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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Feldhausen
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glaubte noch, sich geirrt zu haben. Dann kam der nächste. Er stand auf und blickte um sich. Was immer das zu bedeuten hatte, auf jeden Fall wollte sich da jemand nicht offen zeigen. Gefahr schien Alvermann nicht zu drohen; es wäre Zeit genug gewesen, ihn zu überwältigen oder Schlimmeres zu tun.
    Er ging in die Richtung, aus der die Steine geflogen kamen, und bog um die Ecke. Da saß der Junge und bedeutete ihm aufgeregt, ruhig zu bleiben – und dann, dass sich im Schuppen noch jemand aufhielt.
    Alvermann ging pfeifend zu seinem Auto zurück, gähnte und streckte sich. In aller Ruhe schloss er die Tür und startete. Dann drückte er das Gaspedal durch und hielt mit quietschenden Reifen an der Schuppenecke. Er riss die Tür auf, und Frederik sprang ins Auto.
    »Bück dich!«, schrie Alvermann und raste den kleinen Weg an der Papiermühle entlang. Mehrere Schüsse verfehlten den Wagen, einer jedoch traf den hinteren Reifen. Alvermann verlor beinahe die Kontrolle über das Fahrzeug. Nur mit Mühe gelang es ihm, hinter der Mühle abzubiegen, um aus dem Schussfeld zu kommen. Der Wagen verlor an Geschwindigkeit, aber sie erreichten die Straße, die das südliche Wohnviertel mit dem Zentrum von Karlsbach verband. Alvermann sah im Rückspiegel einen Mann auftauchen; beleuchtet vom Mond stand er da für eine Sekunde, dann war er wieder verschwunden. Irgendwo muss er sein Auto geparkt haben. Hoffentlich weit weg, dachte Alvermann.
    »Bleib unten«, rief er Frederik zu. Er selber stieg aus und stellte sich mitten auf die Straße. Ein Lkw, der aus Richtung Innenstadt kam, blendete auf und betätigte wie wild die Hupe. Alvermann blieb stehen. Der Lkw kam mit kreischenden Bremsen nur wenige Meter vor ihm zum Halten. Alvermann winkte Frederik, und beide stiegen an der Beifahrerseite ein.
    Zwei Männer saßen in der Fahrerkabine. Papiere und Tüten hatten sich überall verteilt, irgendeine rote Flüssigkeit hatte sich auf den Beifahrer ergossen. Die Notbremsung musste heftig gewesen sein. Während der Fahrer schrie und wild gestikulierte, holte Alvermann seinen Ausweis aus der Jacke.
    »Fahren Sie weiter, Mann, los, fahren Sie!«
    Scheinwerfer tauchten wenig später hinter ihnen auf, verschwanden aber bald wieder.

39
    Dr. Jürgen Rössler kam wie so oft erst spät nachts nach Hause. Er schaute in die Zimmer der Kinder; erst nachdem er ausgiebig geduscht hatte, kehrte er zurück und drückte Hendrik einen Kuss auf seine schlafrote Wange. Nebenan, im Zimmer seiner Tochter, setzte er sich auf einen Kinderstuhl ans Bett und betrachtete sie. Er streckte seine Hand aus und verharrte einen Moment über ihrem Kopf, so als sei er im Begriff, übers Haar zu streichen, zog die Hand aber wieder zurück. Dann saß er nur da und schaute auf ihre kleine Gestalt, die sich unter der Decke abzeichnete.
    Am nächsten Morgen setzte er sich kurz zu seinen Kindern und zu seiner Frau an den Frühstückstisch. Die Zeit drängte; draußen wartete sein Chauffeur, der ihn zu seinem ersten Termin bringen sollte. Trotzdem warf er einen kurzen Blick in die Zeitung. Der Stettner-Fall war inzwischen eine Woche alt und sorgte immer noch für Schlagzeilen. Das Mädchen blieb die Unbekannte aus dem Park, und der Junge, der es gefunden hatte, war ebenfalls verschwunden. Seine Frau trat hinter ihn und strich über seine Wange.
    »Was glaubst du, wie lange unsere Polizei noch braucht? Ich dachte immer, hier bei uns könne das nicht geschehen. Gestern war Elternabend, und wir haben nur über die Sicherheit unserer Kinder gesprochen. Die Eltern sind verängstigt und haben mich gefragt, ob du nicht etwas tun kannst.«
    »Wir sind im Gespräch mit der Polizei und mit der Staatsanwaltschaft, mehr ist im Moment nicht möglich. Außerdem überlegen wir in der Partei, für die Aufstockung der Ordnungskräfte im nächsten Haushalt mehr Mittel zu beantragen, aber das dauert.«
    Ich halte den Druck nicht mehr lange aus, dachte Rössler und wandte sich an seine Kinder:
    »Ich möchte, dass ihr heute Abend besonders brav seid. Ihr könnt bis einundzwanzig Uhr aufbleiben, aber dann geht ihr ohne eure üblichen Kämpfchen ins Bett.«
    »Papa, wer kommt denn heute schon wieder? Du wolltest doch mit uns runter an den See und nach Kaulquappen gucken. Du hast extra gesagt, wir sollen nicht alleine gehen, sondern auf …«
    »Ja, ja, du hast recht, Schatz, aber gerade heute kommen ein paar Leute, die sehr wichtig für mich sind. Ich bitte das Hohe Haus um Verständnis, dass ich

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