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Himmelsfern

Himmelsfern

Titel: Himmelsfern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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wollte Dom von Lukas gemocht oder zumindest akzeptiert werden. Ein Dilemma.
    Â»Schön, dass du gekommen bist.« Lukas tätschelte kumpelhaft meinen Oberarm und steckte anschließend seine Faust tief in die Hosentasche. Früher hatte ich ihn für seine Coolness angeschmachtet, heute wirkte das Ganze ein bisschen unbeholfen. Er erinnerte mich an die Sommerhits im Radio: Echt cool und bei allen beliebt, aber irgendwann verloren sie ihren Reiz und dann konnte man sie kaum noch ertragen.
    Lukas musterte mich intensiv. »Hat dich der Freak also doch nicht in seinem Keller eingesperrt.«
    Ich verschluckte mich fast an meiner Spucke, konnte gerade noch vermeiden zu husten. »Ich habe artig bitte, bitte gesagt«, gab ich spöttisch zurück, »und der Freak war so freundlich, mir einen halben Tag Freigang zu gewähren.«
    Dom zog ein fragendes Gesicht. »Freak? Welcher Freak?«
    Â»Noa hängt in letzter Zeit mit einem Don-Juan-Verschnitt rum«, meinte Lukas wichtigtuerisch. »Ziemlicher Macho, wenn ihr mich fragt.«
    Â»Dich fragt aber keiner.« Mit in die Hüfte gestemmten Händen funkelte ich ihn an. »Mit wem ich ausgehe, wann und erst recht wohin, ist meine Sache. Ich bin zum Poi-Spielen hier, nicht um meinen Freund beleidigen zu lassen.«
    Â»Ihren Freund«, echote Lukas in Doms Richtung, aber es klang nicht hämisch. Eher erstaunt. Er kannte mich als scheu und leicht zu beeindrucken. Widersprochen hatte ich ihm noch nie.
    Â»Schau mich nicht so an.« Dominic spielte vor Lukas den Ahnungslosen. »Ich erfahre grundsätzlich als Letzter, was bei Noa abgeht. Sie macht in letzter Zeit auf ziemlich mysteriös.«
    Â»Ist das denn so verwunderlich, dass ich einen Freund habe?«, wollte ich wissen.
    Dom zuckte mit den Schultern. Er fand das Ganze amüsant.
    Lukas hob beide Hände, als wollte er sich ergeben. »Natürlich nicht. Ganz im Gegenteil. Eigentlich hatte ich … nun ja, ich hatte gedacht …«
    Er stammelte. Lukas von den Death Ponys, der für mich jahrelang das Inbild männlicher Perfektion gewesen war, den ich nie nach einem Date gefragt hatte, weil ich mir der Abfuhr zu sicher gewesen war, stammelte. Meinetwegen – Noa Grau, bei der der Name Programm war, weil sie kaum auffiel, wenn sie nicht gerade mit dem Feuer tanzte.
    Doms Kinn klappte nach unten und auch ich hielt den Mund nur durch höchste Konzentration geschlossen.
    Â»Ich wollte dich längst mal fragen, ob wir uns nicht mal allein treffen können«, fuhr Lukas nervös fort. »Ohne die Band. Du weißt schon. Bin wohl zu spät.«
    Ich konnte es kaum glauben und brachte nur ein »Öhm« hervor. Sagte er die Wahrheit oder hatte Marlon mich so verändert, dass selbst Lukas plötzlich mit mir ausgehen wollte?
    Â»Vielleicht irgendwann mal?«, fragte Lukas.
    Ich dachte daran, dass meine Zeit mit Marlon begrenzt war. Und schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Sei mir nicht böse, aber …« Was ich mir vor Kurzem noch so sehr gewünscht hatte – Lukas nahe zu sein –, kam mir nun unvorstellbar vor. Er war viel zu perfekt, hatte weder zu dünne Beine noch zu große Füße und auch keine freakig schwarzen Augen. Er erzählte keine Geschichten und kämpfte dabei mit jedem Wort, bis es sich schließlich ergab. Er war nicht Marlon und damit war er nichts für mich.
    Er zuckte mit den Schultern. »Schon klar. Ich weiß noch nicht, ob ich’s verkrafte, aber …«
    Ich zog eine mitleidige Grimasse. Um Lukas’ Herz musste sich niemand sorgen. Lukas bezeichnete jene Beziehungen als gelungen, die länger als sieben Tage hielten, aber endeten, bevor sie so intensiv wurden, dass einer der Beteiligten heulte. Ich machte mir nichts vor. Auch ich wäre nur eine Nummer auf der langen Liste geworden, die er seine Girlografie nannte.
    Â»Dein Stecher, der ist mir trotzdem nicht geheuer, damit du’s nur weißt. Pass auf dich auf.«
    Â»Die anderen sind so weit, sie warten schon.« Ich ließ mein Feuerzeug aufschnappen und sah in die Flamme. Wir sollten aufhören, unsere Zeit zu verschwenden. »Es sieht nach Regen aus. Lass uns spielen!«
    Die Probe verlief gut, sah man davon ab, dass wir nach dreißig Minuten abbrechen mussten, weil ein Gewitter aufzog. Alle packten an, um die empfindlichen Instrumente in die Autos zu verladen. Kaum waren wir fertig, setzte der

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