, dass sie dich in die Finger kriegen? Noa, solange ich hier bin, bist du in Gefahr. Sie wissen jetzt, dass du zu mir gehörst. Du bist mein wunder Punkt.«
    Â Â»Und du … bist ein herrischer Macho!«
    Eine Tür öffnete sich, Emma streckte den Kopf heraus. Wir ignorierten sie.
    Â»Tut mir leid.« Marlons Mundwinkel zuckten, als hätte ich ihm ein Kompliment gemacht, und brachte meine Wut an ihren Siedepunkt.
    Â»Sag, dass das nicht mehr vorkommt! Versprich es.«
    Â»Können wir reingehen?« Er deutete auf sein Zimmer, woraufhin Emma einen Schmollmund zog.
    Ich stapfte an ihm vorbei und wartete, bis er die Tür geschlossen hatte. »Versprich es!«, wiederholte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich versuche es, das muss dir reichen. Wer weiß, was noch passiert und welche Maßnahmen dann notwendig werden.«
    Ich war fassungslos. »Maßnahmen? Habe ich hier denn überhaupt nichts mehr zu melden? Kannst du bitte akzeptieren, dass ich mir keine Leibwächter aufzwingen lasse?«
    Â»Nein, kann ich nicht.« Marlon seufzte lautlos, aber so schwer, als lastete das Gewicht der ganzen Welt auf seiner Brust. Er war so seltsam heute, mied meine Blicke, wirkte erschöpft, ausgelaugt und zugleich gehetzt. Schwerfällig kam er auf mich zu und legte eine Hand an meine Wange. Er sprach sehr leise weiter, ich verstand ihn kaum. »Es tut mir leid. Ich trage so viel Schuld. Ich kann nicht dasselbe bieten wie die netten Jungs von nebenan.«
    Vielleicht hatte er sogar recht. Nach allem, was er erlebt hatte und was ihm noch bevorstand, sollte ich mehr Verständnis zeigen. Hatte ich nicht die halbe Nacht aus Ungewissheit wach gelegen und mir gewünscht zu wissen, wo er war und was er tat? War ich nicht in seine Hütte eingedrungen und hatte seine Sachen durchgesehen? Trotzdem … das alles ging mir zu weit.
    Â»Rede in Zukunft mit mir. Ich werde dir zuhören.«
    Â»Keine Versprechen?«
    Â»Nein. Aber ich werde

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