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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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augenblicklich war die Luft erfüllt vom dröhnenden Stakkato der Geschosse vom Kaliber Neun Millimeter, die das Laubwerk zerrissen. Als das Magazin leer war, segelten Palmwedel auf den Boden um sie herum. Verängstigte Kinder vergruben ihre Gesichter in den Armen ihrer Mütter und weinten. Favo, der neben seinem Freund am Boden lag und die Arme über den Kopf geschlagen hatte, kicherte wie eine asthmageplagte Hyäne.
    Zwischen den Wachen kam es zu einem kurzen Handgemenge, denn sie wußten nicht genau, was nun zu tun war – sollten sie ihren Kollegen entwaffnen oder ebenfalls den Abzug durchziehen und ein Massaker veranstalten? Und plötzlich, während das Heulen, das Kichern und das Handgemenge in vollem Gange war und die Schüsse noch in aller Ohren klingelten, erhob sich das helle Lachen eines Mädchens. Die Wachen schauten auf. Sepie stand im Eingang des Jungmännerhauses. Sie trug nichts weiter als einen Slip, den sie vor kurzem einem Seefahrer mit einem Hang zum Transvestitentum abgeluchst hatte. »Hey, Matrosen«, sagte sie und probierte bei dieser Gelegenheit gleich noch einen Spruch, den sie ebenfalls von Kimi hatte, »wollt ihr 'n bißchen Spaß?« Die Wachen verstanden zwar nicht, was sie sagte, doch sie kapierten sehr wohl, was sie meinte.
    »Geh rein, Mädchen«, schimpfte Malink. Frauen war es nicht erlaubt, ihre Schenkel in der Öffentlichkeit zu zeigen, dies galt selbst für die Liebesdienerinnen. Weder beim Schwimmen noch beim Baden, noch beim Scheißen am Strand. Schlichtweg niemals.
    »Geh wieder rein«, sagte Favo. »Wenn die weg sind, kriegst du eine Tracht Prügel.«
    »Prügel hab ich schon oft genug gekriegt«, sagte Sepie. »Jetzt werde ich reich.«
    »Sag du's ihr«, sagte Favo zu Malink.
    Malink zuckte mit den Achseln. Seine Autorität als Häuptling funktionierte nur so lange, wie sein Volk ihm aus freien Stücken gehorchte. Um sich des Respekts seiner Untertanen zu versichern, mußte er herausfinden, was sie wollten, um ihnen dann zu befehlen, genau das zu tun. Nun ergriff er die härteste Maßnahme, die er, was Strafe anging, überhaupt kannte. »Sepie, du darfst zehn Tage nicht mal einen Fuß ins Meer setzen.«
    Sepie drehte sich um und wackelte ihm mit dem Hintern zu, bevor sie im Jungmännerhaus verschwand. Völlig verdattert hörten die Wachen mit ihrem Handgemenge auf und bewegten sich zögerlich in Richtung Eingang, wobei sie sich gegenseitig ratlos anschauten, um vom jeweils anderen die Erlaubnis einzuholen hineinzustürmen.
    »Das ist alles nur deine Schuld«, sagte Malink zu Favo. »Du hättest erst gar nicht damit anfangen sollen, ihr Sachen zu schenken.«
    »Ich hab ihr nichts geschenkt«, sagte Favo.
    »Du hast ihr Sachen geschenkt, damit« – und an dieser Stelle riß Malink sich zusammen, um zu vermeiden, daß er einen Freund verlor –, »damit sie dir Gefälligkeiten erweist.«
     

35
Freie Presse, mein Arsch
     
    In der Ecke eines fensterlosen Raumes aus Betonblocksteinen saß Jefferson Pardee auf einem Bürostuhl aus Metall. Der Wachmann stand an der eisernen Tür, seine Maschinenpistole auf Pardees haarige Brust gerichtet. Der Reporter bemühte sich zwar darum, so zu wirken wie die verletzte Unschuld, doch in Wirklichkeit hatte er eine Heidenangst. Er spürte, wie ihm das Herz in der Kehle pochte und der kalte Schweiß in Strömen den Rücken hinunterlief. Er hatte zwar versucht, mit den Wachen zu reden, doch entweder sprachen sie kein Englisch, oder sie gaben es zumindest vor, und so hatte er seine Versuche irgendwann eingestellt.
    Er hörte, wie der schwere Eisenriegel an der Tür zurückgeschoben wurde, und rechnete schon damit, daß nun der andere Wachmann zurückkommen würde, doch statt dessen betrat eine Frau in OP-Klamotten den Raum. Ihre Augen hatten die gleiche Farbe wie ihr blauer Kittel, und trotz der drückenden Hitze schien es, als würde sie frieren.
    »Endlich«, sagte Jefferson Pardee. »Hier liegt irgendein Irrtum vor.« Er streckte seine Hand aus und hoffte, daß nicht zu sehen war, wie sehr er zitterte, doch augenblicklich hob der Wachmann seine Uzi. »Ich bin Jefferson Pardee vom Truk Star.«
    Sie nickte dem Wachmann zu, und dieser verließ den Raum. Ihre Stimme klang freundlich, doch sie zeigte nicht die Spur eines Lächelns.
    »Ich bin Beth Curtis. Mein Mann leitet die Klinik auf dieser Insel.« Sie machte keinerlei Anstalten, ihm die Hand zu geben. »Ich bedauere, daß man Sie so behandelt hat, Mr. Pardee, aber die gesamte Insel steht unter

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