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Himmelsfern

Himmelsfern

Titel: Himmelsfern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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so kalt, dass es an meinen Lidern brannte und mein Kopf jäh zu schmerzen begann. Ich berührte mit beiden Händen den glatten steinernen Grund.
    Und plötzlich … fiel ich. Ich fiel und fiel und fiel. Dann schrie ich auf und stürzte auf die Knie.
    Ich musste das Bewusstsein verloren haben, denn ich hockte unvermittelt auf Kies und meine Knochen schmerzten. Das Wasser war verschwunden, doch ich war klitschnass und fror entsetzlich. Ein beißender Wind fuhr mir unter die Kleider.
    Â»Noa? Verdammt, Noa, was machst du denn?«
    Ich erkannte Marlons Stimme, aber sie kam von überall.
    Aus der Dunkelheit stürzte er auf mich zu, fasste mich bei den Schultern. »Noa! Bist du okay?«
    Â»Ich …« Ich wusste es nicht. Wie, zum Geier, waren wir hierhergekommen?
    Â»Ich bin dir gefolgt«, stieß ich schließlich über meine zitternden Lippen. »Aber wie? Wo sind wir?«
    Wir mussten uns in einem Tunnel befinden. Alle Wände warfen schauerliche Echos. Mehr war nicht auszumachen.
    Marlon zog mich in seine Arme, rieb über meinen Rücken und half mir auf. »Es muss einen in den Stein eingearbeiteten Durchgang geben«, flüsterte er mir zu. »Ich habe bisher nur einmal von etwas Derartigem gehört und es für ein Märchen gehalten. Ich habe keine Ahnung, wo wir sind.«
    Â»Und wo ist der Ausgang?«
    Wir befanden uns tatsächlich in einer Art Tunnel aus glatt poliertem Stein. Das Heulen, Pfeifen und Winseln des Windes ließ erahnen, dass der Gang viele Kilometer lang sein musste. Ich erkannte etliche Abzweigungen und Panik wuchs in mir heran. Das war ein gottverfluchtes Labyrinth! Und Marlon wollte mir nebenbei erzählen, dass wir nicht durch ein Loch im Stein hierhergekommen waren, sondern durch den Stein selbst? Ich merkte, dass ich meinen Atem nicht mehr kontrollieren konnte. In meiner Brust brannte es, weil meine Lunge Sauerstoff brauchte, doch ich konnte nicht mehr als japsen, wobei schrille Laute entstanden, die als Echos zu mir zurückkamen. Wie Gespenster, die höhnisch um mich herumtanzten. Waren wir ertrunken? Gestorben, und dies war der Vorhof zur Hölle? Ich hielt mir beide Hände vors Gesicht und wünschte mir, aus diesem Albtraum zu erwachen oder wenigstens ohnmächtig zu werden.
    Marlon hielt mich fest, streichelte mein Gesicht, versuchte mich zu beruhigen und schüttelte mich schließlich, als das alles nicht half.
    Â»Du wolltest es so«, knurrte er. Dann verpasste er mir eine widerwillige Backpfeife und setzte einen Kuss nach. Einen sehr langen Kuss. Während er mich küsste, schälte ich mich aus meiner Panik. Ich presste mich an ihn, als wäre unter seiner Haut genug Platz, um mich dort zu verstecken.
    Â»Besser?«, fragte er nach einer Weile leise.
    Ich nickte und zog die Nase hoch. Verdammt, ich hatte nicht gleich ausflippen wollen. Leider musste ich feststellen, dass man über die Frage, wann das persönliche Fass voll ist, nicht selbst entscheiden darf. Mein Fass hatte dank meines Sturzes durch den Stein einen gehörigen Stoß bekommen und war übergeschwappt. Nun gut, nicht mehr zu ändern. Ich biss die Zähne zusammen. »Es geht wieder.«
    Â»Lass uns mal sehen, wohin der Tunnel führt«, meinte Marlon und legte seinen Arm um meine Schulter. »Wenn jemand etwas so Schwieriges tut, wie einen Stein in ein Portal zu verwandeln, dann nicht ohne Grund. Hier unten ist irgendwas.«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich diesem Irgendwas begegnen wollte, aber blieb uns eine Wahl?
    Wir folgten dem Gang, schritten dem Wind entgegen, der so zornig blies, als wollte er uns fortpusten.
    Einige Minuten wanderten wir frierend durch monoton wirkende Gänge und Tunnel. Es gab keine Lampen, doch es war auch nicht vollends dunkel. Dieser Ort schien jenseits von Licht und Schatten. Der Wind flaute ab, ohne dass die Kälte nachließ, und schließlich mündete einer der Gänge in eine große, kreisrunde Halle, über die sich eine kuppelförmige Decke spannte, an der man Reliefs erahnen, aber nicht genau erkennen konnte. Am anderen Ende machte ich vage Umrisse aus, die sich beim Näherkommen als Statuen herausstellten. Von der Decke hingen Lüster, doch statt Kerzen steckten abgebrochene Stalaktiten in den Haltern. Oh Gott, es gab hier nichts als Stein! Stein über Stein, aber kein Leben, niemanden, der uns helfen konnte! Ich wollte gerade laut fluchen, als die steinerne

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