Himmelskrieg: Roman (German Edition)
schon, Sasha. Seit dem Zweiten Weltkrieg hätten wir längst Armut und Hunger besiegen können. Die Technologie war da, allein der gute Wille fehlte. Dieses Replizieren würde in erster Linie bewirken, dass man keine Produkte mehr auf die herkömmliche Art herzustellen braucht. Arbeit hätten nur noch die Leute, die die Rohmaterialien transportieren und das Kraftwerk bedienen. Willst du mich wirklich beeindrucken? Dann zeige mir den großen Atom- oder Antimateriekern, der Keanu mit Energie versorgt. Diese Technologie könnte die Erde tatsächlich brauchen.«
Sie zeigte mit ausgestrecktem Finger direkt auf sein Gesicht. »Soll ich dir verraten, was wirklich blöd ist?«
Er wappnete sich innerlich. »Sag’s mir.«
»Dass wir beide uns darüber streiten.«
Er lachte. Sie lächelte und wackelte in einer schon viel freundlicheren Geste mit dem Finger. »Aber du hast eine entschieden finstere Seite, Harley.«
»Das hast du gewusst, als du dich mit mir zusammengetan hast.«
»Ich wusste rein gar nichts über dich, bevor ich in Houston auftauchte.«
»Dann sind wir quitt. Moment mal!« Harley hörte, dass Camilla wieder dieses Liedchen sang, das Xavier erwähnt hatte, in dessen Text der Ausdruck »rato« vorkam. »Es scheint, als würde sie dieses Lied andauernd singen. Kannst du die Worte verstehen?«
Sasha schüttelte den Kopf. »Das ist kein Deutsch. Ich höre so was wie ›Ratte‹ und ›Wand‹ heraus. Der Rest ist mir unverständlich.«
»Sie sagte, sie sei hungrig. Wir sollten ihr was zu essen besorgen.«
Harley und Sasha begaben sich mit Camilla in das Obergeschoss des Tempels.
Eine Zeitlang beschäftigte Harley sich mit Führungsaufgaben, unter anderem arbeitete er mit Weldon und Nayar einen Plan zur Verteilung von Nahrungsmitteln aus.
Gelegentlich hielt er inne und dachte: Komm schon, Zack! Du kennst die Regeln! Lass einen Kumpel nicht im Ungewissen! Melde dich! Komm zurück!
Als er den Rollstuhl wieder nach draußen lenkte, kam er unterwegs an dem Woggle-Käfer-Terrarium vorbei. Und ihm fiel auf, dass jetzt statt einem einzigen … zwei Käfer unter der umgestülpten Glasschüssel steckten.
Merkwürdig. »Sasha! Shane! Jemand soll mal herkommen!«
4
ZACK
Dale sagte: »Zack, ich glaube, Wade hat aufgehört zu atmen!«
Als Zack Stewart das hörte, platzte er heraus: »Gottverdammte Scheiße!«
Sie konnten den Mt.-St.-Helens-Schlot sehen, und das bedeutete, dass sie höchstens einen halben Kilometer von einer Membran und somit einer möglichen Rettung entfernt waren. Die Membran war auch ein Fluchtweg und verhieß eine Verbesserung ihrer wahrhaft schwierigen Situation.
Deshalb wollte Zack nicht stehenbleiben. Er wollte unbe dingt weitermarschieren. »Woher willst du das wissen?«, fragte er Dale.
»Weil er vor zehn Minuten aufgehört hat zu sprechen.«
Zack war es nicht aufgefallen, dass Wade schwieg. Die Kommunikation von Skinsuit zu Skinsuit funktionierte nicht immer, und er hatte sich bereits daran gewöhnt, dass die Nachhut ihrer kleinen Kolonne ziemlich schweigsam geworden war. »Wade!«, rief er. »Wachen Sie auf, Bitte! Reden Sie mit uns!«
Keine Reaktion.
Er hörte ein schwaches Echo, als Dale jetzt versuchte, zu Wade durchzudringen, aber auch er hatte keinen Erfolg. »Ich muss dir was sagen, es fühlt sich an, als würde ich ein totes Gewicht mit mir rumschleppen.«
»Zack, um Gottes willen, legen Sie einen Halt ein, damit wir der Sache nachgehen können!« Das war Valya. Ihre Stimme dröhnte laut in Zacks Skinsuit-Kappe. Er hatte nicht gewusst, dass sie nur einen Meter hinter ihm ging.
Na schön, er blieb stehen. Auch Makali, die vor ihm her marschierte, hielt an.
Sie rannten zu Dale und halfen ihm, Wade Williams auf den Boden zu legen.
Er hat recht, dachte Zack. Ein totes Gewicht . Zu Makali sagte er: »Können Sie seine Augen sehen? Irgendwas erkennen?«
»Ich bemühe mich. Diese verdammten Insektenaugen …« Wade hatte den Visieren der Skinsuits diesen Namen verpasst. Dieser klassische Scifi-Ausdruck beschrieb sehr treffend das Aussehen der Optik.
»So unternehmt doch etwas!«, jammerte Valya.
Dale reagierte gereizt. »Wir können hier keine Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten, mein Schatz!«
»O Scheiße!«, fluchte Makali und wich jählings von Williams zurück.
In der Hand hielt sie ein Stück seines Skinsuits, das von der Kopfumhüllung abgegangen war. »Es hat sich einfach … abgelöst!«
Vor ihren Augen bekam Wade Williams’ Schutzanzug plötz lich Risse
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