Himmelskrieg: Roman (German Edition)
vor einer halben Ewigkeit hier gelandet.«
»Ich denke, dass ein großer Teil der hier verwendeten Technologie, die so fortschrittlich ist, dass sie uns wie Magie vorkommt, Fehlfunktionen hat oder kurz vor dem Zusammenbruch steht. Es machen sich Verschleißerscheinungen bemerkbar, die Systeme haben sich mittlerweile abgenutzt.«
»Und deshalb … gab sein Anzug den Geist auf.«
»Das könnte der Grund gewesen sein.« Er fasste Valya ins Auge. Sie und Dale waren Zack und Makali voraus. Kein Wunder, Eile tut not . »Valya, wie geht es Ihnen?«
Ihre Antwort konnte er nicht hören, aber Dale Scott reckte unbeholfen einen Daumen in die Höhe.
Obwohl die weißen Kacheln ebenmäßig und flach blieben, hatte Zack das Gefühl, sie würden bergauf laufen. »Da ist der Rand des Schlots!«, rief Makali.
Sie hetzte los und zog an Valya und Dale vorbei.
»Es gibt keinen Weg nach unten!« Makali verkündete die schlechte Nachricht, als Zack, der jetzt außer Atem war und sich Sorgen wegen seines eigenen blauen Indikators machte, den Schlotrand erreichte. Er legte den toten Williams auf den Boden.
Auf den ersten, flüchtigen Blick wirkte der Mt.-St.-Helens Schlot größer als der des Vesuv, und weniger symmetrisch. Wegen der Steinlawinen an den Hängen und anderer Merkmale sah er auch älter aus.
»Soll das heißen, dass keine Rampe nach unten führt?«, fragte Dale. Er und Valya hatten sie gerade erst eingeholt.
»Das heißt lediglich, dass wir bis jetzt noch keine Rampe entdeckt haben«, verbesserte Zack. Er wandte sich an Makali. »Richtig?«
Aber sie antwortete nicht … stattdessen hüpfte sie um den Rand des Schlots herum.
»Zack«, drängte Dale, »wir müssen Valya aus diesem Anzug rausholen. Und zwar schnell.«
»Wir alle müssen aus den Anzügen raus.« Er sah Makali hinterher, die sich immer weiter von ihnen entfernte. Wahrscheinlich hatte sie eine erkennbare, leicht zugängliche Struktur wie die Rampe am Vesuv-Schlot erwartet. Er erinnerte sich, wie schockiert er gewesen war, als er diese Rampe entdeckt hatte, die erste, zweifelsfrei von Aliens künstlich geschaffene Struktur, die Menschen je zu Gesicht bekommen hatten, und Zack war der Erste gewesen, der sie sah. Doch wie schnell war dieser grundlegende, die Welt verändernde Augenblick in der Lawine von späteren Entdeckungen verloren gegangen. Als Zack die unregelmäßigen Wände des Mt. St. Helens betrachtete, schloss er keineswegs aus, dass sie doch noch so etwas wie eine Rampe finden würden.
Außerdem durfte er nicht vergessen, dass Makali, trotz ihrer körperlichen Fitness und ihrer unbekümmerten, typisch australischen Wesensart, eine Akademikerin mit begrenzter operativer Erfahrung war, so wie Zack, als er anfangs dem Astro nautenbüro zugeteilt wurde. Sie war nicht daran gewöhnt, mit solcher Art Stress fertig zu werden.
»Zack, Sie lassen uns doch wohl nicht allein hier zurück?«, hallte Valyas Stimme in Zacks Ohren.
»Nein«, beruhigte er sie. »Ich suche nur nach einem Weg, auf dem wir zum Grund des Schlots gelangen.« Trotz seines unverwüstlichen Optimismus musste er zugeben, dass Makali vielleicht recht hatte. Nirgends an der Innenwand des Kraters war eine Rampe zu erkennen, jedenfalls nicht an dieser Seite. An manchen Stellen war die Kraterwand zerbröselt, und Ton nen von felsigem Schotter lagen drunten auf dem flachen Boden.
Zack beschlich ein mulmiges Gefühl. Er hatte Angst. Was, wenn sie nach unten gelangten und dann feststellten, dass der Tunnel in das vermutete Habitat durch eine Geröllaufschüttung blockiert war?
Das wäre tatsächlich eine Katastrophe.
»Hier drüben!«
Hatte er richtig gehört? Rief Makali ihm etwas zu?
»Zack! Dale, Valya, kommt alle mal hierher!«
Zack rannte zurück und holte Dale und Valya ein, die noch nicht weit gekommen waren. »Jetzt kann ich die Rampe sehen!«, frohlockte Makali.
Zack sah Makali. Sie hatte ungefähr ein Drittel des Schlots umrundet und sich dabei einen halben Kilometer von ihnen entfernt. Nun hopste sie auf und ab wie ein Kind, das sagen will: Holt mich doch!
Dale und Valya liefen an Williams’ Leiche vorbei. Zack überlegte, ob er den Körper einfach liegen lassen sollte. Zur Hölle mit der Vorstellung, einem Kameraden die letzte Ehre zu erweisen, zur Hölle mit wissenschaftlichen Experimenten.
Doch eine Lektion hatte er während seiner Karriere bei der NASA gelernt: Wenn du einen guten Plan hast, dann halte auch daran fest. Das Beste ist oft der Feind des Guten .
Also
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