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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Raumanzüge; die Sonne bot natürlich keinen Hinweis darauf. Lau Pin bekam diesmal die Aufgabe, ihre Latrine zu erweitern, während die anderen Fisch brieten und das Gemüse kochten, das ihnen der Wald ringsum geliefert hatte. Selbst einfache Arbeiten erforderten ein Umdenken, denn die geringe Schwerkraft von nur 0,1 g machte Bewegungen zwar leichter, aber auch umständlicher.
    Von Redwing traf keine neue Nachricht ein, und Beth fühlte, wie ihre gerade neu erwachte Hoffnung wieder schwand. Wie die anderen konzentrierte sie sich auf die Routinearbeiten und lenkte sich dadurch von unangenehmen Gedanken ab.
    Plötzlich kam ein Ruf von Lau Pin: »Seht euch das an! Der Boden ist nur einen Meter dick!«
    Was natürlich durchaus Sinn ergab. Die Schale war ein dünnes Konstrukt; sie konnte nicht sehr dick sein, denn das hätte eine größere strukturelle Belastung bedeutet. Der Boden dieser riesigen künstlichen Welt war nur so dick, wie er unbedingt sein musste, um den Wurzeln der Pflanzen genug Platz und ausreichend Nährstoffe zu bieten. Lau Pin hatte Metallplatten und Röhren entdeckt, das Fundament eines Gebäudes größer als jede bekannte Welt.
    Beim Essen sprachen sie über die Möglichkeiten. »Könnten wir einen Tunnel graben?«, fragte Mayra. »Würde das etwas nützen?«
    Fred lächelte spöttisch. »Damit uns das Vakuum ins All saugt? Die Vogel-Leute scheinen Schäden sehr schnell reparieren zu können, aber vermutlich nicht schnell genug, um uns vor dem Tod zu bewahren.«
    Alle nickten. Beth musterte ihre Gefährten der Reihe nach und dachte: Wir brauchen ein Ziel, etwas, auf das wir hinarbeiten können. Andernfalls verwandeln wir uns in passive Gefangene. Während der Ausbildung hatte sie gelernt, worauf es ankam. Gib ihnen etwas, auf das sie sich konzentrieren können, das sie dazu bringt, aktiv zu werden.
    Das war ein wichtiger Punkt. In einer angespannten Situation durfte man nicht auf Aktivität verzichten, nur weil das einfacher und bequemer war. Nicht passiv werden. Wenn man aufgab, drohte der Tod.
    Abduss erwähnte wie beiläufig etwas, das Beths Überlegungen unterbrach. »Ich habe einige lose Arachno-Fäden gefunden. Offenbar handelt es sich um Abfall, als eins der Biester sein Netz reparierte. Die weißen Faserstränge werden tatsächlich von den Arachnos gesponnen, wie Beth vermutet. Ich hab eins der Geschöpfe dabei beobachtet – kein angenehmer Anblick, glaubt mir. Jedenfalls, es ist mir gelungen, einige Stränge miteinander zu verbinden …«
    »Wie?«, fragte Beth.
    »Ich habe sie gewissermaßen zusammengeschweißt, mit dem Laser. Man braucht die Enden nur zu erhitzen und aneinanderzuhalten, dann verkleben sie.« Abduss lächelte stolz und holte zwei der weißen Stränge aus seinem Rucksack, beide etwa einen Meter lang. »Seht ihr? Hitze genügt, um sie miteinander zu verbinden. Ich schätze, diese hier sind aus irgendeinem Grund abgeschnitten worden …«
    »Auf diese Weise lässt sich ein Seil herstellen«, sagte Lau Pin und sah Beth an. »Und mit einem Seil lässt sich durchaus etwas anfangen.«
    Beth nickte. »Es könnte uns bei der Flucht helfen.«

26
    Nie zuvor hatte sich Tananareve so sehr die Dunkelheit der Nacht gewünscht.
    Sie alle hatten sich langsam daran gewöhnt, im ständigen Tageslicht zu schlafen, zugedeckt von großen Blättern oder in den tiefen Schatten von Bäumen und Büschen. Aus einigen geeigneten Blättern hatte Mayra Masken angefertigt, die sie beim Schlafen trugen und das Licht fernhielten. Trotzdem fiel es Tananareve schwer, Ruhe zu finden – sie erwachte sofort, wenn es irgendwo im Dickicht raschelte. Deshalb war sie ständig müde und benommen, auch als sie schließlich mit der Absicht aufbrachen, aus der Gefangenschaft zu entkommen.
    Das erste Problem bestand darin, keinen Verdacht bei den Dienstlern zu erregen. Lau Pin führte sie über verborgene Wege, die er zuvor erkundet hatte. Tananareve setzte wie in Trance einen Fuß vor den anderen und achtete darauf, nicht über die aus dem Boden ragenden Wurzeln zu stolpern.
    Abduss hatte für die »Seile«, die sie bei sich trugen, sein Leben riskiert. Er hatte die bewaldete Terrasse, die ihr Gefängnis darstellte, verlassen und mehrere Kilometer zurückgelegt, um weit genug von den anderen entfernt zu sein. Eine einfache Vorsichtsmaßnahme: Falls ihn die Arachnos entdeckten, sollten sie ihn nicht mit den anderen in Verbindung bringen können. Er schnitt lange Teile der weißen Faserstränge ab und trug sie rasch

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