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Himmelskraft

Titel: Himmelskraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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hin. »Jetzt - 90!«
    Er drückte auf einen Schaltpunkt: Jäh zuckte es durch die Luft. Noch bevor sie die Augen vor dem blendenden Licht zu schließen vermochten, krachte ein Donner, der Brooker und Headstone durcheinandertaumeln ließ und für Minuten taub machte.
    James Headstone saß auf einem Stapel Schrott, auf den er hingesunken war, und wischte sich die Stirn mit einem Taschentuch. Dr. Frank stand neben ihm und lachte.
    »Was, Mister Headstone? Der Schlag gab Öl!«
    »90 Millionen Volt?« stammelte Brooker. »Können Sie das noch einmal machen?« fragte er verwirrt.
    »Leider nicht möglich, Herr Direktor. Sie haben nur 10 Millionen Volt in Ihrem Werk. Drei mal 10 gibt, nach Adam Riese, 30. Mit 30
    Millionen kann ich’s Ihnen wiederholen, wenn wir den Kondensator von Ihrer Anlage aus neu laden.«
    »Schließen wir an!« sagte Brooker.
    »90 Millionen Volt springen zwischen den beiden Kugeln nicht über«, wandte Dr. Frank ein. »Sie haben es ja vorher gesehen. Wir müssen die Funkenstrecke verkürzen, den einen Draht abschneiden und näher heranziehen.«
    Den Draht abschneiden. Das Wort klang Headstone in den Ohren. Das ganze Elend mit der AE-Station kam ihm wieder in Erinnerung. Wie wollte der Doktor diesen verteufelten Draht abschneiden, der jedem Stahl trotzte und in der Hitze des Knallgasbrenners zu einem unlöschbaren Brandherd wurde? Er sprang auf und folgte Dr. Frank. Etwa 100 Meter ging der an dem Draht entlang, blieb stehen und griff in die Tasche. Eine kleine Zange lag in seiner Hand, als er sie wieder herauszog. Eine gewöhnliche Stahlzange schien es zu sein. Er beugte sich nieder, hob den Draht etwas empor, setzte die Zange an. Ein Druck von seiner Hand - glatt schnitt die Zange durch.
    »Was ist das? Wie haben Sie das gemacht, Herr Doktor? Womit haben Sie geschnitten?« Die Fragen überstürzten sich aus Headstones Mund.
    »Diamanten muß man mit Diamanten schneiden, Mister Headstone.«
    Dr. Frank nahm das Drahtende auf und zog es hinter sich her. »Helfen Sie mir, Mister Headstone!« bat er. »Der Draht ist schwer.«
    Gemeinsam schleiften sie ihn hinter sich her, bis zum Kondensator und noch weitere 100 Meter näher an den andern Mast heran.
    »Jetzt können wir anschließen.« Dr. Frank sagte es und ging, von Brooker und Headstone gefolgt, in die Werkhalle. Andere Drähte, mit dem Schwerstoff isoliert, lagen dort bereit. Die Anschlüsse wurden gemacht, die 10-Millionen-Anlage der United wurde auf Spannung gebracht.
    Headstone warf einen verwunderten Blick auf den Stromzeiger. Dr. Frank nickte ihm zu. »Mein Kondensator schluckt ganz brav. 50 Coulomb nimmt er bei der Spannung auf. So, jetzt ist er voll geladen. Wir können die Verbindungen lösen.« Wie ein Träumender folgte Headstone Brooker und dem Doktor wieder ins Freie.
    »Achtung!« rief Dr. Frank und machte eine Bewegung nach dem Kasten. Ein Blitz zuckte von dem einen Mast und schlug an der Stelle in die Erde, wo das freie Drahtende lag. Die Erde schien unter dem Schlag zu erbeben, grollend rollte der Donner nach.
    »Ein guter Schlag aber dreimal schwächer als der erste«, sagte Dr. Frank. »Wollen wir das Experiment wiederholen?«

Brooker winkte ab. »Genug, Herr Doktor. Wir haben gesehen, was Sie können. Jetzt wollen wir uns an den Verhandlungstisch setzen.«
    Fosdijk und Cowper saßen im Frühstücksraum eines kleinen Hotels in Tamasetse. Es war jenes Hotel, zu dem auch die Bar gehörte, in der sie gelegentlich ihre Sorgen ertränkt hatten.
    »Ein schöner Morgen heute; man könnte eine kleine Autofahrt machen«, meinte Cowper.
    »Einverstanden«, sagte Fosdijk.
    »Wohin?« fragte Cowper.
    »Zur Station!«
    Cowper hob abwehrend die Hände. »Ich bin heilfroh, daß wir endlich mal Urlaub haben.«
    »Wir sind gestern zu übereilt weggefahren, Cowper. Buchstäblich ohne Nachthemd und Zahnbürste. Das geht nicht. Wir müssen noch einmal hin, sehen, ob nicht doch etwas von unsern Sachen zu retten ist.«
    »Hemden und Zahnbürsten kann man auch hier kaufen«, versuchte Cowper abzulenken, doch Fosdijk bestand auf seinem Vorschlag.
    »Dann meinetwegen, Fosdijk, aber höchstens auf eine Viertelstunde. Länger halte ich’s da nicht aus.« In flotter Fahrt näherten sie sich der AE-Station. Aus der Ferne schien es, als ob sich dort nichts verändert hatte.
    Erst als sie näher kamen, wurden die Spuren des Brandes erkennbar. Rußgeschwärzte Stellen an dem Betonbau, öde Fensterhöhlen. Das Mittelseil, das den atmosphärischen Strom dem

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