Himmelskrieg: Roman (German Edition)
sowie ein geregelter Ablauf waren für Astronauten unabdingbar, wenn sie im Weltraum produktive Arbeit leisten sollten. Teufel noch mal, Beständigkeit und einen ordentlichen Plan brauchte man auch für eine produktive Arbeit zu Hause! Wenn dieses verdammte Habitat ihnen nur ein bisschen entgegenkäme … das ewige Zwielicht ging jedem auf den Geist.
Doch das war nicht der einzige Grund, um nervös zu sein. »Vikram, Sie sagten, dass diese Woggle-Käfer kommunizieren. Aber auf welche Weise findet die Kommunikation statt?«
»Jaidev entdeckte, dass das erste Käferpaar, sogar die vier ersten Exemplare, sich in deutlich erkennbaren Mustern arrangierten. Dahinter steckte ein mathematisches Element. Es war, als würde die Kreatur – oder die Kreaturen – nach einer Form suchen, die wir erkennen und auf die wir reagieren würden.«
»Nun, offenkundig haben Ihre Leute etwas erkannt. Haben sie in irgendeiner Weise reagiert?«
»Ich weiß es nicht. Ich gehörte nicht zu dem Team.«
Sie erreichten den Tempel. Als Erstes sah Harley, dass die untere Etage beinahe verwaist war. Hinten in einer Ecke gluck ten ein paar Leute aus Houston zusammen, unterhielten sich und teilten sich eine kärgliche Mahlzeit.
Dann erblickte Harley Gabriel Jones, der sich auf dem Boden zusammengerollt hatte und schlief … jedenfalls hoffte er, dass dies der Fall war.
Erst dann fiel sein Blick auf das Terrarium. »Verdammte Scheiße!«
Es war umgekippt. Zwar war es intakt, aber die Käfer waren entwichen. Die Stelle am Boden, wo das Terrarium gestanden hatte, war weggefressen wie von Termiten. Von dort aus verlief eine Spur aus Käfern bis zur Frontseite des Tempels. Hier fächerte sie sich auf und schien in den Boden einzusinken.
Und keiner schien es zu bemerken! »Vikram!«
»Ich weiß, ich weiß.« Nayar peilte über Harleys Schulter. Dann begann er auf Hindi Befehle zu brüllen. »Holt Jaidev hierher. Sofort!«
»Was soll Jaidev tun?«, fragte Harley. »Was können wir tun?«
»Wir behandeln das hier wie einen Chemieunfall«, sagte Nayar.
»Obwohl diese Kreaturen offensichtlich intelligent sind …«
»Ja! Ich fürchte, wenn man sie nicht stoppt, haben sie das Habitat in einer Woche überrannt!«
Harley war ganz seiner Meinung. Er hatte nur wissen wollen, ob Nayar einer Ausrottung zustimmte.
Jaidev und seine Kollegen kamen von den oberen Etagen heruntergeflitzt. Als sie das umgekippte Terrarium sahen, kamen sie schlitternd zum Stehen wie Cartoonfiguren. Xavier Toutant war bei ihnen. »Wie ist das passiert?«, fragte Jaidev. »Erst vor einer halben Stunde war ich hier, und da war alles in Ordnung!«
»Wie viele Käfer befanden sich da in dem Terrarium?«, erkundigte sich Harley.
»Viel zu viele. Ich hatte den Eindruck, dass sie in wenigen Tagen ihr Habitat übervölkern würden. Auf den Gedanken, dass sie unser Habitat überschwemmen könnten, kam ich gar nicht.«
Xavier mischte sich ein. »Glauben Sie, die Käfer haben das Terrarium selbst umgekippt?«
»Nein«, sagte Nayar, und Jaidev nickte zustimmend. »Es sei denn, jemand hat eigens für die Käfer die Gesetze der Physik geändert. Diese Kreaturen besitzen nicht genug Masse, um so etwas zu bewirken.« Er wandte sich an Harley.
»Irgendwer hat das Terrarium absichtlich umgekippt.«
»So dämlich kann doch keiner sein!«, entfuhr es Xavier.
Harley brauchte nicht lange nachzudenken. »Camilla könnte es getan haben. Vielleicht war das Chitrans Botschaft, als sie sagte, dieses Mädchen würde uns alle töten.« Mittlerweile hatte er so viele Abnormitäten hinnehmen müssen, dass er sich wie betäubt fühlte. Entwichene Woggle-Käfer = mein Tod? Unmöglich!
Aber … hier war anscheinend nichts unmöglich. »Okay, selbst wenn es zu spät ist, müssen wir Ordnung schaffen. Goodbye Woggle-Käfer. Haben wir etwas, um sie auszumerzen?«
»Schade, dass wir das Wohnmobil nicht mehr haben«, bedauerte Jaidev. »Wir könnten Benzin aus dem Tank absaugen, die Käfer damit einsprühen und sie verbrennen.«
»Wissen wir denn mit Bestimmtheit, dass wir nicht mehr darauf zurückgreifen können?« Weldon hatte die Inventurlisten beider Gruppen. Harley blickte zu Nayar hoch. »Wir sollten feststellen, ob wir etwas besitzen, das sich als Waffe verwenden ließe.«
»Wahrscheinlich können wir auch etwas auf synthetischem Wege herstellen«, sagte Nayar. »Gifte, Chemikalien.«
Jaidev rieb sich das Gesicht. Harley vergegenwärtigte sich, dass der Mann seit zwei Tagen nicht mehr
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