Himmelskrieg: Roman (German Edition)
sind wir froh, dass Sie wieder bei uns sind und es Ihnen allmählich wieder besser geht«, sagte Weldon. »Und dass Ihr Leben jetzt einen Sinn hat. Eine Bestimmung …«
Mit vollem Mund konnte Bynum nicht sprechen, aber er gestikulierte mit dem Löffel, wie um zu sagen: Exakt . »Ich bin hier als Bote.« Dann lächelte er. »Vielleicht könnte man mich mit Johannes dem Täufer vergleichen! Durch meine Wiedergeburt bin ich mit Keanu und jeder Menge interessanter Dinge verbunden … ich muss nur noch herausfinden, wie ich die Sache systematisch angehen kann. Im Augenblick glaube ich jedoch, dass ich hier bin, um euch allen zu sagen …«
Das Thema wurde vorläufig fallengelassen, weil Vikram Nayar zu ihnen stieß. Bei ihm befand sich ein schlanker, selbst zufrieden dreinschauender Hindu … Jaidev. Nayar wirkte quengelig, wie Xaviers Momma sich ausgedrückt hätte.
Falls Nayar von Bynums Anwesenheit überrascht war, so gab er dies durch nichts zu erkennen. Vielleicht hatte man ihn ja vorgewarnt. »Hat man Camilla gefunden?«, fragte Harley.
»Nein.«
»Weiß denn jemand, wohin sie gegangen ist?« Weldon verlor die Geduld. »Das ist sehr wichtig.«
»Hier bricht bald ein völlig neues Chaos aus«, sagte Nayar.
Jaidev hatte einen Tik-Talk, den er auf Nayars Anweisung hin einschaltete. Xavier fragte sich, wie lange es noch dauern konnte, bis die Batterien leer waren. »Meine Leute berichten mir von sehr beunruhigenden Vorkommnissen«, sagte Nayar. »Die Käfer sind nicht nur hier im Tempel. Sie sind an mindestens drei anderen Stellen aufgetaucht.« Dann nickte er in Bynums Richtung und ließ sich von Jaidev den Tik-Talk geben.
Nayars Hände zitterten, was Xavier gar nicht gut fand. Vikram Nayar war der ausgeglichenste Mensch, den Xavier kannte. Wenn er durchdrehte, dann drehten alle anderen auch bald durch.
Xavier gehörte nicht dem inneren Zirkel an und eigentlich hatte er keinen Anspruch darauf, zu sehen, was sich auf dem Tik-Talk befand … doch als ein Mitglied der Houston/Ban galore-Gruppe fühlte er sich berechtigt, sich Informationen zu beschaffen. Indem er sich direkt hinter Harley Drakes Rollstuhl stellte, konnte er das sehen, was Harley auch sah.
Und das war eine Reihe von Standbildern, die mit einer Handykamera aufgenommen worden waren. Sie zeigten mas senhafte Ansammlungen von Woggle-Käfern an den Ufern des Lake Ganges, vor dem Eingang zum Bienenstock und an mindestens drei weiteren Stellen, die Xavier nicht identifizieren konnte. Auf einem Video sah man ein bizarres, bohrerähnliches Ding, das sich offenbar mühelos aus dem Boden ans Tageslicht hinauf fräste.
»Was ist das?« Weldon deutete auf den Bohrer.
»Es scheint sich um einen anderen Käfertyp zu handeln. Oder um eine Zusammenballung von mehreren«, sagte Nayar. »Sie haben dieselbe Farbe und Beschaffenheit. Sogar dieselbe fraktale Struktur.« Als er den verständnislosen Ausdruck auf mindestens zwei Gesichtern sah, fügte er hinzu: »Ich rede hier von den gleichmäßigen Kanten. Und je genauer wir hinsehen, umso mehr Kanten entdecken wir.«
»Scheiße!«, fluchte Harley. »Wir haben es hier mit einer Verseuchung zu tun.«
»Es ist sogar noch viel schlimmer«, sagte Nayar, und Xaviers Besorgnis stieg.
Das nächste Bild zeigte einen schwarzen Bohrer, der sich anscheinend von unten in das Habitat der Menschen hineingewühlt hatte. »Was zum Teufel ist das?«, fragte Harley.
»Mindestens vier dieser Bohrkäfer sind während der letzten Stunde südlich des Tempels aus dem Boden gekommen. Wenn sie tatsächlich mit den Woggle-Käfern verwandt sind, geben sie uns wichtige Hinweise. Diese Kreaturen gleichen Termiten. Sie absorbieren, fressen und verarbeiten Rohmaterial, dann wachsen sie und pflanzen sich fort.«
»Verdammter Mist!«, schimpfte Weldon und rieb sich die Augen.
»Das war noch nicht alles«, sagte Nayar. »Hier ist das nächste Video.«
Dieses Mal sah man eine geflügelte Kreatur. Der Film zeigte, wie eine Frau aus Bangalore vor einer schwarzen Libelle in Deckung ging, deren Körper ungefähr dreißig Zentimeter lang war, und die eine dementsprechende Flügelspannweite aufwies.
»Das könnte der dritte Typ sein. Bis jetzt haben wir nur ein einziges Exemplar davon gesehen. Und zum Schluss kommt noch das hier.« Nayar spielte das letzte Video ab. »Diese Kreatur wurde nördlich des Tempels gesichtet. Jemand sagte, es sei aus der Richtung aufgetaucht, in der die Vesikel gelandet sind.«
»Zack sagte doch, diese Bereich sei
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